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Thomasius, Christian: Einleitung zu der Vernunfft-Lehre. Halle (Saale), 1691.

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und deren unterschiedenen Arten.
Geruch/ eigentlich weder eine harmonie
noch disharmonie. Also ist zwischen zweyen
Farben von einerley Hauptcouleur

zwischen zweyen Violinen u. s. w. davon ich
von der einen nichts weiß oder doch abwesend
ist/ eigentlich weder Ubereinstimmung noch
Unterschied.

38. Ebenmäßig giebt es auch Dinge/ die
man weder für wahr noch falsch ausgeben
kan/ entweder weil sie gar unterschiedener Na-
tur mit der capacität unsers Verstandes
seyn/ deßhalben weil sie wegen ihrer gar zu
grossen Kleinigkeit keine sensible impres-
sion
drein machen können/ als die particulae
minutissimae materiae,
oder weil sie wegen der
übermäßigen Grösse in unsern kleinen Ver-
stand nicht gantz eingedruckt werden können/
als übernatürliche geistliche und Göttliche
Dinge.

39. Oder weil wegen ihrer Abwesen-
heit
man sie mit dem Verstand nicht conte-
riren
kan/ als abermals übernatürliche und
viel natürliche Dinge/
die von uns allzuweit
entfernet sind.

40. Diese nun/ so ferne sie in solcher Be-
trachtung bleiben/ heissen unbekandte oder

uner-
K

und deren unterſchiedenen Arten.
Geruch/ eigentlich weder eine harmonie
noch disharmonie. Alſo iſt zwiſchen zweyen
Farben von einerley Hauptcouleur

zwiſchen zweyen Violinen u. ſ. w. davon ich
von der einen nichts weiß oder doch abweſend
iſt/ eigentlich weder Ubereinſtimmung noch
Unterſchied.

38. Ebenmaͤßig giebt es auch Dinge/ die
man weder fuͤr wahr noch falſch ausgeben
kan/ entweder weil ſie gar unterſchiedener Na-
tur mit der capacitaͤt unſers Verſtandes
ſeyn/ deßhalben weil ſie wegen ihrer gar zu
groſſen Kleinigkeit keine ſenſible impres-
ſion
drein machen koͤnnen/ als die particulæ
minutisſimæ materiæ,
oder weil ſie wegen der
uͤbermaͤßigen Groͤſſe in unſern kleinen Ver-
ſtand nicht gantz eingedruckt werden koͤnnen/
als uͤbernatuͤrliche geiſtliche und Goͤttliche
Dinge.

39. Oder weil wegen ihrer Abweſen-
heit
man ſie mit dem Verſtand nicht conte-
riren
kan/ als abermals uͤbernatuͤrliche und
viel natuͤrliche Dinge/
die von uns allzuweit
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40. Dieſe nun/ ſo ferne ſie in ſolcher Be-
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uner-
K
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[145/0163] und deren unterſchiedenen Arten. Geruch/ eigentlich weder eine harmonie noch disharmonie. Alſo iſt zwiſchen zweyen Farben von einerley Hauptcouleur zwiſchen zweyen Violinen u. ſ. w. davon ich von der einen nichts weiß oder doch abweſend iſt/ eigentlich weder Ubereinſtimmung noch Unterſchied. 38. Ebenmaͤßig giebt es auch Dinge/ die man weder fuͤr wahr noch falſch ausgeben kan/ entweder weil ſie gar unterſchiedener Na- tur mit der capacitaͤt unſers Verſtandes ſeyn/ deßhalben weil ſie wegen ihrer gar zu groſſen Kleinigkeit keine ſenſible impres- ſion drein machen koͤnnen/ als die particulæ minutisſimæ materiæ, oder weil ſie wegen der uͤbermaͤßigen Groͤſſe in unſern kleinen Ver- ſtand nicht gantz eingedruckt werden koͤnnen/ als uͤbernatuͤrliche geiſtliche und Goͤttliche Dinge. 39. Oder weil wegen ihrer Abweſen- heit man ſie mit dem Verſtand nicht conte- riren kan/ als abermals uͤbernatuͤrliche und viel natuͤrliche Dinge/ die von uns allzuweit entfernet ſind. 40. Dieſe nun/ ſo ferne ſie in ſolcher Be- trachtung bleiben/ heiſſen unbekandte oder uner- K

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Zitationshilfe: Thomasius, Christian: Einleitung zu der Vernunfft-Lehre. Halle (Saale), 1691, S. 145. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_einleitungvernufftlehre_1691/163>, abgerufen am 17.05.2024.