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Thomasius, Christian: Einleitung zu der Vernunfft-Lehre. Halle (Saale), 1691.

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Kunst-Wörtern der Vern. Lehre.
Trieb bewegen. Todt/ wenn dieser innerliche
Trieb aufhöret/ seine Wirckung zu thun.

44. Diese Bewegung geschiehet entweder
ohne Veränderung des Orts/ durch blossen
Wachsthum/ und zwar entweder alleine un-
ter der Erden/ wie bey denen Steinen/ Me-
tallen
und Mineralien/ oder auch über der-
selbigen bey denen Pflantzen und Bäumen.

45. Oder sie geschiehet mit Veränderung
des Orts/ entweder ohne Erkäntnüß/ als wie
bey denen Bestien/ oder mit Erkäntnüß/ wie
bey denen Menschen.

46. Die Dinge/ von denen wir bisher ge-
redet/ und welche von GOtt herrühren/ heis-
sen Entia natur alia, natürliche Dinge/ Gott
selbst aber ist Ens supernatur ale, oder ein Uber-
natürliches. Was von menschlichen Verstand
herrühret/ nennet man Entia moralia, soferne
sein Thun und Lassen mit denen Gesetzen über-
ein kömmt oder nicht/ oder Entia artificialia,
soferne dasselbige denen natürlichen Dingen
nachahmet.

47. Aber wir müssen auch derer Entium ra-
tionis
nicht vergessen/ die in des Menschen
Verstand einig und alleine ihr Wesen haben.
Diese sind nichts anders als die eingedruckten

sche-
J 2

Kunſt-Woͤrtern der Vern. Lehre.
Trieb bewegen. Todt/ wenn dieſer innerliche
Trieb aufhoͤret/ ſeine Wirckung zu thun.

44. Dieſe Bewegung geſchiehet entweder
ohne Veraͤnderung des Orts/ durch bloſſen
Wachsthum/ und zwar entweder alleine un-
ter der Erden/ wie bey denen Steinen/ Me-
tallen
und Mineralien/ oder auch uͤber der-
ſelbigen bey denen Pflantzen und Baͤumen.

45. Oder ſie geſchiehet mit Veraͤnderung
des Orts/ entweder ohne Erkaͤntnuͤß/ als wie
bey denen Beſtien/ oder mit Erkaͤntnuͤß/ wie
bey denen Menſchen.

46. Die Dinge/ von denen wir bisher ge-
redet/ und welche von GOtt herruͤhren/ heiſ-
ſen Entia natur alia, natuͤrliche Dinge/ Gott
ſelbſt aber iſt Ens ſupernatur ale, oder ein Uber-
natuͤrliches. Was von menſchlichen Verſtand
herruͤhret/ nennet man Entia moralia, ſoferne
ſein Thun und Laſſen mit denen Geſetzen uͤber-
ein koͤmmt oder nicht/ oder Entia artificialia,
ſoferne daſſelbige denen natuͤrlichen Dingen
nachahmet.

47. Aber wir muͤſſen auch derer Entium ra-
tionis
nicht vergeſſen/ die in des Menſchen
Verſtand einig und alleine ihr Weſen haben.
Dieſe ſind nichts anders als die eingedruckten

ſche-
J 2
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[131/0149] Kunſt-Woͤrtern der Vern. Lehre. Trieb bewegen. Todt/ wenn dieſer innerliche Trieb aufhoͤret/ ſeine Wirckung zu thun. 44. Dieſe Bewegung geſchiehet entweder ohne Veraͤnderung des Orts/ durch bloſſen Wachsthum/ und zwar entweder alleine un- ter der Erden/ wie bey denen Steinen/ Me- tallen und Mineralien/ oder auch uͤber der- ſelbigen bey denen Pflantzen und Baͤumen. 45. Oder ſie geſchiehet mit Veraͤnderung des Orts/ entweder ohne Erkaͤntnuͤß/ als wie bey denen Beſtien/ oder mit Erkaͤntnuͤß/ wie bey denen Menſchen. 46. Die Dinge/ von denen wir bisher ge- redet/ und welche von GOtt herruͤhren/ heiſ- ſen Entia natur alia, natuͤrliche Dinge/ Gott ſelbſt aber iſt Ens ſupernatur ale, oder ein Uber- natuͤrliches. Was von menſchlichen Verſtand herruͤhret/ nennet man Entia moralia, ſoferne ſein Thun und Laſſen mit denen Geſetzen uͤber- ein koͤmmt oder nicht/ oder Entia artificialia, ſoferne daſſelbige denen natuͤrlichen Dingen nachahmet. 47. Aber wir muͤſſen auch derer Entium ra- tionis nicht vergeſſen/ die in des Menſchen Verſtand einig und alleine ihr Weſen haben. Dieſe ſind nichts anders als die eingedruckten ſche- J 2

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Zitationshilfe: Thomasius, Christian: Einleitung zu der Vernunfft-Lehre. Halle (Saale), 1691, S. 131. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_einleitungvernufftlehre_1691/149>, abgerufen am 27.11.2024.