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Thomasius, Christian: Einleitung zu der Vernunfft-Lehre. Halle (Saale), 1691.

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gantzen Stadt die höchsie Würde des
Bürgemeister-Ambts aufftruge. Nichts
destoweniger habe ich nicht Ursach über
diesen Verzug mich in geringsten zu be-
klagen/ indem Eure Magnificenz,
an statt daß ich zufrieden gewesen/ wenn
Sie so wohl wegen Jhres Standes als
Alters/ und der dasselbige begleiten-
den allezeit hochzuvenerirenden Weiß-
heit/ mich als einen Clienten oder Sohn
tractiret hätte; ohne meinen geringsten
Verdienst mich mit einer solchen Freund-
schafft beehret/ als wenn Derselben in
allen diesen Stücken ich gleich gewesen
wäre. Und gewiß ich habe durch Eurer
Magnificenz Gutheit zu erst den recht-
schaffenen Unterscheid zwischen einer
Freundschafft die keinen andern End-
zweck hat/ als eine ehrliche Vergnügung
des Gemüths/ und zwischen den gemei-
nen Verbindungen/ die einig und allein
auff den Eigennutz abzielen/ klar und
deutlich erkennen lernen. Ein Patron
thue einen Clienten so viel guts als er

wol-

gantzen Stadt die hoͤchſie Wuͤrde des
Buͤrgemeiſter-Ambts aufftruge. Nichts
deſtoweniger habe ich nicht Urſach uͤber
dieſen Verzug mich in geringſten zu be-
klagen/ indem Eure Magnificenz,
an ſtatt daß ich zufrieden geweſen/ wenn
Sie ſo wohl wegen Jhres Standes als
Alters/ und der daſſelbige begleiten-
den allezeit hochzuvenerirenden Weiß-
heit/ mich als einen Clienten oder Sohn
tractiret haͤtte; ohne meinen geringſten
Verdienſt mich mit einer ſolchen Freund-
ſchafft beehret/ als wenn Derſelben in
allen dieſen Stuͤcken ich gleich geweſen
waͤre. Und gewiß ich habe durch Eurer
Magnificenz Gutheit zu erſt den recht-
ſchaffenen Unterſcheid zwiſchen einer
Freundſchafft die keinen andern End-
zweck hat/ als eine ehrliche Vergnuͤgung
des Gemuͤths/ und zwiſchen den gemei-
nen Verbindungen/ die einig und allein
auff den Eigennutz abzielen/ klar und
deutlich erkennen lernen. Ein Patron
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[0012] gantzen Stadt die hoͤchſie Wuͤrde des Buͤrgemeiſter-Ambts aufftruge. Nichts deſtoweniger habe ich nicht Urſach uͤber dieſen Verzug mich in geringſten zu be- klagen/ indem Eure Magnificenz, an ſtatt daß ich zufrieden geweſen/ wenn Sie ſo wohl wegen Jhres Standes als Alters/ und der daſſelbige begleiten- den allezeit hochzuvenerirenden Weiß- heit/ mich als einen Clienten oder Sohn tractiret haͤtte; ohne meinen geringſten Verdienſt mich mit einer ſolchen Freund- ſchafft beehret/ als wenn Derſelben in allen dieſen Stuͤcken ich gleich geweſen waͤre. Und gewiß ich habe durch Eurer Magnificenz Gutheit zu erſt den recht- ſchaffenen Unterſcheid zwiſchen einer Freundſchafft die keinen andern End- zweck hat/ als eine ehrliche Vergnuͤgung des Gemuͤths/ und zwiſchen den gemei- nen Verbindungen/ die einig und allein auff den Eigennutz abzielen/ klar und deutlich erkennen lernen. Ein Patron thue einen Clienten ſo viel guts als er wol-

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Zitationshilfe: Thomasius, Christian: Einleitung zu der Vernunfft-Lehre. Halle (Saale), 1691, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_einleitungvernufftlehre_1691/12>, abgerufen am 30.04.2024.