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Thomasius, Christian: Einleitung zu der Vernunfft-Lehre. Halle (Saale), 1691.

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Gelahrheit insgemein.
jenen ist freylich die heilige Schrifft schwer zu
verstehen/ und werden dadurch verwirret/ al-
leine weil sie eben ungelehrige und leichtfertige
oder Sophistische Leute seyn/ so geschiehet
solches durch ihre eigene Schuld/ und gera-
then ihnen selbst zur Verdammnüß.

32. So hat auch Gottes Geist sich zwar
öffters solcher Leute bedienet/ die in menschli-
cher Weißheit nicht gelehrt gewesen/ wan-
nenhero auch der stylus der heiligen Schrifft
nach Unterscheid dieser Leute ungleich ist; aber
es sind doch alles Leute gewesen/ die ihren na-
türlichen Verstand nicht mißbraucht haben.

33. Solchergestalt nun darff man sich
nicht wundern/ wenn man siehet/ daß Got-
tes-Gelehrte öffters hauptsächlich von der
Vernunfft-Lehre/
von der Auslegung
überhaupt/
u. s. w. geschrieben/ da solches
zu keinem andern Ende geschehen/ als die
Rechtgläubigen zu warnen/ daß sie sich für ir-
riger Sophisterey desto besser hüten sollen/
oder die Unrechtgläubigen zu überweisen/ daß
sie die Vernunfft-Lehre dißfalls gemißbraucht.

34. So muß auch hiernächst ein Lehr-be-
gieriger dieses bald Anfangs wohl betrachten/
sonderlich der zu der Welt-Weißheit (als von

wel-
F 3

Gelahrheit insgemein.
jenen iſt freylich die heilige Schrifft ſchwer zu
verſtehen/ und werden dadurch verwirret/ al-
leine weil ſie eben ungelehrige und leichtfertige
oder Sophiſtiſche Leute ſeyn/ ſo geſchiehet
ſolches durch ihre eigene Schuld/ und gera-
then ihnen ſelbſt zur Verdammnuͤß.

32. So hat auch Gottes Geiſt ſich zwar
oͤffters ſolcher Leute bedienet/ die in menſchli-
cher Weißheit nicht gelehrt geweſen/ wan-
nenhero auch der ſtylus der heiligen Schrifft
nach Unterſcheid dieſer Leute ungleich iſt; aber
es ſind doch alles Leute geweſen/ die ihren na-
tuͤrlichen Verſtand nicht mißbraucht haben.

33. Solchergeſtalt nun darff man ſich
nicht wundern/ wenn man ſiehet/ daß Got-
tes-Gelehrte oͤffters hauptſaͤchlich von der
Vernunfft-Lehre/
von der Auslegung
uͤberhaupt/
u. ſ. w. geſchrieben/ da ſolches
zu keinem andern Ende geſchehen/ als die
Rechtglaͤubigen zu warnen/ daß ſie ſich fuͤr ir-
riger Sophiſterey deſto beſſer huͤten ſollen/
oder die Unrechtglaͤubigen zu uͤberweiſen/ daß
ſie die Vernunfft-Lehre dißfalls gemißbraucht.

34. So muß auch hiernaͤchſt ein Lehr-be-
gieriger dieſes bald Anfangs wohl betrachten/
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[85/0103] Gelahrheit insgemein. jenen iſt freylich die heilige Schrifft ſchwer zu verſtehen/ und werden dadurch verwirret/ al- leine weil ſie eben ungelehrige und leichtfertige oder Sophiſtiſche Leute ſeyn/ ſo geſchiehet ſolches durch ihre eigene Schuld/ und gera- then ihnen ſelbſt zur Verdammnuͤß. 32. So hat auch Gottes Geiſt ſich zwar oͤffters ſolcher Leute bedienet/ die in menſchli- cher Weißheit nicht gelehrt geweſen/ wan- nenhero auch der ſtylus der heiligen Schrifft nach Unterſcheid dieſer Leute ungleich iſt; aber es ſind doch alles Leute geweſen/ die ihren na- tuͤrlichen Verſtand nicht mißbraucht haben. 33. Solchergeſtalt nun darff man ſich nicht wundern/ wenn man ſiehet/ daß Got- tes-Gelehrte oͤffters hauptſaͤchlich von der Vernunfft-Lehre/ von der Auslegung uͤberhaupt/ u. ſ. w. geſchrieben/ da ſolches zu keinem andern Ende geſchehen/ als die Rechtglaͤubigen zu warnen/ daß ſie ſich fuͤr ir- riger Sophiſterey deſto beſſer huͤten ſollen/ oder die Unrechtglaͤubigen zu uͤberweiſen/ daß ſie die Vernunfft-Lehre dißfalls gemißbraucht. 34. So muß auch hiernaͤchſt ein Lehr-be- gieriger dieſes bald Anfangs wohl betrachten/ ſonderlich der zu der Welt-Weißheit (als von wel- F 3

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Zitationshilfe: Thomasius, Christian: Einleitung zu der Vernunfft-Lehre. Halle (Saale), 1691, S. 85. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_einleitungvernufftlehre_1691/103>, abgerufen am 24.11.2024.