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Thomasius, Christian: Einleitung zu der Vernunfft-Lehre. Halle (Saale), 1691.

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nicht nur in der Rechts-Gelartheit dieses
begriffen/ was zur Endscheidung der
privat controversien und zu administri-
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ung der heilsamen Justiz in denenselben
nöthig ist/ sondern auch der capabel ist/
die Streitigkeiten der Majestäten nach
denen Grund-Gesetzen des natürlichen
rnd Völcker-Rechts/ so wohl auch des
Juris Publici zu beurtheilen. Und end-
lich/ so halte ich unmaßgeblich dafür/ daß
dieser alleine den Titel eines ungemei-
nen Gottesgelehrten
verdiene/ der
ohne dem Vorurtheil einer ihme von
Jugend auff beygebrachten Einbildung
nach der Jhm von GOTT verliehenen
Erkentniß lediglich aus der göttlichen
Offenbahrung der heiligen Schrifft und
aus der unverfälschten Kirchen-Historie
so wohl des Alten als Neuen Bundes/
ohne Ansehung menschlicher autorität
und tradition, die überall im Schwang
gehenden Mängel des heutigen Chri-
stenthumbs wohl und deutlich verstehet/
und versichert ist/ daß der Grund des
wahren Christenthumbs in nichts an-

ders/

nicht nur in der Rechts-Gelartheit dieſes
begriffen/ was zur Endſcheidung der
privat controverſien und zu adminiſtri-
r
ung der heilſamen Juſtiz in denenſelben
noͤthig iſt/ ſondern auch der capabel iſt/
die Streitigkeiten der Majeſtaͤten nach
denen Grund-Geſetzen des natuͤrlichen
rnd Voͤlcker-Rechts/ ſo wohl auch des
Juris Publici zu beurtheilen. Und end-
lich/ ſo halte ich unmaßgeblich dafuͤr/ daß
dieſer alleine den Titel eines ungemei-
nen Gottesgelehrten
verdiene/ der
ohne dem Vorurtheil einer ihme von
Jugend auff beygebrachten Einbildung
nach der Jhm von GOTT verliehenen
Erkentniß lediglich aus der goͤttlichen
Offenbahrung der heiligen Schrifft und
aus der unverfaͤlſchten Kirchen-Hiſtorie
ſo wohl des Alten als Neuen Bundes/
ohne Anſehung menſchlicher autoritaͤt
und tradition, die uͤberall im Schwang
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[0010] nicht nur in der Rechts-Gelartheit dieſes begriffen/ was zur Endſcheidung der privat controverſien und zu adminiſtri- rung der heilſamen Juſtiz in denenſelben noͤthig iſt/ ſondern auch der capabel iſt/ die Streitigkeiten der Majeſtaͤten nach denen Grund-Geſetzen des natuͤrlichen rnd Voͤlcker-Rechts/ ſo wohl auch des Juris Publici zu beurtheilen. Und end- lich/ ſo halte ich unmaßgeblich dafuͤr/ daß dieſer alleine den Titel eines ungemei- nen Gottesgelehrten verdiene/ der ohne dem Vorurtheil einer ihme von Jugend auff beygebrachten Einbildung nach der Jhm von GOTT verliehenen Erkentniß lediglich aus der goͤttlichen Offenbahrung der heiligen Schrifft und aus der unverfaͤlſchten Kirchen-Hiſtorie ſo wohl des Alten als Neuen Bundes/ ohne Anſehung menſchlicher autoritaͤt und tradition, die uͤberall im Schwang gehenden Maͤngel des heutigen Chri- ſtenthumbs wohl und deutlich verſtehet/ und verſichert iſt/ daß der Grund des wahren Chriſtenthumbs in nichts an- ders/

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Zitationshilfe: Thomasius, Christian: Einleitung zu der Vernunfft-Lehre. Halle (Saale), 1691, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_einleitungvernufftlehre_1691/10>, abgerufen am 30.04.2024.