Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Thomasius, Christian: Von der Kunst Vernünfftig und Tugendhafft zu lieben. Halle (Saale), 1692.

Bild:
<< vorherige Seite

Vorrede.
Monats Unterredungen/ und sonsten hin
und wieder in denenselben mich grob ge-
nung/ und zuweilen dergestalt tractiret/
daß es ein Thüringischer Bauer nicht
härter machen können. Ja ich habe mich
nichtgereget/ ob er schon seinen Unterre-
dungen einen offenbahren Paßquill wie-
der mich einverleibet/ und denselben
zu meiner mehrern Beschimpffung sei-
ner Intention auch in das Teutsche
übersetzet. Und hätte dannenhero mich
versehen/ durch diese meine Gedult ihn
zum wenigsten dahin zu disponiren/ daß
er in denen Dingen/ davon er gantz kei-
nen Verstand hat/ sich mit seinem einfäl-
tigen Judicio für der vernünfftigen Welt
nicht ferner prostituiren solte; massen
denn seine Unterredungen insgesamt be-
zeugen/ daß er zwar ein Mann sey/ der
viel Bücher gelesen/ und der in historicis
und antiquitate des ihm gehörigen
Ruhms nicht zu berauben ist; aber der
hierbey in Philosophia reali so wol Theo-
logica
als Practica das allerwenigste ver-
stehe und gelernet habe/ sondern wenn er
darauff fällt/ nicht anders als ein offen-

bahrer

Vorrede.
Monats Unterredungen/ und ſonſten hin
und wieder in denenſelben mich grob ge-
nung/ und zuweilen dergeſtalt tractiret/
daß es ein Thuͤringiſcher Bauer nicht
haͤrter machen koͤnnen. Ja ich habe mich
nichtgereget/ ob er ſchon ſeinen Unterre-
dungen einen offenbahren Paßquill wie-
der mich einverleibet/ und denſelben
zu meiner mehrern Beſchimpffung ſei-
ner Intention auch in das Teutſche
uͤberſetzet. Und haͤtte dannenhero mich
verſehen/ durch dieſe meine Gedult ihn
zum wenigſten dahin zu diſponiren/ daß
er in denen Dingen/ davon er gantz kei-
nen Verſtand hat/ ſich mit ſeinem einfaͤl-
tigen Judicio fuͤr der vernuͤnfftigen Welt
nicht ferner proſtituiren ſolte; maſſen
denn ſeine Unterredungen insgeſamt be-
zeugen/ daß er zwar ein Mann ſey/ der
viel Buͤcher geleſen/ und der in hiſtoricis
und antiquitate des ihm gehoͤrigen
Ruhms nicht zu berauben iſt; aber der
hierbey in Philoſophia reali ſo wol Theo-
logica
als Practica das allerwenigſte ver-
ſtehe und gelernet habe/ ſondern wenn er
darauff faͤllt/ nicht anders als ein offen-

bahrer
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0029"/><fw place="top" type="header">Vorrede.</fw><lb/>
Monats Unterredungen/ und &#x017F;on&#x017F;ten hin<lb/>
und wieder in denen&#x017F;elben mich grob ge-<lb/>
nung/ und zuweilen derge&#x017F;talt <hi rendition="#aq">tracti</hi>ret/<lb/>
daß es ein Thu&#x0364;ringi&#x017F;cher Bauer nicht<lb/>
ha&#x0364;rter machen ko&#x0364;nnen. Ja ich habe mich<lb/>
nichtgereget/ ob er &#x017F;chon &#x017F;einen Unterre-<lb/>
dungen einen offenbahren Paßquill wie-<lb/>
der mich einverleibet/ und den&#x017F;elben<lb/>
zu meiner mehrern Be&#x017F;chimpffung &#x017F;ei-<lb/>
ner <hi rendition="#aq">Intention</hi> auch in das Teut&#x017F;che<lb/>
u&#x0364;ber&#x017F;etzet. Und ha&#x0364;tte dannenhero mich<lb/>
ver&#x017F;ehen/ durch die&#x017F;e meine Gedult ihn<lb/>
zum wenig&#x017F;ten dahin zu <hi rendition="#aq">di&#x017F;poni</hi>ren/ daß<lb/>
er in denen Dingen/ davon er gantz kei-<lb/>
nen Ver&#x017F;tand hat/ &#x017F;ich mit &#x017F;einem einfa&#x0364;l-<lb/>
tigen <hi rendition="#aq">Judicio</hi> fu&#x0364;r der vernu&#x0364;nfftigen Welt<lb/>
nicht ferner <hi rendition="#aq">pro&#x017F;titui</hi>ren &#x017F;olte; ma&#x017F;&#x017F;en<lb/>
denn &#x017F;eine Unterredungen insge&#x017F;amt be-<lb/>
zeugen/ daß er zwar ein Mann &#x017F;ey/ der<lb/>
viel Bu&#x0364;cher gele&#x017F;en/ und der in <hi rendition="#aq">hi&#x017F;toricis</hi><lb/>
und <hi rendition="#aq">antiquitate</hi> des ihm geho&#x0364;rigen<lb/>
Ruhms nicht zu berauben i&#x017F;t; aber der<lb/>
hierbey in <hi rendition="#aq">Philo&#x017F;ophia reali</hi> &#x017F;o wol <hi rendition="#aq">Theo-<lb/>
logica</hi> als <hi rendition="#aq">Practica</hi> das allerwenig&#x017F;te ver-<lb/>
&#x017F;tehe und gelernet habe/ &#x017F;ondern wenn er<lb/>
darauff fa&#x0364;llt/ nicht anders als ein offen-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">bahrer</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0029] Vorrede. Monats Unterredungen/ und ſonſten hin und wieder in denenſelben mich grob ge- nung/ und zuweilen dergeſtalt tractiret/ daß es ein Thuͤringiſcher Bauer nicht haͤrter machen koͤnnen. Ja ich habe mich nichtgereget/ ob er ſchon ſeinen Unterre- dungen einen offenbahren Paßquill wie- der mich einverleibet/ und denſelben zu meiner mehrern Beſchimpffung ſei- ner Intention auch in das Teutſche uͤberſetzet. Und haͤtte dannenhero mich verſehen/ durch dieſe meine Gedult ihn zum wenigſten dahin zu diſponiren/ daß er in denen Dingen/ davon er gantz kei- nen Verſtand hat/ ſich mit ſeinem einfaͤl- tigen Judicio fuͤr der vernuͤnfftigen Welt nicht ferner proſtituiren ſolte; maſſen denn ſeine Unterredungen insgeſamt be- zeugen/ daß er zwar ein Mann ſey/ der viel Buͤcher geleſen/ und der in hiſtoricis und antiquitate des ihm gehoͤrigen Ruhms nicht zu berauben iſt; aber der hierbey in Philoſophia reali ſo wol Theo- logica als Practica das allerwenigſte ver- ſtehe und gelernet habe/ ſondern wenn er darauff faͤllt/ nicht anders als ein offen- bahrer

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_einleitungsittenlehre_1692
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_einleitungsittenlehre_1692/29
Zitationshilfe: Thomasius, Christian: Von der Kunst Vernünfftig und Tugendhafft zu lieben. Halle (Saale), 1692, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_einleitungsittenlehre_1692/29>, abgerufen am 24.11.2024.