Thomasius, Christian: Von der Kunst Vernünfftig und Tugendhafft zu lieben. Halle (Saale), 1692.Das 6. Hauptst. von der absonderlichen schung der Leiber zwisehen zweyen Personen un-terschiedenen Geschlechts gleichfalls oben ange- mercket. 6. Es wird zwar ingemein auch unter denen 7. Denn anfänglich ist irrig/ wenn man dafür 8. Beyde Jrrthümer kommen daher/ daß wir Freund-
Das 6. Hauptſt. von der abſonderlichen ſchung der Leiber zwiſehen zweyen Perſonen un-terſchiedenen Geſchlechts gleichfalls oben ange- mercket. 6. Es wird zwar ingemein auch unter denen 7. Denn anfaͤnglich iſt irrig/ wenn man dafuͤr 8. Beyde Jrrthuͤmer kommen daher/ daß wir Freund-
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0288" n="260[256]"/><fw place="top" type="header">Das 6. Hauptſt. von der abſonderlichen</fw><lb/> ſchung der Leiber zwiſehen zweyen Perſonen un-<lb/> terſchiedenen Geſchlechts gleichfalls oben ange-<lb/> mercket.</p> </div><lb/> <div n="3"> <head>6.</head> <p>Es wird zwar ingemein auch unter denen<lb/> Gelehrten die Liebe der Perſonen einerley und un-<lb/> terſchiedenen Geſchlechts mit unterſchiedenen<lb/> Nahmen beleget/ indem man <hi rendition="#fr">dieſe Letztere</hi> al-<lb/> lein des Nahmens <hi rendition="#fr">der Liebe</hi> wuͤrdiget/ aber jene<lb/> nur eine <hi rendition="#fr">Freundſchafft</hi> nennet; und koͤnten wir<lb/> ja wohl nach unſerer Gewohnheit dißfalls einen<lb/> jeden reden laſſen wie er wolte (maſſen wir denn<lb/> ſelbſt uns umb Kuͤrtze willen zum oͤfftern des<lb/> Worts Freundſchafft/ die Liebe zweyer Perſonen<lb/> einerley Geſchlechts zu bemercken/ bedienen wer-<lb/> den) wenn man nur nicht in der That ſelbſt von<lb/> der wahren Beſchaffenheit abwiche</p> </div><lb/> <div n="3"> <head>7.</head> <p>Denn anfaͤnglich iſt irrig/ wenn man dafuͤr<lb/> haͤlt/ es werde zu einer <hi rendition="#fr">jeden Wahrhafftigen<lb/> Liebe die Vermiſchung der Leiber</hi> als ein we-<lb/> ſentliches Stuͤck erfordert/ davon wir auch oben<lb/> das Gegentheil ſchon erwieſen. Hernachmahls<lb/> iſt eben ſo unvernuͤnfftig daß man ſich einbildet/ es<lb/> koͤnne <hi rendition="#fr">die wahre Freundſchafft</hi> in einer gemaͤſ-<lb/> ſigten Gleichfoͤrmigkeit des aͤußerlichen Thun und<lb/> Laſſens beſtehen/ wenn <hi rendition="#fr">gleich die Gemuͤther<lb/> unvereiniget bleiben/</hi> und ein jedes auff ſein ei-<lb/> gen <hi rendition="#aq">Intereſſe</hi> ſaͤhe.</p> </div><lb/> <div n="3"> <head>8.</head> <p>Beyde Jrrthuͤmer kommen daher/ daß wir<lb/> wegen der allgemeinen Thorheiten der Welt faſt<lb/><hi rendition="#fr">gar kein Exempel</hi> weder <hi rendition="#fr">vernuͤnfftiger</hi><lb/> <fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">Freund-</hi></fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [260[256]/0288]
Das 6. Hauptſt. von der abſonderlichen
ſchung der Leiber zwiſehen zweyen Perſonen un-
terſchiedenen Geſchlechts gleichfalls oben ange-
mercket.
6. Es wird zwar ingemein auch unter denen
Gelehrten die Liebe der Perſonen einerley und un-
terſchiedenen Geſchlechts mit unterſchiedenen
Nahmen beleget/ indem man dieſe Letztere al-
lein des Nahmens der Liebe wuͤrdiget/ aber jene
nur eine Freundſchafft nennet; und koͤnten wir
ja wohl nach unſerer Gewohnheit dißfalls einen
jeden reden laſſen wie er wolte (maſſen wir denn
ſelbſt uns umb Kuͤrtze willen zum oͤfftern des
Worts Freundſchafft/ die Liebe zweyer Perſonen
einerley Geſchlechts zu bemercken/ bedienen wer-
den) wenn man nur nicht in der That ſelbſt von
der wahren Beſchaffenheit abwiche
7. Denn anfaͤnglich iſt irrig/ wenn man dafuͤr
haͤlt/ es werde zu einer jeden Wahrhafftigen
Liebe die Vermiſchung der Leiber als ein we-
ſentliches Stuͤck erfordert/ davon wir auch oben
das Gegentheil ſchon erwieſen. Hernachmahls
iſt eben ſo unvernuͤnfftig daß man ſich einbildet/ es
koͤnne die wahre Freundſchafft in einer gemaͤſ-
ſigten Gleichfoͤrmigkeit des aͤußerlichen Thun und
Laſſens beſtehen/ wenn gleich die Gemuͤther
unvereiniget bleiben/ und ein jedes auff ſein ei-
gen Intereſſe ſaͤhe.
8. Beyde Jrrthuͤmer kommen daher/ daß wir
wegen der allgemeinen Thorheiten der Welt faſt
gar kein Exempel weder vernuͤnfftiger
Freund-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |