Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Thomasius, Christian: Außübung Der Vernunfft-Lehre. Halle (Saale), [1691].

Bild:
<< vorherige Seite

Das 3. H. Von der Geschickligkeit
ral-Lehren/ als special facta sein Absehen
richtet.

145. Weiter hüte dich auch/ daß dich die
Liebe zum sensu mystico nicht antreibe/ eine
fabel auff drey oder mehrerley unter schie-
dene Absehen auszulegen/
als wie man
zum Exempel aus denen fabeln des Ovidii
sensum Moralem, Chymicum & Physicum
her-
aus zu klauben gewohnet ist. Denn ein Au-
tor
zielet mehrentheils nur auff einen sensum
mysticum
,
nicht auff viele zugleich; und sol-
cher gestalt gibt derjenige/ der so viel sensus
mysticos
und mehr als einen aus einer Rede
ausleget/ zuverstehen/ daß er in seiner Ausle-
gung ziemlich wancken und sehr ungewiß seyn
müsse.

146. Aber lasse dich auch nicht aus allzu
unzeitigen Haß übereilen/ daß du die inter-
pretationem mysticam
gantz und gar
verwerffen woltest.
Denn wie dich so
viele Fabeln aus der morale überzeugen/
die keinen andern als einen heimlichen
Verstand haben können; also kan auch
deine irrige Meinung auff nirgends an-
ders sich gründen/ als auff der entweder irri-
gen/ oder übel verstandenen/ und dannenhero

schon

Das 3. H. Von der Geſchickligkeit
ral-Lehren/ als ſpecial facta ſein Abſehen
richtet.

145. Weiter huͤte dich auch/ daß dich die
Liebe zum ſenſu myſtico nicht antreibe/ eine
fabel auff drey oder mehrerley unter ſchie-
dene Abſehen auszulegen/
als wie man
zum Exempel aus denen fabeln des Ovidii
ſenſum Moralem, Chymicum & Phyſicum
her-
aus zu klauben gewohnet iſt. Denn ein Au-
tor
zielet mehrentheils nur auff einen ſenſum
myſticum
,
nicht auff viele zugleich; und ſol-
cher geſtalt gibt derjenige/ der ſo viel ſenſus
myſticos
und mehr als einen aus einer Rede
ausleget/ zuverſtehen/ daß er in ſeiner Ausle-
gung ziemlich wancken und ſehr ungewiß ſeyn
muͤſſe.

146. Aber laſſe dich auch nicht aus allzu
unzeitigen Haß uͤbereilen/ daß du die inter-
pretationem myſticam
gantz und gar
verwerffen wolteſt.
Denn wie dich ſo
viele Fabeln aus der morale uͤberzeugen/
die keinen andern als einen heimlichen
Verſtand haben koͤnnen; alſo kan auch
deine irrige Meinung auff nirgends an-
ders ſich gruͤnden/ als auff der entweder irri-
gen/ oder uͤbel verſtandenen/ und dannenhero

ſchon
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0250" n="224"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Das 3. H. Von der Ge&#x017F;chickligkeit</hi></fw><lb/>
ral-Lehren/ als <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">&#x017F;pecial facta</hi></hi> &#x017F;ein Ab&#x017F;ehen<lb/>
richtet.</p><lb/>
        <p>145. Weiter hu&#x0364;te dich auch/ daß dich die<lb/>
Liebe zum <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">&#x017F;en&#x017F;u my&#x017F;tico</hi></hi> nicht antreibe/ <hi rendition="#fr">eine</hi><lb/><hi rendition="#aq">fabel</hi> <hi rendition="#fr">auff drey oder mehrerley unter &#x017F;chie-<lb/>
dene Ab&#x017F;ehen auszulegen/</hi> als wie man<lb/>
zum Exempel aus denen <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">fabeln</hi></hi> des <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Ovidii<lb/>
&#x017F;en&#x017F;um Moralem, Chymicum &amp; Phy&#x017F;icum</hi></hi> her-<lb/>
aus zu klauben gewohnet i&#x017F;t. Denn ein <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Au-<lb/>
tor</hi></hi> zielet mehrentheils nur auff einen <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">&#x017F;en&#x017F;um<lb/>
my&#x017F;ticum</hi>,</hi> nicht auff viele zugleich; und &#x017F;ol-<lb/>
cher ge&#x017F;talt gibt derjenige/ der &#x017F;o viel <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">&#x017F;en&#x017F;us<lb/>
my&#x017F;ticos</hi></hi> und mehr als einen aus einer Rede<lb/>
ausleget/ zuver&#x017F;tehen/ daß er in &#x017F;einer Ausle-<lb/>
gung ziemlich wancken und &#x017F;ehr ungewiß &#x017F;eyn<lb/>
mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e.</p><lb/>
        <p>146. Aber la&#x017F;&#x017F;e dich auch nicht aus allzu<lb/>
unzeitigen Haß u&#x0364;bereilen/ <hi rendition="#fr">daß du die</hi> <hi rendition="#aq">inter-<lb/>
pretationem my&#x017F;ticam</hi> <hi rendition="#fr">gantz und gar<lb/>
verwerffen wolte&#x017F;t.</hi> Denn wie dich &#x017F;o<lb/>
viele Fabeln aus der <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">morale</hi></hi> u&#x0364;berzeugen/<lb/>
die keinen andern als einen heimlichen<lb/>
Ver&#x017F;tand haben ko&#x0364;nnen; al&#x017F;o kan auch<lb/>
deine irrige Meinung auff nirgends an-<lb/>
ders &#x017F;ich gru&#x0364;nden/ als auff der entweder irri-<lb/>
gen/ oder u&#x0364;bel ver&#x017F;tandenen/ und dannenhero<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;chon</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[224/0250] Das 3. H. Von der Geſchickligkeit ral-Lehren/ als ſpecial facta ſein Abſehen richtet. 145. Weiter huͤte dich auch/ daß dich die Liebe zum ſenſu myſtico nicht antreibe/ eine fabel auff drey oder mehrerley unter ſchie- dene Abſehen auszulegen/ als wie man zum Exempel aus denen fabeln des Ovidii ſenſum Moralem, Chymicum & Phyſicum her- aus zu klauben gewohnet iſt. Denn ein Au- tor zielet mehrentheils nur auff einen ſenſum myſticum, nicht auff viele zugleich; und ſol- cher geſtalt gibt derjenige/ der ſo viel ſenſus myſticos und mehr als einen aus einer Rede ausleget/ zuverſtehen/ daß er in ſeiner Ausle- gung ziemlich wancken und ſehr ungewiß ſeyn muͤſſe. 146. Aber laſſe dich auch nicht aus allzu unzeitigen Haß uͤbereilen/ daß du die inter- pretationem myſticam gantz und gar verwerffen wolteſt. Denn wie dich ſo viele Fabeln aus der morale uͤberzeugen/ die keinen andern als einen heimlichen Verſtand haben koͤnnen; alſo kan auch deine irrige Meinung auff nirgends an- ders ſich gruͤnden/ als auff der entweder irri- gen/ oder uͤbel verſtandenen/ und dannenhero ſchon

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ausuebungvernunfftlehre_1691
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ausuebungvernunfftlehre_1691/250
Zitationshilfe: Thomasius, Christian: Außübung Der Vernunfft-Lehre. Halle (Saale), [1691], S. 224. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ausuebungvernunfftlehre_1691/250>, abgerufen am 22.11.2024.