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Thomasius, Christian: Außübung Der Vernunfft-Lehre. Halle (Saale), [1691].

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Das 3. H. von der Geschickligkeit
träyde ohne der Obrigkeit vorwissen ausser
seinem Dorffe verkauffen solle/ und man er-
tapt einen/ der Mehl verkaufft. Die gesun-
de Vernunfft und die 5. Regel/ die wir oben
gegeben/ versichern uns/ daß von rechtswegen
der Unterthaner in diesem Fall strafffällig
sey/ und daß man/ unerachtet dieses ein sta-
tutum particulare
und lex poenalis wäre den-
noch interpretationem extensivam hier müs-
se stat finden lassen.

124. Sprechen sie: Ja dieses ist nur ein
Exempel und eine exception von unserer
Regel/ nulla vero regula est sine exceptio-
ne;
so bitte sie doch gar inständig/ daß sie so gut
seyn/ und geben dir nur ein paar Exempel von
der ihrigen/ die du nicht aus denen obigen
Regeln/ wenn ihre decision anders recht ist/
albereit decidiren kanst.

125. Wenn nun durch die von uns oban-
geführte Regeln/ oder wo ja deren noch etli-
che wenige tüchtige wären/ die wir über ver-
hoffen solten versehen haben/ die Dunckelheit
und Zweydeutigkeit einer Rede nicht geho-
ben
werden könte/ so höret/ wie wir allbereit
oben erwehnet/ das Ambt eines Ausle-
gers
auff/ und weil bey der klugen Welt

nichts

Das 3. H. von der Geſchickligkeit
traͤyde ohne der Obrigkeit vorwiſſen auſſer
ſeinem Dorffe verkauffen ſolle/ und man er-
tapt einen/ der Mehl verkaufft. Die geſun-
de Vernunfft und die 5. Regel/ die wir oben
gegeben/ verſichern uns/ daß von rechtswegen
der Unterthaner in dieſem Fall ſtrafffaͤllig
ſey/ und daß man/ unerachtet dieſes ein ſta-
tutum particulare
und lex pœnalis waͤre den-
noch interpretationem extenſivam hier muͤſ-
ſe ſtat finden laſſen.

124. Sprechen ſie: Ja dieſes iſt nur ein
Exempel und eine exception von unſerer
Regel/ nulla verò regula eſt ſine exceptio-
ne;
ſo bitte ſie doch gar inſtaͤndig/ daß ſie ſo gut
ſeyn/ und geben dir nur ein paar Exempel von
der ihrigen/ die du nicht aus denen obigen
Regeln/ wenn ihre deciſion anders recht iſt/
albereit decidiren kanſt.

125. Wenn nun durch die von uns oban-
gefuͤhrte Regeln/ oder wo ja deren noch etli-
che wenige tuͤchtige waͤren/ die wir uͤber ver-
hoffen ſolten verſehen haben/ die Dunckelheit
und Zweydeutigkeit einer Rede nicht geho-
ben
werden koͤnte/ ſo hoͤret/ wie wir allbereit
oben erwehnet/ das Ambt eines Ausle-
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[214/0240] Das 3. H. von der Geſchickligkeit traͤyde ohne der Obrigkeit vorwiſſen auſſer ſeinem Dorffe verkauffen ſolle/ und man er- tapt einen/ der Mehl verkaufft. Die geſun- de Vernunfft und die 5. Regel/ die wir oben gegeben/ verſichern uns/ daß von rechtswegen der Unterthaner in dieſem Fall ſtrafffaͤllig ſey/ und daß man/ unerachtet dieſes ein ſta- tutum particulare und lex pœnalis waͤre den- noch interpretationem extenſivam hier muͤſ- ſe ſtat finden laſſen. 124. Sprechen ſie: Ja dieſes iſt nur ein Exempel und eine exception von unſerer Regel/ nulla verò regula eſt ſine exceptio- ne; ſo bitte ſie doch gar inſtaͤndig/ daß ſie ſo gut ſeyn/ und geben dir nur ein paar Exempel von der ihrigen/ die du nicht aus denen obigen Regeln/ wenn ihre deciſion anders recht iſt/ albereit decidiren kanſt. 125. Wenn nun durch die von uns oban- gefuͤhrte Regeln/ oder wo ja deren noch etli- che wenige tuͤchtige waͤren/ die wir uͤber ver- hoffen ſolten verſehen haben/ die Dunckelheit und Zweydeutigkeit einer Rede nicht geho- ben werden koͤnte/ ſo hoͤret/ wie wir allbereit oben erwehnet/ das Ambt eines Ausle- gers auff/ und weil bey der klugen Welt nichts

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Zitationshilfe: Thomasius, Christian: Außübung Der Vernunfft-Lehre. Halle (Saale), [1691], S. 214. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ausuebungvernunfftlehre_1691/240>, abgerufen am 06.05.2024.