Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Thomasius, Christian: Außübung Der Vernunfft-Lehre. Halle (Saale), [1691].

Bild:
<< vorherige Seite

Das 3. H. von der Geschickligkeit
eadem est ratio, ibi eadem est Juris di-
spositio:
Und bey der Restrictiva: Cessan-
te ratione, cessat etiam ipsius dispositio.

Denn diese drey Regeln stecken alle in der 5ten
Regel/ die wir oben angeführet.

107. Ja es scheinet gar/ daß die JCti eben
deßwegen die Auslegung in diese drey spe-
cies
eingetheilet/ weil sie den Jrrthumb ge-
habt/ als wenn eine jede Species ihre abson-
derliche Regeln haben müste/
aus welchen/
ob es gleich scheinet/ daß er gering sey/ und
nicht viel zu bedeuten habe/ dennoch unter-
schiedene falsche und unnütze Regeln ge-
macht seyn worden/ die zu nichts nütze sind/
als zu Zänckereyen und zu Sophistereyen/
und zu asylis ignorantiae. Wir müssen sie
doch nun auch ein wenig beleuchten/ weil wir
solches oben versprochen haben.

108. Bey der interpretatione declarati-
va
macht man sich sehr breit mit der Regel:
Verba in dubio proprie sunt accipienda, nisi
inde sequatur absurdum.
Man muß die
Worte so lange in eigenen Verstande neh-
men/ biß man siehet/ daß der eigene Ver-
stand etwas
absurdes nach sich ziehe.

109. Wenn man aber beym Lichte besiehet/

was

Das 3. H. von der Geſchickligkeit
eadem eſt ratio, ibi eadem eſt Juris di-
ſpoſitio:
Und bey der Reſtrictiva: Ceſſan-
te ratione, ceſſat etiam ipſius diſpoſitio.

Denn dieſe drey Regeln ſtecken alle in der 5ten
Regel/ die wir oben angefuͤhret.

107. Ja es ſcheinet gar/ daß die JCti eben
deßwegen die Auslegung in dieſe drey ſpe-
cies
eingetheilet/ weil ſie den Jrrthumb ge-
habt/ als wenn eine jede Species ihre abſon-
derliche Regeln haben muͤſte/
aus welchen/
ob es gleich ſcheinet/ daß er gering ſey/ und
nicht viel zu bedeuten habe/ dennoch unter-
ſchiedene falſche und unnuͤtze Regeln ge-
macht ſeyn worden/ die zu nichts nuͤtze ſind/
als zu Zaͤnckereyen und zu Sophiſtereyen/
und zu aſylis ignorantiæ. Wir muͤſſen ſie
doch nun auch ein wenig beleuchten/ weil wir
ſolches oben verſprochen haben.

108. Bey der interpretatione declarati-
va
macht man ſich ſehr breit mit der Regel:
Verba in dubio propriè ſunt accipienda, niſi
inde ſequatur abſurdum.
Man muß die
Worte ſo lange in eigenen Verſtande neh-
men/ biß man ſiehet/ daß der eigene Ver-
ſtand etwas
abſurdes nach ſich ziehe.

109. Wenn man aber beym Lichte beſiehet/

was
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0232" n="206"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Das 3. H. von der Ge&#x017F;chickligkeit</hi></fw><lb/><hi rendition="#aq">eadem e&#x017F;t ratio, ibi eadem e&#x017F;t Juris di-<lb/>
&#x017F;po&#x017F;itio:</hi> Und bey der <hi rendition="#aq">Re&#x017F;trictiva: Ce&#x017F;&#x017F;an-<lb/>
te ratione, ce&#x017F;&#x017F;at etiam ip&#x017F;ius di&#x017F;po&#x017F;itio.</hi><lb/>
Denn die&#x017F;e drey Regeln &#x017F;tecken alle in der 5ten<lb/>
Regel/ die wir oben angefu&#x0364;hret.</p><lb/>
        <p>107. Ja es &#x017F;cheinet gar/ daß die <hi rendition="#aq">JCti</hi> eben<lb/>
deßwegen die <hi rendition="#fr">Auslegung in die&#x017F;e drey</hi> <hi rendition="#aq">&#x017F;pe-<lb/>
cies</hi> eingetheilet/ weil &#x017F;ie den <hi rendition="#fr">Jrrthumb</hi> ge-<lb/>
habt/ als wenn <hi rendition="#fr">eine jede</hi> <hi rendition="#aq">Species</hi> <hi rendition="#fr">ihre ab&#x017F;on-<lb/>
derliche Regeln haben mu&#x0364;&#x017F;te/</hi> aus welchen/<lb/>
ob es gleich &#x017F;cheinet/ daß er gering &#x017F;ey/ und<lb/>
nicht viel zu bedeuten habe/ dennoch unter-<lb/>
&#x017F;chiedene <hi rendition="#fr">fal&#x017F;che und unnu&#x0364;tze Regeln</hi> ge-<lb/>
macht &#x017F;eyn worden/ die zu nichts nu&#x0364;tze &#x017F;ind/<lb/>
als zu Za&#x0364;nckereyen und zu <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Sophi&#x017F;terey</hi></hi>en/<lb/>
und zu <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">a&#x017F;ylis ignorantiæ.</hi></hi> Wir mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ie<lb/>
doch nun auch ein wenig beleuchten/ weil wir<lb/>
&#x017F;olches oben ver&#x017F;prochen haben.</p><lb/>
        <p>108. Bey der <hi rendition="#aq">interpretatione declarati-<lb/>
va</hi> macht man &#x017F;ich &#x017F;ehr breit mit der Regel:<lb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Verba</hi> in dubio <hi rendition="#i">propriè &#x017F;unt accipienda, ni&#x017F;i<lb/>
inde &#x017F;equatur ab&#x017F;urdum.</hi></hi> <hi rendition="#fr">Man muß die<lb/>
Worte &#x017F;o lange in eigenen Ver&#x017F;tande neh-<lb/>
men/ biß man &#x017F;iehet/ daß der eigene Ver-<lb/>
&#x017F;tand etwas</hi> <hi rendition="#aq">ab&#x017F;urdes</hi> <hi rendition="#fr">nach &#x017F;ich ziehe.</hi></p><lb/>
        <p>109. Wenn man aber beym Lichte be&#x017F;iehet/<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">was</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[206/0232] Das 3. H. von der Geſchickligkeit eadem eſt ratio, ibi eadem eſt Juris di- ſpoſitio: Und bey der Reſtrictiva: Ceſſan- te ratione, ceſſat etiam ipſius diſpoſitio. Denn dieſe drey Regeln ſtecken alle in der 5ten Regel/ die wir oben angefuͤhret. 107. Ja es ſcheinet gar/ daß die JCti eben deßwegen die Auslegung in dieſe drey ſpe- cies eingetheilet/ weil ſie den Jrrthumb ge- habt/ als wenn eine jede Species ihre abſon- derliche Regeln haben muͤſte/ aus welchen/ ob es gleich ſcheinet/ daß er gering ſey/ und nicht viel zu bedeuten habe/ dennoch unter- ſchiedene falſche und unnuͤtze Regeln ge- macht ſeyn worden/ die zu nichts nuͤtze ſind/ als zu Zaͤnckereyen und zu Sophiſtereyen/ und zu aſylis ignorantiæ. Wir muͤſſen ſie doch nun auch ein wenig beleuchten/ weil wir ſolches oben verſprochen haben. 108. Bey der interpretatione declarati- va macht man ſich ſehr breit mit der Regel: Verba in dubio propriè ſunt accipienda, niſi inde ſequatur abſurdum. Man muß die Worte ſo lange in eigenen Verſtande neh- men/ biß man ſiehet/ daß der eigene Ver- ſtand etwas abſurdes nach ſich ziehe. 109. Wenn man aber beym Lichte beſiehet/ was

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ausuebungvernunfftlehre_1691
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ausuebungvernunfftlehre_1691/232
Zitationshilfe: Thomasius, Christian: Außübung Der Vernunfft-Lehre. Halle (Saale), [1691], S. 206. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ausuebungvernunfftlehre_1691/232>, abgerufen am 24.11.2024.