Thomasius, Christian: Außübung Der Vernunfft-Lehre. Halle (Saale), [1691].andern die Warheit beyzubringen. Er findet ihrer wohl mehr als er verlanget/ dieihn in seinen guten Vorsatz stärcken/ und ihm güldene Berge versprechen/ wenn er aber Hand anlegt/ so plaget man ihn mit ein hauffen Lesen und Auswendig lernen. Man hält ihn mit vielen Dingen lange auff/ die er selbst begreifft/ daß sie nichts nütze seyn. Man schreibet ihnen methoden vor/ zu deren practicirung man des Mathusalae sein Alter haben müste. Er sucht solchergestalt wohl etliche Jahr lang einen rechtschaffenen Mann/ und gehet von einem zum andern/ aber er findet wohl schlimmere als er zuvor gehabt/ jedoch will sich kein besse- rer finden. Derowegen so sind es 5. die alber- ne Lehrarten/ die junge Leute in Untersuch- ung der Warheiten verdrüßlich machen/ und die ein wenig glimmende Lust und attention zum studieren, an statt daß sie dieselbe anfeu- ren solten/ auslöschen und erstecken. 98. Alleine diese Ursache muß von dir als hat H 4
andern die Warheit beyzubringen. Er findet ihrer wohl mehr als er verlanget/ dieihn in ſeinen guten Vorſatz ſtaͤrcken/ und ihm guͤldene Berge verſprechen/ wenn er aber Hand anlegt/ ſo plaget man ihn mit ein hauffen Leſen und Auswendig lernen. Man haͤlt ihn mit vielen Dingen lange auff/ die er ſelbſt begreifft/ daß ſie nichts nuͤtze ſeyn. Man ſchreibet ihnen methoden vor/ zu deren practicirung man des Mathuſalæ ſein Alter haben muͤſte. Er ſucht ſolchergeſtalt wohl etliche Jahr lang einen rechtſchaffenen Mann/ und gehet von einem zum andern/ aber er findet wohl ſchlimmere als er zuvor gehabt/ jedoch will ſich kein beſſe- rer finden. Derowegen ſo ſind es 5. die alber- ne Lehrarten/ die junge Leute in Unterſuch- ung der Warheiten verdruͤßlich machen/ und die ein wenig glimmende Luſt und attention zum ſtudieren, an ſtatt daß ſie dieſelbe anfeu- ren ſolten/ ausloͤſchen und erſtecken. 98. Alleine dieſe Urſache muß von dir als hat H 4
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0145" n="119"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">andern die Warheit beyzubringen.</hi></fw><lb/> Er findet ihrer wohl mehr als er verlanget/ die<lb/> ihn in ſeinen guten Vorſatz ſtaͤrcken/ und ihm<lb/> guͤldene Berge verſprechen/ wenn er aber Hand<lb/> anlegt/ ſo plaget man ihn mit ein hauffen Leſen<lb/> und Auswendig lernen. Man haͤlt ihn mit<lb/> vielen Dingen lange auff/ die er ſelbſt begreifft/<lb/> daß ſie nichts nuͤtze ſeyn. Man ſchreibet ihnen<lb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">methoden</hi></hi> vor/ zu deren <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">practicir</hi></hi>ung man des<lb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Mathuſalæ</hi></hi> ſein Alter haben muͤſte. Er ſucht<lb/> ſolchergeſtalt wohl etliche Jahr lang einen<lb/> rechtſchaffenen Mann/ und gehet von einem<lb/> zum andern/ aber er findet wohl ſchlimmere<lb/> als er zuvor gehabt/ jedoch will ſich kein beſſe-<lb/> rer finden. Derowegen ſo ſind es 5. <hi rendition="#fr">die alber-<lb/> ne Lehrarten/</hi> die junge Leute in Unterſuch-<lb/> ung der Warheiten verdruͤßlich machen/ und<lb/> die ein wenig glimmende Luſt und <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">attention</hi></hi><lb/> zum <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">ſtudieren</hi>,</hi> an ſtatt daß ſie dieſelbe anfeu-<lb/> ren ſolten/ ausloͤſchen und erſtecken.</p><lb/> <p>98. Alleine dieſe Urſache muß von dir als<lb/><hi rendition="#fr">die allerleichteſte</hi> betrachtet werden/ weil in<lb/> denen erſten vieren der Mangel bey dem Lehr-<lb/> ling war/ bey dieſer aber es einig und <hi rendition="#fr">alleine<lb/> bey dir</hi> ſtehet/ den Verdruß deines Zuhoͤrers<lb/> zu lindern/ wenn du nehmlich ihn dergeſtalt<lb/> unterweiſeſt/ daß er nicht uͤber dich zu klagen<lb/> <fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#aq">H</hi> 4</fw><fw place="bottom" type="catch">hat</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [119/0145]
andern die Warheit beyzubringen.
Er findet ihrer wohl mehr als er verlanget/ die
ihn in ſeinen guten Vorſatz ſtaͤrcken/ und ihm
guͤldene Berge verſprechen/ wenn er aber Hand
anlegt/ ſo plaget man ihn mit ein hauffen Leſen
und Auswendig lernen. Man haͤlt ihn mit
vielen Dingen lange auff/ die er ſelbſt begreifft/
daß ſie nichts nuͤtze ſeyn. Man ſchreibet ihnen
methoden vor/ zu deren practicirung man des
Mathuſalæ ſein Alter haben muͤſte. Er ſucht
ſolchergeſtalt wohl etliche Jahr lang einen
rechtſchaffenen Mann/ und gehet von einem
zum andern/ aber er findet wohl ſchlimmere
als er zuvor gehabt/ jedoch will ſich kein beſſe-
rer finden. Derowegen ſo ſind es 5. die alber-
ne Lehrarten/ die junge Leute in Unterſuch-
ung der Warheiten verdruͤßlich machen/ und
die ein wenig glimmende Luſt und attention
zum ſtudieren, an ſtatt daß ſie dieſelbe anfeu-
ren ſolten/ ausloͤſchen und erſtecken.
98. Alleine dieſe Urſache muß von dir als
die allerleichteſte betrachtet werden/ weil in
denen erſten vieren der Mangel bey dem Lehr-
ling war/ bey dieſer aber es einig und alleine
bey dir ſtehet/ den Verdruß deines Zuhoͤrers
zu lindern/ wenn du nehmlich ihn dergeſtalt
unterweiſeſt/ daß er nicht uͤber dich zu klagen
hat
H 4
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ausuebungvernunfftlehre_1691 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ausuebungvernunfftlehre_1691/145 |
Zitationshilfe: | Thomasius, Christian: Außübung Der Vernunfft-Lehre. Halle (Saale), [1691], S. 119. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ausuebungvernunfftlehre_1691/145>, abgerufen am 27.07.2024. |