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Thomasius, Christian: Außübung Der Vernunfft-Lehre. Halle (Saale), [1691].

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andern die Warheit beyzubringen.
diejenigen/ denen wir die erkannte Warheit
beybringen wollen/ entweder kleine Kinder
sind/ oder erwachsene Leute.

27. Wiewohl aber wegen Unterweisung
kleiner Kinder
sehr viel zu erinnern wäre/
indem die allgemeine Lehrart durchgehends so
wenig taugt/ daß ein vernünfftiger Mensch/
der dieses Unwesen mlt unpartheyischen Au-
gen ansiehet/ über die Blindheit der Welt er-
schrickt; so haben doch von diesem Ubel allbe-
reit so viel wackere und vortreffliche Leute vor
uns geschrieben/ daß es nicht allein unnöthig
seyn würde/ dißfalls etwas zu erinnern/ son-
dern es würde auch eben so vergebens seyn/ so
vergebens die itztbesagten Erinnerungen ge-
wesen/ weil die Ausübung solcher Vorschläge
one den Beytrag der erwachsenen nicht gesche-
hen kan/ bey diesen aber nichts zu hoffen ist/
so lange dieselben noch in denen praejudiciis ste-
cken/ nnd niemand ist der sie heraus reist.

28. So ist auch unsere gantze Philosophie,
und sonderlich die Vernunfft-Lehre für die er-
wachsenen
geschrieben/ und wenn diese ein-
mahl gebessert und recht unterwiesen seyn/ wird
es sich hernach mit Ausbesserung der gemeinen
Schulen gleichsam von sich selbst schicken.

29. Die
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andern die Warheit beyzubringen.
diejenigen/ denen wir die erkannte Warheit
beybringen wollen/ entweder kleine Kinder
ſind/ oder erwachſene Leute.

27. Wiewohl aber wegen Unterweiſung
kleiner Kinder
ſehr viel zu erinnern waͤre/
indem die allgemeine Lehrart durchgehends ſo
wenig taugt/ daß ein vernuͤnfftiger Menſch/
der dieſes Unweſen mlt unpartheyiſchen Au-
gen anſiehet/ uͤber die Blindheit der Welt er-
ſchrickt; ſo haben doch von dieſem Ubel allbe-
reit ſo viel wackere und vortreffliche Leute vor
uns geſchrieben/ daß es nicht allein unnoͤthig
ſeyn wuͤrde/ dißfalls etwas zu erinnern/ ſon-
dern es wuͤrde auch eben ſo vergebens ſeyn/ ſo
vergebens die itztbeſagten Erinnerungen ge-
weſen/ weil die Ausuͤbung ſolcher Vorſchlaͤge
one den Beytrag der erwachſenen nicht geſche-
hen kan/ bey dieſen aber nichts zu hoffen iſt/
ſo lange dieſelben noch in denen præjudiciis ſte-
cken/ nnd niemand iſt der ſie heraus reiſt.

28. So iſt auch unſere gantze Philoſophie,
und ſonderlich die Vernunfft-Lehre fuͤr die er-
wachſenen
geſchrieben/ und wenn dieſe ein-
mahl gebeſſert uñ recht unterwieſen ſeyn/ wird
es ſich hernach mit Ausbeſſerung der gemeinen
Schulen gleichſam von ſich ſelbſt ſchicken.

29. Die
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[87/0113] andern die Warheit beyzubringen. diejenigen/ denen wir die erkannte Warheit beybringen wollen/ entweder kleine Kinder ſind/ oder erwachſene Leute. 27. Wiewohl aber wegen Unterweiſung kleiner Kinder ſehr viel zu erinnern waͤre/ indem die allgemeine Lehrart durchgehends ſo wenig taugt/ daß ein vernuͤnfftiger Menſch/ der dieſes Unweſen mlt unpartheyiſchen Au- gen anſiehet/ uͤber die Blindheit der Welt er- ſchrickt; ſo haben doch von dieſem Ubel allbe- reit ſo viel wackere und vortreffliche Leute vor uns geſchrieben/ daß es nicht allein unnoͤthig ſeyn wuͤrde/ dißfalls etwas zu erinnern/ ſon- dern es wuͤrde auch eben ſo vergebens ſeyn/ ſo vergebens die itztbeſagten Erinnerungen ge- weſen/ weil die Ausuͤbung ſolcher Vorſchlaͤge one den Beytrag der erwachſenen nicht geſche- hen kan/ bey dieſen aber nichts zu hoffen iſt/ ſo lange dieſelben noch in denen præjudiciis ſte- cken/ nnd niemand iſt der ſie heraus reiſt. 28. So iſt auch unſere gantze Philoſophie, und ſonderlich die Vernunfft-Lehre fuͤr die er- wachſenen geſchrieben/ und wenn dieſe ein- mahl gebeſſert uñ recht unterwieſen ſeyn/ wird es ſich hernach mit Ausbeſſerung der gemeinen Schulen gleichſam von ſich ſelbſt ſchicken. 29. Die F 4

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Zitationshilfe: Thomasius, Christian: Außübung Der Vernunfft-Lehre. Halle (Saale), [1691], S. 87. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ausuebungvernunfftlehre_1691/113>, abgerufen am 24.11.2024.