Thomasius, Christian: Ausübung Der SittenLehre. Halle (Saale), 1696.böse Affecten zu dämpffen. Wohllüstiger/ Ehr-Geitziger und Geld-Geitziger ein Warhafftiges Vergnügen ha- be/ sondern daß er durch seine Begierden täg- lich sein Vergnügen ruinire/ indem er durch die- selben auf unterschiedene Art sich untüchtig ma- chet/ die Gesundheit seines Leibes zu erhalten/ einen warhafftig guten Namen und Nachruhm zu erwerben/ und die Freyheit seiner Gemüths- Ruhe zu mainteniren/ sondern ein Sclave sei- ner ihn jämmerlich hin und her reissenden Be- gierden/ ein Abscheu aller tugendhafften Leute/ und ein armer ungesunder Mensch werde/ ja daß er selbst in dem Stande des Gebrauchs seiner Wohllust/ Ehre und Reichthums/ voller Elend/ Unruhe und Verdruß sey/ ob er schon dieses Elend aus närrischer Liebe zu seinen Begierden nicht empfindet/ oder wohl gar als ein Mittel ansiehet/ desto mehr Lust zu haben/ aus dem thörichten Principio, daß Veränderung rechte Lust mache. 19. Das Vorurtheil der Ungedult hin- che
boͤſe Affecten zu daͤmpffen. Wohlluͤſtiger/ Ehr-Geitziger und Geld-Geitziger ein Warhafftiges Vergnuͤgen ha- be/ ſondern daß er durch ſeine Begierden taͤg- lich ſein Vergnuͤgen ruinire/ indem er durch die- ſelben auf unterſchiedene Art ſich untuͤchtig ma- chet/ die Geſundheit ſeines Leibes zu erhalten/ einen warhafftig guten Namen und Nachruhm zu erwerben/ und die Freyheit ſeiner Gemuͤths- Ruhe zu mainteniren/ ſondern ein Sclave ſei- ner ihn jaͤmmerlich hin und her reiſſenden Be- gierden/ ein Abſcheu aller tugendhafften Leute/ und ein armer ungeſunder Menſch werde/ ja daß er ſelbſt in dem Stande des Gebrauchs ſeiner Wohlluſt/ Ehre und Reichthums/ voller Elend/ Unruhe und Verdruß ſey/ ob er ſchon dieſes Elend aus naͤrriſcher Liebe zu ſeinen Begierden nicht empfindet/ oder wohl gar als ein Mittel anſiehet/ deſto mehr Luſt zu haben/ aus dem thoͤrichten Principio, daß Veraͤnderung rechte Luſt mache. 19. Das Vorurtheil der Ungedult hin- che
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boͤſe Affecten zu daͤmpffen.
Wohlluͤſtiger/ Ehr-Geitziger und Geld-
Geitziger ein Warhafftiges Vergnuͤgen ha-
be/ ſondern daß er durch ſeine Begierden taͤg-
lich ſein Vergnuͤgen ruinire/ indem er durch die-
ſelben auf unterſchiedene Art ſich untuͤchtig ma-
chet/ die Geſundheit ſeines Leibes zu erhalten/
einen warhafftig guten Namen und Nachruhm
zu erwerben/ und die Freyheit ſeiner Gemuͤths-
Ruhe zu mainteniren/ ſondern ein Sclave ſei-
ner ihn jaͤmmerlich hin und her reiſſenden Be-
gierden/ ein Abſcheu aller tugendhafften Leute/
und ein armer ungeſunder Menſch werde/ ja daß
er ſelbſt in dem Stande des Gebrauchs ſeiner
Wohlluſt/ Ehre und Reichthums/ voller Elend/
Unruhe und Verdruß ſey/ ob er ſchon dieſes
Elend aus naͤrriſcher Liebe zu ſeinen Begierden
nicht empfindet/ oder wohl gar als ein Mittel
anſiehet/ deſto mehr Luſt zu haben/ aus dem
thoͤrichten Principio, daß Veraͤnderung rechte
Luſt mache.
19. Das Vorurtheil der Ungedult hin-
dert auch den Menſchen ſehr in ſeiner Beſſerung.
Er iſt in ſeinem Verderben gewohnet/ daß er
nichts fuͤr angenehm haͤlt/ als was fein empfind-
lich und ſenſibel iſt. Dieſe Ungedult wird ihn
auch verleiten/ wenn er ſich beſſern wil. Denn
er wird entweder ſeine Beſſerung/ ſo zu ſagen/
auf einmahl und auf einen Tag vornehmen
wollen/ oder wird laß und verdrießlich werden/
wenn er nicht alsbald empfindliche und merckli-
che
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