Thomasius, Christian: Ausübung Der SittenLehre. Halle (Saale), 1696.böse Affecten zu dämpffen. und Begierde/ oder wegen Standes und Be-förderung/ oder wegen Geldes gemacht/ und also können wir auch wohl dieselben zu Proben brauchen/ unser Gemüthe zu erforschen. Man erwege dannenhero z. e. und prüfe sich/ was man wohl thun würde/ wenn man heyrathen solte/ und hätte die Wahl unter drey Weibes- Personen/ deren die eine sehr schöne/ aber da- bey auch sehr arm und von sehr niedrigem Stan- de wäre; Die andere aber wäre sehr vorneh- men Standes und Ansehens/ dabey aber gantz nicht schön/ und gantz nicht reich/ und endlich die dritte wäre sehr reich/ aber dabey sehr heßlich und von sehr niedrigem Stande. Gesetzt nun/ man müste eine von diesen dreyen Weibes-Per- sonen heyrathen/ und hätte nur zwey Stunden Bedenck-Zeit; So brauche man dergleichen Zeit/ und überlege die Sache wohl und reifflich/ wenn einem dieser casus vorfiele/ zu welcher von diesen dreyen man alsdann greiffen wolte. Und wann die Resolution gefast/ so kan man leicht sehen/ ob die wohllüstige Schönheit/ oder der Ehrsüchtige Stand/ oder die Geld-Gierde die Oberhand bey uns habe. 12. Man muß sich aber hierbey wohl in acht sehr G g @
boͤſe Affecten zu daͤmpffen. und Begierde/ oder wegen Standes und Be-foͤrderung/ oder wegen Geldes gemacht/ und alſo koͤnnen wir auch wohl dieſelben zu Proben brauchen/ unſer Gemuͤthe zu erforſchen. Man erwege dannenhero z. e. und pruͤfe ſich/ was man wohl thun wuͤrde/ wenn man heyrathen ſolte/ und haͤtte die Wahl unter drey Weibes- Perſonen/ deren die eine ſehr ſchoͤne/ aber da- bey auch ſehr arm und von ſehr niedrigem Stan- de waͤre; Die andere aber waͤre ſehr vorneh- men Standes und Anſehens/ dabey aber gantz nicht ſchoͤn/ und gantz nicht reich/ und endlich die dritte waͤre ſehr reich/ aber dabey ſehr heßlich und von ſehr niedrigem Stande. Geſetzt nun/ man muͤſte eine von dieſen dreyen Weibes-Per- ſonen heyrathen/ und haͤtte nur zwey Stunden Bedenck-Zeit; So brauche man dergleichen Zeit/ und uͤberlege die Sache wohl und reifflich/ wenn einem dieſer caſus vorfiele/ zu welcher von dieſen dreyen man alsdann greiffen wolte. Und wann die Reſolution gefaſt/ ſo kan man leicht ſehen/ ob die wohlluͤſtige Schoͤnheit/ oder der Ehrſuͤchtige Stand/ oder die Geld-Gierde die Oberhand bey uns habe. 12. Man muß ſich aber hierbey wohl in acht ſehr G g @
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boͤſe Affecten zu daͤmpffen.
und Begierde/ oder wegen Standes und Be-
foͤrderung/ oder wegen Geldes gemacht/ und
alſo koͤnnen wir auch wohl dieſelben zu Proben
brauchen/ unſer Gemuͤthe zu erforſchen.
Man erwege dannenhero z. e. und pruͤfe ſich/ was
man wohl thun wuͤrde/ wenn man heyrathen
ſolte/ und haͤtte die Wahl unter drey Weibes-
Perſonen/ deren die eine ſehr ſchoͤne/ aber da-
bey auch ſehr arm und von ſehr niedrigem Stan-
de waͤre; Die andere aber waͤre ſehr vorneh-
men Standes und Anſehens/ dabey aber gantz
nicht ſchoͤn/ und gantz nicht reich/ und endlich die
dritte waͤre ſehr reich/ aber dabey ſehr heßlich
und von ſehr niedrigem Stande. Geſetzt nun/
man muͤſte eine von dieſen dreyen Weibes-Per-
ſonen heyrathen/ und haͤtte nur zwey Stunden
Bedenck-Zeit; So brauche man dergleichen
Zeit/ und uͤberlege die Sache wohl und reifflich/
wenn einem dieſer caſus vorfiele/ zu welcher von
dieſen dreyen man alsdann greiffen wolte. Und
wann die Reſolution gefaſt/ ſo kan man leicht
ſehen/ ob die wohlluͤſtige Schoͤnheit/ oder der
Ehrſuͤchtige Stand/ oder die Geld-Gierde die
Oberhand bey uns habe.
12. Man muß ſich aber hierbey wohl in acht
nehmen/ daß man erftlich bey Formirung der
Exempel bey allen dreyen Perſonen die gehoͤrige
Proportion wohl in acht nehme/ nemlich/ daß
wenn wir von einer Perſon geſagt/ daß ſie ſehr
reich/ die andere ſehr vornehm/ und die dritte
ſehr
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