Thomasius, Christian: Ausübung Der SittenLehre. Halle (Saale), 1696.Das 13. H. Von dem Zorn des Menschen ger Schrifft/ sondern aus denen Lehr-Sä-tzen anderer Heyden hergenommenen gekün- stelten Scheingründen widerleget; oder wie offte er durch Rhetorische Griffgen den Leser zwar mit geschminckten oder prächtigen Wor- ten suche an sich zu ziehen/ die aber/ wenn man sie ohne Schmincke ansiehet/ den Leser entwe- der ihren Ungrund bald zu verstehen geben/ o- der mehr verwirren/ als er zuvor war. Und dieses könten wir auch weitläufftig darthun/ wenn wir alles das jenige untersuchen wolten/ was er von der indifferenz des Menschlichen Zorns anführet. Aber wir wollen nur das vor- nehmste anführen/ nemlich/ wie er seine Mei- nung wegen Beschreibung des Zorns ent- decket. " 42. Hievon sagt er also (a) daß die Phi- "Etliche (a) De ira Dei cap. 17.
Das 13. H. Von dem Zorn des Menſchen ger Schrifft/ ſondern aus denen Lehr-Saͤ-tzen anderer Heyden hergenommenen gekuͤn- ſtelten Scheingruͤnden widerleget; oder wie offte er durch Rhetoriſche Griffgen den Leſer zwar mit geſchminckten oder praͤchtigen Wor- ten ſuche an ſich zu ziehen/ die aber/ wenn man ſie ohne Schmincke anſiehet/ den Leſer entwe- der ihren Ungrund bald zu verſtehen geben/ o- der mehr verwirren/ als er zuvor war. Und dieſes koͤnten wir auch weitlaͤufftig darthun/ wenn wir alles das jenige unterſuchen wolten/ was er von der indifferenz des Menſchlichen Zorns anfuͤhret. Aber wir wollen nur das vor- nehmſte anfuͤhren/ nemlich/ wie er ſeine Mei- nung wegen Beſchreibung des Zorns ent- decket. „ 42. Hievon ſagt er alſo (a) daß die Phi- „Etliche (a) De irâ Dei cap. 17.
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Das 13. H. Von dem Zorn des Menſchen
ger Schrifft/ ſondern aus denen Lehr-Saͤ-
tzen anderer Heyden hergenommenen gekuͤn-
ſtelten Scheingruͤnden widerleget; oder wie
offte er durch Rhetoriſche Griffgen den Leſer
zwar mit geſchminckten oder praͤchtigen Wor-
ten ſuche an ſich zu ziehen/ die aber/ wenn man
ſie ohne Schmincke anſiehet/ den Leſer entwe-
der ihren Ungrund bald zu verſtehen geben/ o-
der mehr verwirren/ als er zuvor war. Und
dieſes koͤnten wir auch weitlaͤufftig darthun/
wenn wir alles das jenige unterſuchen wolten/
was er von der indifferenz des Menſchlichen
Zorns anfuͤhret. Aber wir wollen nur das vor-
nehmſte anfuͤhren/ nemlich/ wie er ſeine Mei-
nung wegen Beſchreibung des Zorns ent-
decket.
„ 42. Hievon ſagt er alſo (a) daß die Phi-
„loſophi nicht verſtanden haben/ was das We-
„ſen des Zorns ſey/ kan man aus ihren Be-
„ſchreibungen ſehen/ die Seneca in ſeinen Buͤ-
„chern vom Zorne erzehlet hat. Er ſpricht: der
„Zorn iſt eine Begierde das angethane Unrecht
„zu raͤchen. Andere/ wie Poſſidonius ſagt:
„der Zorn iſt eine Begierde/ den zu ſtraf-
„fen/ von dem du dir einbildeſt/ daß er
„dich unrechtmaͤßiger Weiſe beleidiget habe.
„Etliche
(a) De irâ Dei cap. 17.
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