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Thomasius, Christian: Ausübung Der SittenLehre. Halle (Saale), 1696.

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Das 11. H. von dem Geld-Geitz/
heit ein Vergnügen finden/ als z. e. in des P. Abr.
de S. C.
Schrifften.

29. Aus diesen erhellet nun leichtlich/ daß
ein Geldgeitziger an und für sich selbst keine
Lust eben zum
studiren habe/ aber doch auch
dem
studiren nicht feind noch selben zuwider
sey.
Er studiret aber nicht zur Lust/ noch in
der Welt groß/ sondern reich zu werden/ und
wenn er hoffet Geld mit zu verdienen/ so lässet er
sich es sauer werden und hat gut Sitze-Fleisch.
Er schickt sich aber zum meditiren wegen Mangel
des judicii und ingenii nicht wohl/ sondern
auswendig zu lernen/ locos communes zu
machen/ Collegia abzuschreiben/ viel zu lesen
u. s. w. Er ist geschickt/ seine lectiones dem
Wort-Verstande nach herzusagen/ und was er
lieset leicht zu behalten/ in allen Facultäten/ Sprü-
che/ Leges, Recepte, Sententias und ganze Plätze
aus denen Autoribus zu mercken/ capitel/ ver-
sicel,
titel/ leges denen Zahlen nach ohne Ver-
wirrung fertig zu mercken/ in Chronologia und
Genealogia Jahrzahlen/ und Nahmen/ was
zu dieser Zeit geschehen sey/ wie die Familien auf
einander folgen/ und durch Schwägerschafft mit
einander verknüpfft sind/ mit Verwunderung zu
wissen. Wenn er Bücher schreibet/ ist er weit-
läufftig/ und kan sie mit digressionen und
vielen Allegatis, Sententiis Poetarum,
Oratorum, Patrum, Philosophorum &c.
aus-
zieren. Doch ist er bey seiner Menge und Weit-

läufftig-

Das 11. H. von dem Geld-Geitz/
heit ein Vergnuͤgen finden/ als z. e. in des P. Abr.
de S. C.
Schrifften.

29. Aus dieſen erhellet nun leichtlich/ daß
ein Geldgeitziger an und fuͤr ſich ſelbſt keine
Luſt eben zum
ſtudiren habe/ aber doch auch
dem
ſtudiren nicht feind noch ſelben zuwideꝛ
ſey.
Er ſtudiret aber nicht zur Luſt/ noch in
der Welt groß/ ſondern reich zu werden/ und
wenn er hoffet Geld mit zu verdienen/ ſo laͤſſet er
ſich es ſauer werden und hat gut Sitze-Fleiſch.
Er ſchickt ſich aber zum meditiren wegen Mangel
des judicii und ingenii nicht wohl/ ſondern
auswendig zu lernen/ locos communes zu
machen/ Collegia abzuſchreiben/ viel zu leſen
u. ſ. w. Er iſt geſchickt/ ſeine lectiones dem
Wort-Verſtande nach herzuſagen/ und was er
lieſet leicht zu behalten/ in allen Facultaͤten/ Spꝛuͤ-
che/ Leges, Recepte, Sententias und ganze Plaͤtze
aus denen Autoribus zu mercken/ capitel/ ver-
ſicel,
titel/ leges denen Zahlen nach ohne Ver-
wirrung fertig zu mercken/ in Chronologia und
Genealogia Jahrzahlen/ und Nahmen/ was
zu dieſer Zeit geſchehen ſey/ wie die Familien auf
einander folgen/ und durch Schwaͤgerſchafft mit
einander verknuͤpfft ſind/ mit Verwunderung zu
wiſſen. Wenn er Buͤcher ſchreibet/ iſt er weit-
laͤufftig/ und kan ſie mit digresſionen und
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Oratorum, Patrum, Philoſophorum &c.
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zieren. Doch iſt er bey ſeiner Menge und Weit-

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[288/0300] Das 11. H. von dem Geld-Geitz/ heit ein Vergnuͤgen finden/ als z. e. in des P. Abr. de S. C. Schrifften. 29. Aus dieſen erhellet nun leichtlich/ daß ein Geldgeitziger an und fuͤr ſich ſelbſt keine Luſt eben zum ſtudiren habe/ aber doch auch dem ſtudiren nicht feind noch ſelben zuwideꝛ ſey. Er ſtudiret aber nicht zur Luſt/ noch in der Welt groß/ ſondern reich zu werden/ und wenn er hoffet Geld mit zu verdienen/ ſo laͤſſet er ſich es ſauer werden und hat gut Sitze-Fleiſch. Er ſchickt ſich aber zum meditiren wegen Mangel des judicii und ingenii nicht wohl/ ſondern auswendig zu lernen/ locos communes zu machen/ Collegia abzuſchreiben/ viel zu leſen u. ſ. w. Er iſt geſchickt/ ſeine lectiones dem Wort-Verſtande nach herzuſagen/ und was er lieſet leicht zu behalten/ in allen Facultaͤten/ Spꝛuͤ- che/ Leges, Recepte, Sententias und ganze Plaͤtze aus denen Autoribus zu mercken/ capitel/ ver- ſicel, titel/ leges denen Zahlen nach ohne Ver- wirrung fertig zu mercken/ in Chronologia und Genealogia Jahrzahlen/ und Nahmen/ was zu dieſer Zeit geſchehen ſey/ wie die Familien auf einander folgen/ und durch Schwaͤgerſchafft mit einander verknuͤpfft ſind/ mit Verwunderung zu wiſſen. Wenn er Buͤcher ſchreibet/ iſt er weit- laͤufftig/ und kan ſie mit digresſionen und vielen Allegatis, Sententiis Poetarum, Oratorum, Patrum, Philoſophorum &c. aus- zieren. Doch iſt er bey ſeiner Menge und Weit- laͤufftig-

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Zitationshilfe: Thomasius, Christian: Ausübung Der SittenLehre. Halle (Saale), 1696, S. 288. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ausuebungsittenlehre_1696/300>, abgerufen am 25.11.2024.