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Thomasius, Christian: Ausübung Der SittenLehre. Halle (Saale), 1696.

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Das 11. H. von dem Geld-Geitz/
nen geliebten Dingen zu vereinigen trachtet;
Aber darinnen ist er von der Wohllust und
Ehr-Geitz gäntzlich unterschieden/
daß er
diese Ruhe durch Besitzung geringerer Creatu-
ren als der Mensch ist/ nemlich Geld oder Gel-
des werth/ und zwar durch eigenthümliche Be-
sitzung derselben zu erhalten bemühet ist.

7. Ein jeder Geld-Geitziger suchet Ru-
he/ und trachtet darnach.
Er denckt/ wenn
du nur entweder für die gantze Zeit deines Lebens/
oder jährlich so viel Einkommen am Gelde oder
Geldes werth haben soltest/ woltest du ruhig und
zu frieden seyn. Wenn du nur einmahl ein eigen
Haus/ ein Ritter-Gut/ eine eigene Heerde
Schaffe/ ein hübsches Pferd/ wohl abgerichtete
Jagt-Hunde/ ein silbern Servis, und so in inde-
finitum
weiter/ eigenthümlich haben soltest/ wol-
test du hernach nichts mehr begehren. Ja ein
Geld-Geitziger weiß so wohl als ein Ehr-Geitzi-
ger und Wohllüstiger über die Unruhe ande-
rer seines gleichen gar vernünfftig zu
raison-
nir
en. Sie sprechen offters: dieser Mensch ist
in seiner Wohllust/ Ehr-Geitz/ Geld-Geitz gar
nicht zu ersättigen. Dieser hat eine schöne liebe
Frau/ und gehet den Huren nach/ dieser hat so
einen guten Tisch/ und liegt Tag für Tag in
Wein- und Bier-Häusern: Dieser hat so ein
ehrlich Amt/ er ist in kurtzem so hoch gestiegen/
und ist doch schon seines Ehren-Amts überdrüßig
und nicht damit zu frieden: Dieser hat jährlich

so

Das 11. H. von dem Geld-Geitz/
nen geliebten Dingen zu vereinigen trachtet;
Aber darinnen iſt er von der Wohlluſt und
Ehr-Geitz gaͤntzlich unterſchieden/
daß er
dieſe Ruhe durch Beſitzung geringerer Creatu-
ren als der Menſch iſt/ nemlich Geld oder Gel-
des werth/ und zwar durch eigenthuͤmliche Be-
ſitzung derſelben zu erhalten bemuͤhet iſt.

7. Ein jeder Geld-Geitziger ſuchet Ru-
he/ und trachtet darnach.
Er denckt/ wenn
du nur entweder fuͤr die gantze Zeit deines Lebens/
oder jaͤhrlich ſo viel Einkommen am Gelde oder
Geldes werth haben ſolteſt/ wolteſt du ruhig und
zu frieden ſeyn. Wenn du nur einmahl ein eigen
Haus/ ein Ritter-Gut/ eine eigene Heerde
Schaffe/ ein huͤbſches Pferd/ wohl abgerichtete
Jagt-Hunde/ ein ſilbern Servis, und ſo in inde-
finitum
weiter/ eigenthuͤmlich haben ſolteſt/ wol-
teſt du hernach nichts mehr begehren. Ja ein
Geld-Geitziger weiß ſo wohl als ein Ehr-Geitzi-
ger und Wohlluͤſtiger uͤber die Unruhe ande-
rer ſeines gleichen gar vernuͤnfftig zu
raiſon-
nir
en. Sie ſprechen offters: dieſer Menſch iſt
in ſeiner Wohlluſt/ Ehr-Geitz/ Geld-Geitz gar
nicht zu erſaͤttigen. Dieſer hat eine ſchoͤne liebe
Frau/ und gehet den Huren nach/ dieſer hat ſo
einen guten Tiſch/ und liegt Tag fuͤr Tag in
Wein- und Bier-Haͤuſern: Dieſer hat ſo ein
ehrlich Amt/ er iſt in kurtzem ſo hoch geſtiegen/
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und nicht damit zu frieden: Dieſer hat jaͤhrlich

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[262/0274] Das 11. H. von dem Geld-Geitz/ nen geliebten Dingen zu vereinigen trachtet; Aber darinnen iſt er von der Wohlluſt und Ehr-Geitz gaͤntzlich unterſchieden/ daß er dieſe Ruhe durch Beſitzung geringerer Creatu- ren als der Menſch iſt/ nemlich Geld oder Gel- des werth/ und zwar durch eigenthuͤmliche Be- ſitzung derſelben zu erhalten bemuͤhet iſt. 7. Ein jeder Geld-Geitziger ſuchet Ru- he/ und trachtet darnach. Er denckt/ wenn du nur entweder fuͤr die gantze Zeit deines Lebens/ oder jaͤhrlich ſo viel Einkommen am Gelde oder Geldes werth haben ſolteſt/ wolteſt du ruhig und zu frieden ſeyn. Wenn du nur einmahl ein eigen Haus/ ein Ritter-Gut/ eine eigene Heerde Schaffe/ ein huͤbſches Pferd/ wohl abgerichtete Jagt-Hunde/ ein ſilbern Servis, und ſo in inde- finitum weiter/ eigenthuͤmlich haben ſolteſt/ wol- teſt du hernach nichts mehr begehren. Ja ein Geld-Geitziger weiß ſo wohl als ein Ehr-Geitzi- ger und Wohlluͤſtiger uͤber die Unruhe ande- rer ſeines gleichen gar vernuͤnfftig zu raiſon- niren. Sie ſprechen offters: dieſer Menſch iſt in ſeiner Wohlluſt/ Ehr-Geitz/ Geld-Geitz gar nicht zu erſaͤttigen. Dieſer hat eine ſchoͤne liebe Frau/ und gehet den Huren nach/ dieſer hat ſo einen guten Tiſch/ und liegt Tag fuͤr Tag in Wein- und Bier-Haͤuſern: Dieſer hat ſo ein ehrlich Amt/ er iſt in kurtzem ſo hoch geſtiegen/ und iſt doch ſchon ſeines Ehren-Amts uͤberdruͤßig und nicht damit zu frieden: Dieſer hat jaͤhrlich ſo

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Zitationshilfe: Thomasius, Christian: Ausübung Der SittenLehre. Halle (Saale), 1696, S. 262. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ausuebungsittenlehre_1696/274>, abgerufen am 22.11.2024.