Thomasius, Christian: Ausübung Der SittenLehre. Halle (Saale), 1696.und denen daher rührenden Untugenden. leitung dessen/ was wir allbereit oben (a) gelehretden Geld-Geitz beschreiben; Daß er sey eine Gemüths-Neigung/ die ihre Ruhe in stets- währender veränderlicher Besitzung aller- hand Creaturen/ die unter den Menschen sind/ und mit Gelde können angeschaffet werden/ vergebens suchet/ und dieserwe- gen mit solchen Creaturen/ oder wenn die Begierde in einem hohen Grad ist/ alleine mit Gelde/ durch eigenthümliche Erlan- gung und Verwahrung derer- oder dessel- bigen sich zu vereinigen trachtet. Oder mit kurtzen: Geld-Geitz ist eine Begierde nach Gelde oder Geldes werth. 5. So deutlich nun als diese Beschreibung 6. Der Geld-Geitz hat abermahls dieses nen (a) cap. 5. §. 11. und cap. 7. §. 3. R 3
und denen daher ruͤhrenden Untugenden. leitung deſſen/ was wir allbereit oben (a) gelehretden Geld-Geitz beſchreiben; Daß er ſey eine Gemuͤths-Neigung/ die ihre Ruhe in ſtets- waͤhrender veraͤnderlicher Beſitzung aller- hand Creaturen/ die unter den Menſchen ſind/ und mit Gelde koͤnnen angeſchaffet werden/ vergebens ſuchet/ und dieſerwe- gen mit ſolchen Creaturen/ oder wenn die Begierde in einem hohen Grad iſt/ alleine mit Gelde/ durch eigenthuͤmliche Erlan- gung und Verwahrung derer- oder deſſel- bigen ſich zu vereinigen trachtet. Oder mit kurtzen: Geld-Geitz iſt eine Begierde nach Gelde oder Geldes werth. 5. So deutlich nun als dieſe Beſchreibung 6. Der Geld-Geitz hat abermahls dieſes nen (a) cap. 5. §. 11. und cap. 7. §. 3. R 3
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0273" n="261"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">und denen daher ruͤhrenden Untugenden.</hi></fw><lb/> leitung deſſen/ was wir allbereit oben <note place="foot" n="(a)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">cap. 5. §. 11.</hi></hi> und <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">cap. 7. §. 3.</hi></hi></note> gelehret<lb/><hi rendition="#fr">den Geld-Geitz beſchreiben; Daß er ſey eine<lb/> Gemuͤths-Neigung/ die ihre Ruhe in ſtets-<lb/> waͤhrender veraͤnderlicher Beſitzung aller-<lb/> hand Creaturen/ die unter den Menſchen<lb/> ſind/ und mit Gelde koͤnnen angeſchaffet<lb/> werden/ vergebens ſuchet/ und dieſerwe-<lb/> gen mit ſolchen Creaturen/ oder wenn die<lb/> Begierde in einem hohen Grad iſt/ alleine<lb/> mit Gelde/ durch eigenthuͤmliche Erlan-<lb/> gung und Verwahrung derer- oder deſſel-<lb/> bigen ſich zu vereinigen trachtet.</hi> Oder mit<lb/> kurtzen: <hi rendition="#fr">Geld-Geitz iſt eine Begierde nach<lb/> Gelde oder Geldes werth.</hi></p><lb/> <p>5. So deutlich nun als dieſe Beſchreibung<lb/> verhoffentlich iſt/ ſo vielmehr erfordert die etwas<lb/> genauere Betrachtung derſelbigen/ <hi rendition="#fr">Aufmerck-<lb/> ſamkeit/</hi> weil theils kein <hi rendition="#fr">ſchaͤdlicherer und ge-<lb/> faͤhrlicherer Feind fuͤr uns ſelbſt</hi> iſt/ theils (als<lb/> wir vielleicht unten weiter ausfuͤhren werden/)<lb/> kein <hi rendition="#aq">affect</hi> ſich durch tauſend Griffe und Verſtel-<lb/> lungen/ <hi rendition="#fr">ſo fuͤr uns zu verbergen ſucht/</hi> als eben<lb/> der Geld-Geitz. Wir wollen dannenhero die<lb/> Sache nach der in denen vorigen zwey Hauptſtuͤ-<lb/> cken gebrauchten <hi rendition="#aq">methode</hi> wohl uͤberlegen.</p><lb/> <p>6. Der Geld-Geitz hat abermahls dieſes<lb/><hi rendition="#fr">mit der Wohlluſt und Ehr-Geitz gemein/</hi><lb/> daß er ſeine Ruhe in ſtetswaͤhrender Veraͤnde-<lb/> rung vergebens ſucht/ und deswegen ſich mit de-<lb/> <fw place="bottom" type="sig">R 3</fw><fw place="bottom" type="catch">nen</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [261/0273]
und denen daher ruͤhrenden Untugenden.
leitung deſſen/ was wir allbereit oben (a) gelehret
den Geld-Geitz beſchreiben; Daß er ſey eine
Gemuͤths-Neigung/ die ihre Ruhe in ſtets-
waͤhrender veraͤnderlicher Beſitzung aller-
hand Creaturen/ die unter den Menſchen
ſind/ und mit Gelde koͤnnen angeſchaffet
werden/ vergebens ſuchet/ und dieſerwe-
gen mit ſolchen Creaturen/ oder wenn die
Begierde in einem hohen Grad iſt/ alleine
mit Gelde/ durch eigenthuͤmliche Erlan-
gung und Verwahrung derer- oder deſſel-
bigen ſich zu vereinigen trachtet. Oder mit
kurtzen: Geld-Geitz iſt eine Begierde nach
Gelde oder Geldes werth.
5. So deutlich nun als dieſe Beſchreibung
verhoffentlich iſt/ ſo vielmehr erfordert die etwas
genauere Betrachtung derſelbigen/ Aufmerck-
ſamkeit/ weil theils kein ſchaͤdlicherer und ge-
faͤhrlicherer Feind fuͤr uns ſelbſt iſt/ theils (als
wir vielleicht unten weiter ausfuͤhren werden/)
kein affect ſich durch tauſend Griffe und Verſtel-
lungen/ ſo fuͤr uns zu verbergen ſucht/ als eben
der Geld-Geitz. Wir wollen dannenhero die
Sache nach der in denen vorigen zwey Hauptſtuͤ-
cken gebrauchten methode wohl uͤberlegen.
6. Der Geld-Geitz hat abermahls dieſes
mit der Wohlluſt und Ehr-Geitz gemein/
daß er ſeine Ruhe in ſtetswaͤhrender Veraͤnde-
rung vergebens ſucht/ und deswegen ſich mit de-
nen
(a) cap. 5. §. 11. und cap. 7. §. 3.
R 3
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |