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Thomasius, Christian: Ausübung Der SittenLehre. Halle (Saale), 1696.

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nnd denen daher rührenden Unt.
tung gehalten zu werden praetendiret/ und die
grimmige Tollkühnheit gebieret die hitzige Be-
gierde/ dieses Ubel von Halse loß zu werden/
beyde aber/ so wohl der Hochmuth als die
Kühnheit gebähren die Lust sich zu rächen.

40. Wie nun vernünfftige Liebe durch
die gleichmüthige Freundlichkeit und gedultige
Hertzhafftigkeit dem Hochmuth und Tollkühn-
heit des Ehrgeitzes hauptsächlich entgegen ge-
setzet wird/ also ist kein Zweiffel/ es sey auch die
zornige Rachgier des Ehrgeitzes der geduldigen
Großmuth vernünfftiger Liebe gantz und gar zu-
wider/ in dem diese weder die Beleidigungen
empfindet/ noch deswegen dem andern was übels
zuzufügen trachtet. Der Wohllüstige ist zwar
empfindlich/ aber diese Empfindlichkeit dauret
nicht lange/ da hingegen ein Ehrgeitziger we-
gen seines hitzigen und feurigen temperaments,
wenn dasselbe einmahl in Brand geräth/ solches
nicht leicht wieder löschen kan/ als durch das
Blut oder die Schmertzen des Beleidigers: Ei-
nen Wohllüstigen vergehet die Rachgier leich-
te wegen seiner Furchtsamkeit/ und wenn er siehet/
daß wegen des Widerstandes des andern er die-
selbe schwerlich werde ausüben können. Aber
ein Ehrgeitziger weiß von keiner Furcht/ und
je mehr der Beleidigte ihm Widerstand thut/ je
sauerer und schwerer ihm die Rache wird/ je süßer
ist sie ihm/ und je mehr wird dadurch sein Zorn
durch Hochmuth und Tollkühnheit auffgeblasen.

Er
Q 4

nnd denen daher ruͤhrenden Unt.
tung gehalten zu werden prætendiret/ und die
grimmige Tollkuͤhnheit gebieret die hitzige Be-
gierde/ dieſes Ubel von Halſe loß zu werden/
beyde aber/ ſo wohl der Hochmuth als die
Kuͤhnheit gebaͤhren die Luſt ſich zu raͤchen.

40. Wie nun vernuͤnfftige Liebe durch
die gleichmuͤthige Freundlichkeit und gedultige
Hertzhafftigkeit dem Hochmuth und Tollkuͤhn-
heit des Ehrgeitzes hauptſaͤchlich entgegen ge-
ſetzet wird/ alſo iſt kein Zweiffel/ es ſey auch die
zornige Rachgier des Ehrgeitzes der geduldigen
Großmuth vernuͤnfftiger Liebe gantz und gar zu-
wider/ in dem dieſe weder die Beleidigungen
empfindet/ noch deswegen dem andern was uͤbels
zuzufuͤgen trachtet. Der Wohlluͤſtige iſt zwar
empfindlich/ aber dieſe Empfindlichkeit dauret
nicht lange/ da hingegen ein Ehrgeitziger we-
gen ſeines hitzigen und feurigen temperaments,
wenn daſſelbe einmahl in Brand geraͤth/ ſolches
nicht leicht wieder loͤſchen kan/ als durch das
Blut oder die Schmertzen des Beleidigers: Ei-
nen Wohlluͤſtigen vergehet die Rachgier leich-
te wegen ſeiner Furchtſamkeit/ und wenn er ſiehet/
daß wegen des Widerſtandes des andern er die-
ſelbe ſchwerlich werde ausuͤben koͤnnen. Aber
ein Ehrgeitziger weiß von keiner Furcht/ und
je mehr der Beleidigte ihm Widerſtand thut/ je
ſauerer und ſchwerer ihm die Rache wird/ je ſuͤßer
iſt ſie ihm/ und je mehr wird dadurch ſein Zorn
durch Hochmuth und Tollkuͤhnheit auffgeblaſen.

Er
Q 4
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[247/0259] nnd denen daher ruͤhrenden Unt. tung gehalten zu werden prætendiret/ und die grimmige Tollkuͤhnheit gebieret die hitzige Be- gierde/ dieſes Ubel von Halſe loß zu werden/ beyde aber/ ſo wohl der Hochmuth als die Kuͤhnheit gebaͤhren die Luſt ſich zu raͤchen. 40. Wie nun vernuͤnfftige Liebe durch die gleichmuͤthige Freundlichkeit und gedultige Hertzhafftigkeit dem Hochmuth und Tollkuͤhn- heit des Ehrgeitzes hauptſaͤchlich entgegen ge- ſetzet wird/ alſo iſt kein Zweiffel/ es ſey auch die zornige Rachgier des Ehrgeitzes der geduldigen Großmuth vernuͤnfftiger Liebe gantz und gar zu- wider/ in dem dieſe weder die Beleidigungen empfindet/ noch deswegen dem andern was uͤbels zuzufuͤgen trachtet. Der Wohlluͤſtige iſt zwar empfindlich/ aber dieſe Empfindlichkeit dauret nicht lange/ da hingegen ein Ehrgeitziger we- gen ſeines hitzigen und feurigen temperaments, wenn daſſelbe einmahl in Brand geraͤth/ ſolches nicht leicht wieder loͤſchen kan/ als durch das Blut oder die Schmertzen des Beleidigers: Ei- nen Wohlluͤſtigen vergehet die Rachgier leich- te wegen ſeiner Furchtſamkeit/ und wenn er ſiehet/ daß wegen des Widerſtandes des andern er die- ſelbe ſchwerlich werde ausuͤben koͤnnen. Aber ein Ehrgeitziger weiß von keiner Furcht/ und je mehr der Beleidigte ihm Widerſtand thut/ je ſauerer und ſchwerer ihm die Rache wird/ je ſuͤßer iſt ſie ihm/ und je mehr wird dadurch ſein Zorn durch Hochmuth und Tollkuͤhnheit auffgeblaſen. Er Q 4

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Zitationshilfe: Thomasius, Christian: Ausübung Der SittenLehre. Halle (Saale), 1696, S. 247. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ausuebungsittenlehre_1696/259>, abgerufen am 22.11.2024.