Thomasius, Christian: Ausübung Der SittenLehre. Halle (Saale), 1696.Das 10. H. von dem Ehrgeitz andern schläget; theils weil man von solchenLeuten/ die andere ohne Ursache beschimpffen/ in der Welt nicht viel zu halten pfleget/ indem solches einen schlechten Verstand anzeiget/ und also ein Ehrgeitziger sich hierdurch mehr schaden würde. 36. Aber ein Ehrgeitziger läst seinen Stoltz 37. Die grimmige Tollkühnheit ist ein werden.
Das 10. H. von dem Ehrgeitz andern ſchlaͤget; theils weil man von ſolchenLeuten/ die andere ohne Urſache beſchimpffen/ in der Welt nicht viel zu halten pfleget/ indem ſolches einen ſchlechten Verſtand anzeiget/ und alſo ein Ehrgeitziger ſich hierdurch mehr ſchaden wuͤrde. 36. Aber ein Ehrgeitziger laͤſt ſeinen Stoltz 37. Die grimmige Tollkuͤhnheit iſt ein werden.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0256" n="244"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Das 10. H. von dem Ehrgeitz</hi></fw><lb/> andern ſchlaͤget; theils weil man von ſolchen<lb/> Leuten/ die andere ohne Urſache beſchimpffen/<lb/> in der Welt nicht viel zu halten pfleget/ indem<lb/> ſolches einen ſchlechten Verſtand anzeiget/ und<lb/> alſo ein Ehrgeitziger ſich hierdurch mehr ſchaden<lb/> wuͤrde.</p><lb/> <p>36. Aber ein Ehrgeitziger laͤſt ſeinen Stoltz<lb/> darinnen blicken/ daß er <hi rendition="#fr">nicht jederman durch-<lb/> gehends freundlich und hoͤfflich</hi> <hi rendition="#aq">tracti</hi>ret/<lb/> ſondern ſeine Freundlichkeit und Hoͤfflichkeit ſo zu<lb/> ſagen Ellenweiſe <hi rendition="#fr">nach Unterſcheid der Leute/</hi><lb/> deren er zu ſeinen Ehrgeitz benoͤthiget iſt/ aus-<lb/> miſſet und abſchneidet. Derowegen er nicht<lb/> eben <hi rendition="#fr">unter grobe</hi> Leute/ ſondern nur unter die<lb/> jenigen/ die <hi rendition="#fr">nicht hoͤfflich</hi> ſind/ mag gerechnet<lb/> werden. Und in dieſen Anſehen iſt er zwar der<lb/><hi rendition="#fr">vernuͤnfftigen</hi> Liebe und der gleichmuͤthigen<lb/> Freundlichkeit ſehr/ aber der <hi rendition="#fr">wohlluͤſtigen</hi><lb/> knechtiſchen <hi rendition="#aq">ſubmiſſion</hi> noch mehr entgegen ge-<lb/> ſetzt. Weswegen auch ein Ehrgeitziger in die-<lb/> ſen Stuͤck einen Tugendhafften eher leiden mag<lb/> als einen Wohlluͤſtigen.</p><lb/> <p>37. <hi rendition="#fr">Die grimmige Tollkuͤhnheit iſt ein<lb/> Laſter welches den Ehrgeitzigen antreibet<lb/> uͤber alles was ſeinen Ehrgeitz zuwider iſt<lb/> ſich ungeduldiger weiſe zu aͤrgern und dar-<lb/> uͤber zu ergrim̃en/ und alle auch die gefaͤhr-<lb/> lichſten Mittel ohne bedacht ob ſie moͤglich<lb/> oder unmoͤglich/ dienlich oder ſchaͤdlich ſeyn/<lb/> zu gebrauchen/ ſelbiges von Halſe loß zu</hi><lb/> <fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">werden.</hi></fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [244/0256]
Das 10. H. von dem Ehrgeitz
andern ſchlaͤget; theils weil man von ſolchen
Leuten/ die andere ohne Urſache beſchimpffen/
in der Welt nicht viel zu halten pfleget/ indem
ſolches einen ſchlechten Verſtand anzeiget/ und
alſo ein Ehrgeitziger ſich hierdurch mehr ſchaden
wuͤrde.
36. Aber ein Ehrgeitziger laͤſt ſeinen Stoltz
darinnen blicken/ daß er nicht jederman durch-
gehends freundlich und hoͤfflich tractiret/
ſondern ſeine Freundlichkeit und Hoͤfflichkeit ſo zu
ſagen Ellenweiſe nach Unterſcheid der Leute/
deren er zu ſeinen Ehrgeitz benoͤthiget iſt/ aus-
miſſet und abſchneidet. Derowegen er nicht
eben unter grobe Leute/ ſondern nur unter die
jenigen/ die nicht hoͤfflich ſind/ mag gerechnet
werden. Und in dieſen Anſehen iſt er zwar der
vernuͤnfftigen Liebe und der gleichmuͤthigen
Freundlichkeit ſehr/ aber der wohlluͤſtigen
knechtiſchen ſubmiſſion noch mehr entgegen ge-
ſetzt. Weswegen auch ein Ehrgeitziger in die-
ſen Stuͤck einen Tugendhafften eher leiden mag
als einen Wohlluͤſtigen.
37. Die grimmige Tollkuͤhnheit iſt ein
Laſter welches den Ehrgeitzigen antreibet
uͤber alles was ſeinen Ehrgeitz zuwider iſt
ſich ungeduldiger weiſe zu aͤrgern und dar-
uͤber zu ergrim̃en/ und alle auch die gefaͤhr-
lichſten Mittel ohne bedacht ob ſie moͤglich
oder unmoͤglich/ dienlich oder ſchaͤdlich ſeyn/
zu gebrauchen/ ſelbiges von Halſe loß zu
werden.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |