Thomasius, Christian: Ausübung Der SittenLehre. Halle (Saale), 1696.Das 9. H. Von dem Ehrgeitz bey seiner Begierde ein solcher Mensch einige Ru-he finden könte. 13. Zumahlen da ein Ehr-Geitziger vie- 14. Der Haupt-Unterscheid zwischen dem ihn
Das 9. H. Von dem Ehrgeitz bey ſeiner Begierde ein ſolcher Menſch einige Ru-he finden koͤnte. 13. Zumahlen da ein Ehr-Geitziger vie- 14. Der Haupt-Unterſcheid zwiſchen dem ihn
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Das 9. H. Von dem Ehrgeitz
bey ſeiner Begierde ein ſolcher Menſch einige Ru-
he finden koͤnte.
13. Zumahlen da ein Ehr-Geitziger vie-
ler verdrießligkeit unterworffen iſt/ daruͤ-
ber ein anderer ſich nicht bekuͤmmern wuͤr-
de/ wenn ihm nemlich die Leute nicht ſo viel Ti-
tel mehr geben als zuvor/ wann ſie ſich nicht
mehr ſo tief vor Jhn buͤcken/ nicht ſo viel
Staͤndgen bringen/ nicht mehr gehorchen/
wenn ſein Haus/ das ſonſt von Aufwaͤrtern an-
gefuͤllet war/ und der Platz vor denſelben/ da
man ſonſt wegen der vielen Caroſſen/ kaum ge-
hen konte/ bey Veraͤnderung ſeines Gluͤcks ledig
und Raum genug wird/ wenn er ſeines Ehren-
dienſts erlaſſen/ wenn er von andern veraͤcht-
lich gehalten/ ſeine Schrifften/ ſein Schild
und Helm durch den Hencker verbrennet und
zubrochen/ oder ſein Nahme an den Galgen
angeſchlagen wird. Dieſes ſind alles Dinge/
die einem Ehr-Geitzigen (wenn er ſchon dieſelbe
unſchuldig leidet/) das Hertze abfreſſen/ da hin-
gegen/ ich wil nicht ſagen/ ein Tugendhaffter
hieruͤber ruhig bleibet/ ſondern auch ein Wohl-
luͤſtiger und Geld-Geitziger ſich hieruͤber/ ſo viel
die Ruͤhrung des point d’ honneur betrifft/ we-
nig Unruhe machen.
14. Der Haupt-Unterſcheid zwiſchen dem
Ehr-Geitz und denen andern Laſtern beſtehet dar-
innen/ daß der Ehr-Geitzige ſeine groͤſte Gluͤck-
ſeligkeit darinnen ſuchet/ daß andere Leute
ihn
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