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Thomasius, Christian: Ausübung Der SittenLehre. Halle (Saale), 1696.

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und denen daher rührenden Unt.
seinem Fürsten oder Patronis auff/ er suchet
die Gesellschafften vornehmer/ gelehrter/ oder
sonst berühmten Leute/ und außer diesem ist
er am iiebsten wo er andern was befehlen kan/
und in Gesellschafft solcher Leute/ die ihm wieder
auffwarten/ und würde man einen Ehrgeitzigen
so wohl als Wollüstigen einen grossen Tort an-
thun/ wenn man sie beyde etliche Tage von aller
Gesellschafft Leuten ihres gleichen absonderte.

6. Aber darinnen ist zwischen einen Wol-
lüstigen
und Ehrgeitzigen ein grosser Unter-
scheid. Ein Wollüstiger weil er gar zu com-
plaisant
ist/ suchet mehr mit andern als andere
mit sich zu vereinigen/ ein Ehrgeitziger herge-
gen ist mehr bemühet andre mit sich als sich mit
andern zu vereinigen. Das ist: ein Wollüstiger
läst sich gerne von andern regieren und folget lie-
ber nach als daß er vorgehet/ ein Ehrgeitziger hin-
gegen wil allezeit/ daß andere ihm nachgehen und
sich von ihm regieren lassen sollen/ und wenn er
schon mit höhern Leuten umbgehet/ ihnen allen
ersinnlichen respect erzeiget/ so strebet er doch
darnach/ daß er sich ihnen necessair und unent-
behrlich mache/ oder auf eine andere Weise Mei-
ster über ihre Hertzen werde.

7. Ferner gleich wie einen Wollüstigen
die Zeit schrecklich lang wird/ wenn er in Gesell-
schafft Ehrgeitziger Leute seyn/ daselbst er-
bar thun/ arbeiten/ oder von nichts als ernst-
hafften und hohen Dingen reden hören soll. Also

würde

und denen daher ruͤhrenden Unt.
ſeinem Fuͤrſten oder Patronis auff/ er ſuchet
die Geſellſchafften vornehmer/ gelehrter/ oder
ſonſt beruͤhmten Leute/ und außer dieſem iſt
er am iiebſten wo er andern was befehlen kan/
und in Geſellſchafft ſolcher Leute/ die ihm wieder
auffwarten/ und wuͤrde man einen Ehrgeitzigen
ſo wohl als Wolluͤſtigen einen groſſen Tort an-
thun/ wenn man ſie beyde etliche Tage von aller
Geſellſchafft Leuten ihres gleichen abſonderte.

6. Aber darinnen iſt zwiſchen einen Wol-
luͤſtigen
und Ehrgeitzigen ein groſſer Unter-
ſcheid. Ein Wolluͤſtiger weil er gar zu com-
plaiſant
iſt/ ſuchet mehr mit andern als andere
mit ſich zu vereinigen/ ein Ehrgeitziger herge-
gen iſt mehr bemuͤhet andre mit ſich als ſich mit
andern zu vereinigen. Das iſt: ein Wolluͤſtiger
laͤſt ſich gerne von andern regieren und folget lie-
ber nach als daß er vorgehet/ ein Ehrgeitziger hin-
gegen wil allezeit/ daß andere ihm nachgehen und
ſich von ihm regieren laſſen ſollen/ und wenn er
ſchon mit hoͤhern Leuten umbgehet/ ihnen allen
erſinnlichen reſpect erzeiget/ ſo ſtrebet er doch
darnach/ daß er ſich ihnen neceſſair und unent-
behrlich mache/ oder auf eine andere Weiſe Mei-
ſter uͤber ihre Hertzen werde.

7. Ferner gleich wie einen Wolluͤſtigen
die Zeit ſchrecklich lang wird/ wenn er in Geſell-
ſchafft Ehrgeitziger Leute ſeyn/ daſelbſt er-
bar thun/ arbeiten/ oder von nichts als ernſt-
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[223/0235] und denen daher ruͤhrenden Unt. ſeinem Fuͤrſten oder Patronis auff/ er ſuchet die Geſellſchafften vornehmer/ gelehrter/ oder ſonſt beruͤhmten Leute/ und außer dieſem iſt er am iiebſten wo er andern was befehlen kan/ und in Geſellſchafft ſolcher Leute/ die ihm wieder auffwarten/ und wuͤrde man einen Ehrgeitzigen ſo wohl als Wolluͤſtigen einen groſſen Tort an- thun/ wenn man ſie beyde etliche Tage von aller Geſellſchafft Leuten ihres gleichen abſonderte. 6. Aber darinnen iſt zwiſchen einen Wol- luͤſtigen und Ehrgeitzigen ein groſſer Unter- ſcheid. Ein Wolluͤſtiger weil er gar zu com- plaiſant iſt/ ſuchet mehr mit andern als andere mit ſich zu vereinigen/ ein Ehrgeitziger herge- gen iſt mehr bemuͤhet andre mit ſich als ſich mit andern zu vereinigen. Das iſt: ein Wolluͤſtiger laͤſt ſich gerne von andern regieren und folget lie- ber nach als daß er vorgehet/ ein Ehrgeitziger hin- gegen wil allezeit/ daß andere ihm nachgehen und ſich von ihm regieren laſſen ſollen/ und wenn er ſchon mit hoͤhern Leuten umbgehet/ ihnen allen erſinnlichen reſpect erzeiget/ ſo ſtrebet er doch darnach/ daß er ſich ihnen neceſſair und unent- behrlich mache/ oder auf eine andere Weiſe Mei- ſter uͤber ihre Hertzen werde. 7. Ferner gleich wie einen Wolluͤſtigen die Zeit ſchrecklich lang wird/ wenn er in Geſell- ſchafft Ehrgeitziger Leute ſeyn/ daſelbſt er- bar thun/ arbeiten/ oder von nichts als ernſt- hafften und hohen Dingen reden hoͤren ſoll. Alſo wuͤrde

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Zitationshilfe: Thomasius, Christian: Ausübung Der SittenLehre. Halle (Saale), 1696, S. 223. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ausuebungsittenlehre_1696/235>, abgerufen am 25.11.2024.