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Thomasius, Christian: Ausübung Der SittenLehre. Halle (Saale), 1696.

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Das 7. H. Gegeneinanderhaltung
stalt gedämpffet/ daß es der Freygebigkeit der
vernünfftigen Liebe nahe kömmt/ auch wohl gar
für eine magnificenz gehalten wird. Die Ver-
mischung des Hochmuths und der knechtischen
submission siehet der Gleichmüthigkeit und Leut-
seligkeit
nicht ungleich/ und der tollkühne Grimm/
wenn er mit furchtsamer Weichhertzigkeit gemischt
ist/ überkömmt die Larve einer warhaffjig weich-
hertzigen Tapfferkeit:
Die Stoische Faste und
Genauigkeit mit der verschwenderischen Unmäs-
sigkeit vermischt/ siehet der mäßigen Sparsam-
keit
ziemlich gleich/ u. s. w.

27. Wie aber die vernünfftige Liebe ihre
Kennzeichen hat/ dadurch sie von ieden Laster
hauptsächlich gesondert ist; Also haben auch die
Laster ihre Kennzeichen/ durch die sie sich unterein-
ander selbst entscheiden: Müßiggang und Faul-
heit
ist die Tochter der Wollust; Zorn und
Rachgier des Ehrgeitzes; Neid und Un-
barmhertzigkeit
des Geldgeitzes.

28. Die Wollust ist zu aller Arbeit faul und
verdrossen: Der Ehrgeitz hingegen ist arbeit-
sam/
der Geldgeitz zu mühsamer Esels Arbeit
nicht ungeneigt/ die vernünfftige Liebe munter
und geschäfftig/ aber erqvicket sich auch.

29. Der Ehrgeitz ist zornig und rach-
gierig;
die Wollust jähzornig aber weich-
hertzig/
der Geldgeitz verbeißt den Zorn und
trägt ihn lange nach/ die vernünfftige Liebe
ist geduldig und verzeihet bald.

30. Der

Das 7. H. Gegeneinanderhaltung
ſtalt gedaͤmpffet/ daß es der Freygebigkeit der
vernuͤnfftigen Liebe nahe koͤmmt/ auch wohl gar
fuͤr eine magnificenz gehalten wird. Die Ver-
miſchung des Hochmuths und der knechtiſchen
ſubmiſſion ſiehet der Gleichmuͤthigkeit und Leut-
ſeligkeit
nicht ungleich/ und der tollkuͤhne Grim̃/
weñ er mit furchtſamer Weichhertzigkeit gemiſcht
iſt/ uͤberkoͤmmt die Larve einer warhaffjig weich-
hertzigen Tapfferkeit:
Die Stoiſche Faſte und
Genauigkeit mit der verſchwenderiſchen Unmaͤſ-
ſigkeit vermiſcht/ ſiehet der maͤßigen Sparſam-
keit
ziemlich gleich/ u. ſ. w.

27. Wie aber die vernuͤnfftige Liebe ihre
Kennzeichen hat/ dadurch ſie von ieden Laſter
hauptſaͤchlich geſondert iſt; Alſo haben auch die
Laſter ihre Keñzeichen/ durch die ſie ſich unterein-
ander ſelbſt entſcheiden: Muͤßiggang und Faul-
heit
iſt die Tochter der Wolluſt; Zorn und
Rachgier des Ehrgeitzes; Neid und Un-
barmhertzigkeit
des Geldgeitzes.

28. Die Wolluſt iſt zu aller Arbeit faul und
verdroſſen: Der Ehrgeitz hingegen iſt arbeit-
ſam/
der Geldgeitz zu muͤhſamer Eſels Arbeit
nicht ungeneigt/ die vernuͤnfftige Liebe munter
und geſchaͤfftig/ aber erqvicket ſich auch.

29. Der Ehrgeitz iſt zornig und rach-
gierig;
die Wolluſt jaͤhzornig aber weich-
hertzig/
der Geldgeitz verbeißt den Zorn und
traͤgt ihn lange nach/ die vernuͤnfftige Liebe
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[168/0180] Das 7. H. Gegeneinanderhaltung ſtalt gedaͤmpffet/ daß es der Freygebigkeit der vernuͤnfftigen Liebe nahe koͤmmt/ auch wohl gar fuͤr eine magnificenz gehalten wird. Die Ver- miſchung des Hochmuths und der knechtiſchen ſubmiſſion ſiehet der Gleichmuͤthigkeit und Leut- ſeligkeit nicht ungleich/ und der tollkuͤhne Grim̃/ weñ er mit furchtſamer Weichhertzigkeit gemiſcht iſt/ uͤberkoͤmmt die Larve einer warhaffjig weich- hertzigen Tapfferkeit: Die Stoiſche Faſte und Genauigkeit mit der verſchwenderiſchen Unmaͤſ- ſigkeit vermiſcht/ ſiehet der maͤßigen Sparſam- keit ziemlich gleich/ u. ſ. w. 27. Wie aber die vernuͤnfftige Liebe ihre Kennzeichen hat/ dadurch ſie von ieden Laſter hauptſaͤchlich geſondert iſt; Alſo haben auch die Laſter ihre Keñzeichen/ durch die ſie ſich unterein- ander ſelbſt entſcheiden: Muͤßiggang und Faul- heit iſt die Tochter der Wolluſt; Zorn und Rachgier des Ehrgeitzes; Neid und Un- barmhertzigkeit des Geldgeitzes. 28. Die Wolluſt iſt zu aller Arbeit faul und verdroſſen: Der Ehrgeitz hingegen iſt arbeit- ſam/ der Geldgeitz zu muͤhſamer Eſels Arbeit nicht ungeneigt/ die vernuͤnfftige Liebe munter und geſchaͤfftig/ aber erqvicket ſich auch. 29. Der Ehrgeitz iſt zornig und rach- gierig; die Wolluſt jaͤhzornig aber weich- hertzig/ der Geldgeitz verbeißt den Zorn und traͤgt ihn lange nach/ die vernuͤnfftige Liebe iſt geduldig und verzeihet bald. 30. Der

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Zitationshilfe: Thomasius, Christian: Ausübung Der SittenLehre. Halle (Saale), 1696, S. 168. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ausuebungsittenlehre_1696/180>, abgerufen am 24.11.2024.