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Thomasius, Christian: Ausübung Der SittenLehre. Halle (Saale), 1696.

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gar fügl. zur Liebe u. Haß gebr. werd. kön.
gen derselben. Ein anders ist Geld-Begierde/
ein anders Geld-Geitz/ ein anders Lüsternheit/
ein anders Geilheit/ ein anders Ehr- und Lob-
Begierde/ ein anders Ehr-Geitz/ Stoltz und
Hochmuth.

10. Ob nun wohl die bißhero erzehlten affe-
ct
en nicht alle mit Liebe und Haß etwas gemein zu
haben scheinen/ so mögen sie doch insgesammt
gar leicht darzu gebracht werden/
massen sie
denn nichts anders sind/ als entweder unterschie-
dene Arten/ oder unterschiedene Grade/ oder un-
terschiedene Beschaffenheiten der Liebe und
des Hasses.
Dieses desto besser zu begreiffen/ ist
zu wissen/ daß die Liebe und der Haß auff unter-
schiedene Weise betrachtet werden können. Ent-
weder/ so ferne selbige nach dem Zweck der Men-
schen/ oder aber nach den Mitteln/ besagten
Zweck zu erlangen/ gerichtet sind/ welche Mittel
so dann auch auf gewisse masse für neue/ aber doch
nach dem ersten trachtende Zwecke gehalten wer-
den können.

11. Wenn die Menschen vernünfftig und
Menschen wären/ solte billich nur ein einiger
Zweck
seyn/ nachdem das gantze menschliche Ge-
schlecht sein Thun und Lassen richten solte/ nehm-
lich die durch die vernünfftige/ und allen Men-
schen gleich durch erweißte Liebe erhaltene
Gemüths-Ruhe.
Aber die allermeisten suchen
diese Ruhe vergebens in der Unruhe und in ei-
ner Ungleichheit/ die der menschlichen Na-
tur höchlich zu wider ist.
Wir haben oben n)

ge-
n) part. I. c. 6.
J 3

gar fuͤgl. zur Liebe u. Haß gebr. werd. koͤn.
gen derſelben. Ein anders iſt Geld-Begierde/
ein anders Geld-Geitz/ ein anders Luͤſternheit/
ein anders Geilheit/ ein anders Ehr- und Lob-
Begierde/ ein anders Ehr-Geitz/ Stoltz und
Hochmuth.

10. Ob nun wohl die bißhero erzehlten affe-
ct
en nicht alle mit Liebe und Haß etwas gemein zu
haben ſcheinen/ ſo moͤgen ſie doch insgeſammt
gar leicht darzu gebracht werden/
maſſen ſie
denn nichts anders ſind/ als entweder unterſchie-
dene Arten/ oder unterſchiedene Grade/ oder un-
terſchiedene Beſchaffenheiten der Liebe und
des Haſſes.
Dieſes deſto beſſer zu begreiffen/ iſt
zu wiſſen/ daß die Liebe und der Haß auff unter-
ſchiedene Weiſe betrachtet werden koͤnnen. Ent-
weder/ ſo ferne ſelbige nach dem Zweck der Men-
ſchen/ oder aber nach den Mitteln/ beſagten
Zweck zu erlangen/ gerichtet ſind/ welche Mittel
ſo dann auch auf gewiſſe maſſe fuͤr neue/ aber doch
nach dem erſten trachtende Zwecke gehalten wer-
den koͤnnen.

11. Wenn die Menſchen vernuͤnfftig und
Menſchen waͤren/ ſolte billich nur ein einiger
Zweck
ſeyn/ nachdem das gantze menſchliche Ge-
ſchlecht ſein Thun und Laſſen richten ſolte/ nehm-
lich die durch die vernuͤnfftige/ und allen Men-
ſchen gleich durch erweißte Liebe erhaltene
Gemuͤths-Ruhe.
Aber die allermeiſten ſuchen
dieſe Ruhe vergebens in der Unruhe und in ei-
ner Ungleichheit/ die der menſchlichen Na-
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[133/0145] gar fuͤgl. zur Liebe u. Haß gebr. werd. koͤn. gen derſelben. Ein anders iſt Geld-Begierde/ ein anders Geld-Geitz/ ein anders Luͤſternheit/ ein anders Geilheit/ ein anders Ehr- und Lob- Begierde/ ein anders Ehr-Geitz/ Stoltz und Hochmuth. 10. Ob nun wohl die bißhero erzehlten affe- cten nicht alle mit Liebe und Haß etwas gemein zu haben ſcheinen/ ſo moͤgen ſie doch insgeſammt gar leicht darzu gebracht werden/ maſſen ſie denn nichts anders ſind/ als entweder unterſchie- dene Arten/ oder unterſchiedene Grade/ oder un- terſchiedene Beſchaffenheiten der Liebe und des Haſſes. Dieſes deſto beſſer zu begreiffen/ iſt zu wiſſen/ daß die Liebe und der Haß auff unter- ſchiedene Weiſe betrachtet werden koͤnnen. Ent- weder/ ſo ferne ſelbige nach dem Zweck der Men- ſchen/ oder aber nach den Mitteln/ beſagten Zweck zu erlangen/ gerichtet ſind/ welche Mittel ſo dann auch auf gewiſſe maſſe fuͤr neue/ aber doch nach dem erſten trachtende Zwecke gehalten wer- den koͤnnen. 11. Wenn die Menſchen vernuͤnfftig und Menſchen waͤren/ ſolte billich nur ein einiger Zweck ſeyn/ nachdem das gantze menſchliche Ge- ſchlecht ſein Thun und Laſſen richten ſolte/ nehm- lich die durch die vernuͤnfftige/ und allen Men- ſchen gleich durch erweißte Liebe erhaltene Gemuͤths-Ruhe. Aber die allermeiſten ſuchen dieſe Ruhe vergebens in der Unruhe und in ei- ner Ungleichheit/ die der menſchlichen Na- tur hoͤchlich zu wider iſt. Wir haben oben n) ge- n) part. I. c. 6. J 3

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Zitationshilfe: Thomasius, Christian: Ausübung Der SittenLehre. Halle (Saale), 1696, S. 133. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ausuebungsittenlehre_1696/145>, abgerufen am 22.11.2024.