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Thieß, Johann Otto: Unser Herr! in den lezten Tagen seines ersten und in den ersten Tagen seines andern Menschenlebens. Neue Aufl. Hannover, 1794.

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in Bethanien.
Abend seines Tags schon angebrochen, und mit
ihm ging auch sein Würken allmählich zu Ende.
Das lezte Aufsehn, was er machte, war sein
feierlicher Einzug in Jerusalem.

Schon bei diesem freundschaftlichen Mahle
scheint Satan in Judas Herz gefahren zu sein,
scheint Judas den teuflischen Entschluß genährt
zu haben, seinen Meister zu verrathen. Viel-
leicht faßte er ihn, indem Jesus es so übel em-
pfand, daß er die sanfte Maria mit der Härte
eines Heuchlers und Geizhalses anfuhr, und
ihn, der die Maria zu beschämen suchte, nun
selbst beschämte, und das in ihrer Gegenwart!
Welche Hölle regte sich mit diesem Gedanken in
seinem Herzen, und wie lange trug er sich mit
ihr in ihm herum! Er suchte Gelegenheit,
daß er Jesum verriethe.

Jesus laß diesen Gedanken in seiner Sele,
und gab nun seinen Jüngern den Auftrag, für ihn
sie die Osterlammsmahlzeit in Jerusalem zu be-
stellen. Petrus und Johannes richteten diesen
Auftrag aus. Es scheint, Jesus habe sonst
schon mit seinen Jüngern da gespeißt: aber durch
die Art, wie er ihnen izt den Wirth, die Her-
berge, den Saal bezeichnete, ward ihnen gewis
alles ganz neu. -- So machte denn Jesus zu
Bethanien den Lazarus lebendig, und das be-
würkte zu Jerusalem den Rathschluß, Jesum zu
tödten; Er war im iüdischen Lande nirgends
mehr sicher, und doch in der Näh der Haupt-

stadt

in Bethanien.
Abend ſeines Tags ſchon angebrochen, und mit
ihm ging auch ſein Würken allmählich zu Ende.
Das lezte Aufſehn, was er machte, war ſein
feierlicher Einzug in Jeruſalem.

Schon bei dieſem freundſchaftlichen Mahle
ſcheint Satan in Judas Herz gefahren zu ſein,
ſcheint Judas den teufliſchen Entſchluß genährt
zu haben, ſeinen Meiſter zu verrathen. Viel-
leicht faßte er ihn, indem Jeſus es ſo übel em-
pfand, daß er die ſanfte Maria mit der Härte
eines Heuchlers und Geizhalſes anfuhr, und
ihn, der die Maria zu beſchämen ſuchte, nun
ſelbſt beſchämte, und das in ihrer Gegenwart!
Welche Hölle regte ſich mit dieſem Gedanken in
ſeinem Herzen, und wie lange trug er ſich mit
ihr in ihm herum! Er ſuchte Gelegenheit,
daß er Jeſum verriethe.

Jeſus laß dieſen Gedanken in ſeiner Sele,
und gab nun ſeinen Jüngern den Auftrag, für ihn
ſie die Oſterlammsmahlzeit in Jeruſalem zu be-
ſtellen. Petrus und Johannes richteten dieſen
Auftrag aus. Es ſcheint, Jeſus habe ſonſt
ſchon mit ſeinen Jüngern da geſpeißt: aber durch
die Art, wie er ihnen izt den Wirth, die Her-
berge, den Saal bezeichnete, ward ihnen gewis
alles ganz neu. — So machte denn Jeſus zu
Bethanien den Lazarus lebendig, und das be-
würkte zu Jeruſalem den Rathſchluß, Jeſum zu
tödten; Er war im iüdiſchen Lande nirgends
mehr ſicher, und doch in der Näh der Haupt-

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[15/0029] in Bethanien. Abend ſeines Tags ſchon angebrochen, und mit ihm ging auch ſein Würken allmählich zu Ende. Das lezte Aufſehn, was er machte, war ſein feierlicher Einzug in Jeruſalem. Schon bei dieſem freundſchaftlichen Mahle ſcheint Satan in Judas Herz gefahren zu ſein, ſcheint Judas den teufliſchen Entſchluß genährt zu haben, ſeinen Meiſter zu verrathen. Viel- leicht faßte er ihn, indem Jeſus es ſo übel em- pfand, daß er die ſanfte Maria mit der Härte eines Heuchlers und Geizhalſes anfuhr, und ihn, der die Maria zu beſchämen ſuchte, nun ſelbſt beſchämte, und das in ihrer Gegenwart! Welche Hölle regte ſich mit dieſem Gedanken in ſeinem Herzen, und wie lange trug er ſich mit ihr in ihm herum! Er ſuchte Gelegenheit, daß er Jeſum verriethe. Jeſus laß dieſen Gedanken in ſeiner Sele, und gab nun ſeinen Jüngern den Auftrag, für ihn ſie die Oſterlammsmahlzeit in Jeruſalem zu be- ſtellen. Petrus und Johannes richteten dieſen Auftrag aus. Es ſcheint, Jeſus habe ſonſt ſchon mit ſeinen Jüngern da geſpeißt: aber durch die Art, wie er ihnen izt den Wirth, die Her- berge, den Saal bezeichnete, ward ihnen gewis alles ganz neu. — So machte denn Jeſus zu Bethanien den Lazarus lebendig, und das be- würkte zu Jeruſalem den Rathſchluß, Jeſum zu tödten; Er war im iüdiſchen Lande nirgends mehr ſicher, und doch in der Näh der Haupt- ſtadt

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Zitationshilfe: Thieß, Johann Otto: Unser Herr! in den lezten Tagen seines ersten und in den ersten Tagen seines andern Menschenlebens. Neue Aufl. Hannover, 1794, S. 15. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thiess_andachtsbuch_1794/29>, abgerufen am 18.12.2024.