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Thieß, Johann Otto: Unser Herr! in den lezten Tagen seines ersten und in den ersten Tagen seines andern Menschenlebens. Neue Aufl. Hannover, 1794.

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Unser Herr, am Morgen seines Auferstehungstags.
Der als Sieger auferstand,
Er, der alle seine Feinde,
Tod und Holle überwand,
seegnet alle seine Freunde.
Seines hohen Seegens Kraft
ists, die Ruh im Tode schaft.
Denn er ging die dunkle Bahn,
durch den Tod zum bessern Leben,
unser Heiland ging voran,
um das Ziel uns zu erstreben,
und er hats, er hats erstrebt,
heil uns, heil uns! Jesus lebt!
Jesus lebt, ich lebe auch,
wenn mir gleich der Tod einst winket.
Meine Seel ist Gottes Hauch,
nur die Erdenhülle sinket
zur Verwesung in das Grab,
Staub zum Staube nur hinab.
Doch, wenn die Posaune schallt,
wenn dann die Natur erzittert,
wenns in Gründen wiederhallt,
und der Erde Rand zersplittert:
dann thun sich die Gräber auf,
und die Todten gehn herauf.
Und auch ich aus meiner Gruft
werde frölich auferstehen,
den Erlöser, der mich ruft,
im verklärten Leibe sehen,
werd ihn schaun, des Vaters Sohn,
ihn auf seinem Richterthron.
Vor dem Throne werd ich stehn,
seine Seegensstimme hören,
in das Reich des Himmels gehn,
singen ihm in Engelchören,
mischen in der Brüder Dank
meinen frohen Lobgesang.
O so weih ich dann entzükt
ihm mein ganzes Herz und Leben,
bis mein Aug ihn dort erblikt,
wo er mir den Lohn wird geben.
Gott erfüllt, was er verspricht,
das ist meine Zuversicht!


Unſer Herr, am Morgen ſeines Auferſtehungstags.
Der als Sieger auferſtand,
Er, der alle ſeine Feinde,
Tod und Holle überwand,
ſeegnet alle ſeine Freunde.
Seines hohen Seegens Kraft
iſts, die Ruh im Tode ſchaft.
Denn er ging die dunkle Bahn,
durch den Tod zum beſſern Leben,
unſer Heiland ging voran,
um das Ziel uns zu erſtreben,
und er hats, er hats erſtrebt,
heil uns, heil uns! Jeſus lebt!
Jeſus lebt, ich lebe auch,
wenn mir gleich der Tod einſt winket.
Meine Seel iſt Gottes Hauch,
nur die Erdenhülle ſinket
zur Verweſung in das Grab,
Staub zum Staube nur hinab.
Doch, wenn die Poſaune ſchallt,
wenn dann die Natur erzittert,
wenns in Gründen wiederhallt,
und der Erde Rand zerſplittert:
dann thun ſich die Gräber auf,
und die Todten gehn herauf.
Und auch ich aus meiner Gruft
werde frölich auferſtehen,
den Erlöſer, der mich ruft,
im verklärten Leibe ſehen,
werd ihn ſchaun, des Vaters Sohn,
ihn auf ſeinem Richterthron.
Vor dem Throne werd ich ſtehn,
ſeine Seegensſtimme hören,
in das Reich des Himmels gehn,
ſingen ihm in Engelchören,
miſchen in der Brüder Dank
meinen frohen Lobgeſang.
O ſo weih ich dann entzükt
ihm mein ganzes Herz und Leben,
bis mein Aug ihn dort erblikt,
wo er mir den Lohn wird geben.
Gott erfüllt, was er verſpricht,
das iſt meine Zuverſicht!


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[144/0158] Unſer Herr, am Morgen ſeines Auferſtehungstags. Der als Sieger auferſtand, Er, der alle ſeine Feinde, Tod und Holle überwand, ſeegnet alle ſeine Freunde. Seines hohen Seegens Kraft iſts, die Ruh im Tode ſchaft. Denn er ging die dunkle Bahn, durch den Tod zum beſſern Leben, unſer Heiland ging voran, um das Ziel uns zu erſtreben, und er hats, er hats erſtrebt, heil uns, heil uns! Jeſus lebt! Jeſus lebt, ich lebe auch, wenn mir gleich der Tod einſt winket. Meine Seel iſt Gottes Hauch, nur die Erdenhülle ſinket zur Verweſung in das Grab, Staub zum Staube nur hinab. Doch, wenn die Poſaune ſchallt, wenn dann die Natur erzittert, wenns in Gründen wiederhallt, und der Erde Rand zerſplittert: dann thun ſich die Gräber auf, und die Todten gehn herauf. Und auch ich aus meiner Gruft werde frölich auferſtehen, den Erlöſer, der mich ruft, im verklärten Leibe ſehen, werd ihn ſchaun, des Vaters Sohn, ihn auf ſeinem Richterthron. Vor dem Throne werd ich ſtehn, ſeine Seegensſtimme hören, in das Reich des Himmels gehn, ſingen ihm in Engelchören, miſchen in der Brüder Dank meinen frohen Lobgeſang. O ſo weih ich dann entzükt ihm mein ganzes Herz und Leben, bis mein Aug ihn dort erblikt, wo er mir den Lohn wird geben. Gott erfüllt, was er verſpricht, das iſt meine Zuverſicht!

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Zitationshilfe: Thieß, Johann Otto: Unser Herr! in den lezten Tagen seines ersten und in den ersten Tagen seines andern Menschenlebens. Neue Aufl. Hannover, 1794, S. 144. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thiess_andachtsbuch_1794/158>, abgerufen am 28.11.2024.