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Thieß, Johann Otto: Unser Herr! in den lezten Tagen seines ersten und in den ersten Tagen seines andern Menschenlebens. Neue Aufl. Hannover, 1794.

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am Morgen seines Auferstehungstags.
Jesus dem Petrus insbesondre erschienen zu sein. Wäh-
rend der Zeit waren nun die Wächter auch schon bei den
Oberpriestern mit der Nachricht von dem, was sie bei
dem Grabe Jesu gesehn und gehört hatten, angekommen.
So erschrekte sie diese Nachricht, daß sie erst eine
Rathsversammlung, die wohl izt in aller Eile und Stille
zusammenberufen ward halten mußten, um der Wache,
die sie in Sold genommen hatten, einen Verhaltungs-
befehl zu ertheilen. Auf eine doppelte Lüge lief dieser
hinaus, und durch die schändlichste Bestechung ward er
zur Vollstrekkung gebracht.

So war der Morgen des Auferstehungstags Jesu.
Nicht brachte er diesen schon unter seinen Freunden und
Jüngern, sondern in einer gewissen heiligen Absonde-
rung brachte er ihn zu. Wo war er da? wohin schwebte
sein verklärter Leib, der seine heilige Menschensele um-
floß, wie seine treuen Jünger und seine zärtlichen Freun-
dinnen zu seinem Grabe so still hin- und hergingen, und
in ihren Wohnungen so laut wurden in Fragen, Ver-
muthungen und Zweifeln, sie die bisher der Schmerz so
stumm gemacht hatte? Das werd ich in der Ewigkeit,
vielleicht schon am Morgen meines Auferstehungstags,
erfahren. --

Ostergesang.
Mel. Jesus meine Zuversicht etc.
Jesus, unser Herr und Gott,
starb am Kreuz den Tod der Sünder,
aber er stand auf vom Tod,
ging als hoher Ueberwinder
aus des Grabes Nacht hervor,
und trat auf dem Staub empor.
Ewig, ewig ist sein Theil
nun in einem bessern Leben,
unvergänglich ist das Heil,
das ihm Gott, sein Gott, gegeben,
Hoher, hoher Siegerlohn
schmükket ihn an Gottes Thron.
Der

am Morgen ſeines Auferſtehungstags.
Jeſus dem Petrus insbeſondre erſchienen zu ſein. Wäh-
rend der Zeit waren nun die Wächter auch ſchon bei den
Oberprieſtern mit der Nachricht von dem, was ſie bei
dem Grabe Jeſu geſehn und gehört hatten, angekommen.
So erſchrekte ſie dieſe Nachricht, daß ſie erſt eine
Rathsverſammlung, die wohl izt in aller Eile und Stille
zuſammenberufen ward halten mußten, um der Wache,
die ſie in Sold genommen hatten, einen Verhaltungs-
befehl zu ertheilen. Auf eine doppelte Lüge lief dieſer
hinaus, und durch die ſchändlichſte Beſtechung ward er
zur Vollſtrekkung gebracht.

So war der Morgen des Auferſtehungstags Jeſu.
Nicht brachte er dieſen ſchon unter ſeinen Freunden und
Jüngern, ſondern in einer gewiſſen heiligen Abſonde-
rung brachte er ihn zu. Wo war er da? wohin ſchwebte
ſein verklärter Leib, der ſeine heilige Menſchenſele um-
floß, wie ſeine treuen Jünger und ſeine zärtlichen Freun-
dinnen zu ſeinem Grabe ſo ſtill hin- und hergingen, und
in ihren Wohnungen ſo laut wurden in Fragen, Ver-
muthungen und Zweifeln, ſie die bisher der Schmerz ſo
ſtumm gemacht hatte? Das werd ich in der Ewigkeit,
vielleicht ſchon am Morgen meines Auferſtehungstags,
erfahren. —

Oſtergeſang.
Mel. Jeſus meine Zuverſicht ꝛc.
Jeſus, unſer Herr und Gott,
ſtarb am Kreuz den Tod der Sünder,
aber er ſtand auf vom Tod,
ging als hoher Ueberwinder
aus des Grabes Nacht hervor,
und trat auf dem Staub empor.
Ewig, ewig iſt ſein Theil
nun in einem beſſern Leben,
unvergänglich iſt das Heil,
das ihm Gott, ſein Gott, gegeben,
Hoher, hoher Siegerlohn
ſchmükket ihn an Gottes Thron.
Der
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[143/0157] am Morgen ſeines Auferſtehungstags. Jeſus dem Petrus insbeſondre erſchienen zu ſein. Wäh- rend der Zeit waren nun die Wächter auch ſchon bei den Oberprieſtern mit der Nachricht von dem, was ſie bei dem Grabe Jeſu geſehn und gehört hatten, angekommen. So erſchrekte ſie dieſe Nachricht, daß ſie erſt eine Rathsverſammlung, die wohl izt in aller Eile und Stille zuſammenberufen ward halten mußten, um der Wache, die ſie in Sold genommen hatten, einen Verhaltungs- befehl zu ertheilen. Auf eine doppelte Lüge lief dieſer hinaus, und durch die ſchändlichſte Beſtechung ward er zur Vollſtrekkung gebracht. So war der Morgen des Auferſtehungstags Jeſu. Nicht brachte er dieſen ſchon unter ſeinen Freunden und Jüngern, ſondern in einer gewiſſen heiligen Abſonde- rung brachte er ihn zu. Wo war er da? wohin ſchwebte ſein verklärter Leib, der ſeine heilige Menſchenſele um- floß, wie ſeine treuen Jünger und ſeine zärtlichen Freun- dinnen zu ſeinem Grabe ſo ſtill hin- und hergingen, und in ihren Wohnungen ſo laut wurden in Fragen, Ver- muthungen und Zweifeln, ſie die bisher der Schmerz ſo ſtumm gemacht hatte? Das werd ich in der Ewigkeit, vielleicht ſchon am Morgen meines Auferſtehungstags, erfahren. — Oſtergeſang. Mel. Jeſus meine Zuverſicht ꝛc. Jeſus, unſer Herr und Gott, ſtarb am Kreuz den Tod der Sünder, aber er ſtand auf vom Tod, ging als hoher Ueberwinder aus des Grabes Nacht hervor, und trat auf dem Staub empor. Ewig, ewig iſt ſein Theil nun in einem beſſern Leben, unvergänglich iſt das Heil, das ihm Gott, ſein Gott, gegeben, Hoher, hoher Siegerlohn ſchmükket ihn an Gottes Thron. Der

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Zitationshilfe: Thieß, Johann Otto: Unser Herr! in den lezten Tagen seines ersten und in den ersten Tagen seines andern Menschenlebens. Neue Aufl. Hannover, 1794, S. 143. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thiess_andachtsbuch_1794/157>, abgerufen am 29.11.2024.