Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Thomé de Gamond, Louis-Joseph-Aimé: Leben Davids, ersten Malers Napoleons. Übers. v. E. S. Leipzig u. a., 1827.

Bild:
<< vorherige Seite

Davids.
schöne Zeichnungen von seiner Hand anzunehmen,
die er ihrem Bevollmächtigten übergab.

Dieser unversälschte Beweis der Dankbar-
keit, den die vorzüglichsten französischen Künst-
ler demjenigen zollten, welchen sie ihren Meister
und Vater nannten, und der von den Einwoh-
nern einer ansehnlichen Stadt einem Manne dar-
gebracht wurde, welcher seit zehn Jahren die
Wiederherstellung der flammändischen Schule be-
absichtigte, erweckte in Frankreich ein lebhaftes
Jnteresse für ihn, und man bedauerte öffentlich
seinen Verlust.

Die Frau von Genlis drückt sich in ihren
Memoiren darüber folgendermaßen aus:

"Welcher Freund der Kunst wünscht nicht
einen Greis, der unserer französischen Schule
immer zum Ruhm und zur Ehre gereichen wird,
wenn sein Genie auch nur das unnachahmliche
Gemälde "den Schwur der Horatier" her-
vorgebracht hätte, seinem Vaterlande wiedergegeben
zu sehn. Jch gestehe es, ich habe ihn zur Zeit
seiner Verirrungen streng getadelt; aber er ist
unglücklich, ein Verwiesener, ihn drückt die Last
der Jahre, seine Kraft ist gebrochen, ich be-

Davids.
ſchoͤne Zeichnungen von ſeiner Hand anzunehmen,
die er ihrem Bevollmaͤchtigten uͤbergab.

Dieſer unverſaͤlſchte Beweis der Dankbar-
keit, den die vorzuͤglichſten franzoͤſiſchen Kuͤnſt-
ler demjenigen zollten, welchen ſie ihren Meiſter
und Vater nannten, und der von den Einwoh-
nern einer anſehnlichen Stadt einem Manne dar-
gebracht wurde, welcher ſeit zehn Jahren die
Wiederherſtellung der flammaͤndiſchen Schule be-
abſichtigte, erweckte in Frankreich ein lebhaftes
Jntereſſe fuͤr ihn, und man bedauerte oͤffentlich
ſeinen Verluſt.

Die Frau von Genlis druͤckt ſich in ihren
Memoiren daruͤber folgendermaßen aus:

„Welcher Freund der Kunſt wuͤnſcht nicht
einen Greis, der unſerer franzoͤſiſchen Schule
immer zum Ruhm und zur Ehre gereichen wird,
wenn ſein Genie auch nur das unnachahmliche
Gemaͤlde „den Schwur der Horatier“ her-
vorgebracht haͤtte, ſeinem Vaterlande wiedergegeben
zu ſehn. Jch geſtehe es, ich habe ihn zur Zeit
ſeiner Verirrungen ſtreng getadelt; aber er iſt
ungluͤcklich, ein Verwieſener, ihn druͤckt die Laſt
der Jahre, ſeine Kraft iſt gebrochen, ich be-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0177" n="163"/><fw place="top" type="header">Davids.</fw><lb/>
&#x017F;cho&#x0364;ne Zeichnungen von &#x017F;einer Hand anzunehmen,<lb/>
die er ihrem Bevollma&#x0364;chtigten u&#x0364;bergab.</p><lb/>
        <p>Die&#x017F;er unver&#x017F;a&#x0364;l&#x017F;chte Beweis der Dankbar-<lb/>
keit, den die vorzu&#x0364;glich&#x017F;ten franzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;chen Ku&#x0364;n&#x017F;t-<lb/>
ler demjenigen zollten, welchen &#x017F;ie ihren Mei&#x017F;ter<lb/>
und Vater nannten, und der von den Einwoh-<lb/>
nern einer an&#x017F;ehnlichen Stadt einem Manne dar-<lb/>
gebracht wurde, welcher &#x017F;eit zehn Jahren die<lb/>
Wiederher&#x017F;tellung der flamma&#x0364;ndi&#x017F;chen Schule be-<lb/>
ab&#x017F;ichtigte, erweckte in Frankreich ein lebhaftes<lb/>
Jntere&#x017F;&#x017F;e fu&#x0364;r ihn, und man bedauerte o&#x0364;ffentlich<lb/>
&#x017F;einen Verlu&#x017F;t.</p><lb/>
        <p>Die Frau von Genlis dru&#x0364;ckt &#x017F;ich in ihren<lb/>
Memoiren daru&#x0364;ber folgendermaßen aus:</p><lb/>
        <p>&#x201E;Welcher Freund der Kun&#x017F;t wu&#x0364;n&#x017F;cht nicht<lb/>
einen Greis, der un&#x017F;erer franzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;chen Schule<lb/>
immer zum Ruhm und zur Ehre gereichen wird,<lb/>
wenn &#x017F;ein Genie auch nur das unnachahmliche<lb/>
Gema&#x0364;lde &#x201E;<hi rendition="#g">den Schwur der Horatier</hi>&#x201C; her-<lb/>
vorgebracht ha&#x0364;tte, &#x017F;einem Vaterlande wiedergegeben<lb/>
zu &#x017F;ehn. Jch ge&#x017F;tehe es, ich habe ihn zur Zeit<lb/>
&#x017F;einer Verirrungen &#x017F;treng getadelt; aber er i&#x017F;t<lb/>
unglu&#x0364;cklich, ein Verwie&#x017F;ener, ihn dru&#x0364;ckt die La&#x017F;t<lb/>
der Jahre, &#x017F;eine Kraft i&#x017F;t gebrochen, ich be-<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[163/0177] Davids. ſchoͤne Zeichnungen von ſeiner Hand anzunehmen, die er ihrem Bevollmaͤchtigten uͤbergab. Dieſer unverſaͤlſchte Beweis der Dankbar- keit, den die vorzuͤglichſten franzoͤſiſchen Kuͤnſt- ler demjenigen zollten, welchen ſie ihren Meiſter und Vater nannten, und der von den Einwoh- nern einer anſehnlichen Stadt einem Manne dar- gebracht wurde, welcher ſeit zehn Jahren die Wiederherſtellung der flammaͤndiſchen Schule be- abſichtigte, erweckte in Frankreich ein lebhaftes Jntereſſe fuͤr ihn, und man bedauerte oͤffentlich ſeinen Verluſt. Die Frau von Genlis druͤckt ſich in ihren Memoiren daruͤber folgendermaßen aus: „Welcher Freund der Kunſt wuͤnſcht nicht einen Greis, der unſerer franzoͤſiſchen Schule immer zum Ruhm und zur Ehre gereichen wird, wenn ſein Genie auch nur das unnachahmliche Gemaͤlde „den Schwur der Horatier“ her- vorgebracht haͤtte, ſeinem Vaterlande wiedergegeben zu ſehn. Jch geſtehe es, ich habe ihn zur Zeit ſeiner Verirrungen ſtreng getadelt; aber er iſt ungluͤcklich, ein Verwieſener, ihn druͤckt die Laſt der Jahre, ſeine Kraft iſt gebrochen, ich be-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/thiers_david_1827
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/thiers_david_1827/177
Zitationshilfe: Thomé de Gamond, Louis-Joseph-Aimé: Leben Davids, ersten Malers Napoleons. Übers. v. E. S. Leipzig u. a., 1827, S. 163. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thiers_david_1827/177>, abgerufen am 25.11.2024.