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Thomé de Gamond, Louis-Joseph-Aimé: Leben Davids, ersten Malers Napoleons. Übers. v. E. S. Leipzig u. a., 1827.

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Johann Ludwig David wurde im Jahre
1748 in Paris geboren *). Er war 9 Jahr
alt, als sein Vater starb. Der Unterricht, wel-
cher der Wahl eines Standes vorherzugehen
pflegt, und bei dem sich gewöhnlich die natür-
lichen Anlagen des Menschen entwickeln, nahm
seine Jugendjahre ganz in Anspruch; er genoß
dieselben also wenig. Denn er fand an den
Schulwissenschaften und gelehrten Studien keinen
besondern Geschmack. Eine entschiedene Neigung
für die Kunst ließ ihn alles Uebrige vernachläs-
sigen. Seine Mutter wollte einen Baumeister
aus ihm machen. Er ließ aber auch gegen die-
ses Fach großen Widerwillen blicken, weil es
ihm zu trocken schien, und lebte deshalb in ei-
nem beständigen Hader mit ihr, da ihr sein ihm
angebornes Talent für die Malerei ein Dorn

*) Andere Schriftsteller nennen das Jahr 1750; das ist
ein Jrrthum.

Johann Ludwig David wurde im Jahre
1748 in Paris geboren *). Er war 9 Jahr
alt, als ſein Vater ſtarb. Der Unterricht, wel-
cher der Wahl eines Standes vorherzugehen
pflegt, und bei dem ſich gewoͤhnlich die natuͤr-
lichen Anlagen des Menſchen entwickeln, nahm
ſeine Jugendjahre ganz in Anſpruch; er genoß
dieſelben alſo wenig. Denn er fand an den
Schulwiſſenſchaften und gelehrten Studien keinen
beſondern Geſchmack. Eine entſchiedene Neigung
fuͤr die Kunſt ließ ihn alles Uebrige vernachlaͤſ-
ſigen. Seine Mutter wollte einen Baumeiſter
aus ihm machen. Er ließ aber auch gegen die-
ſes Fach großen Widerwillen blicken, weil es
ihm zu trocken ſchien, und lebte deshalb in ei-
nem beſtaͤndigen Hader mit ihr, da ihr ſein ihm
angebornes Talent fuͤr die Malerei ein Dorn

*) Andere Schriftſteller nennen das Jahr 1750; das iſt
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[[3]/0017] Johann Ludwig David wurde im Jahre 1748 in Paris geboren *). Er war 9 Jahr alt, als ſein Vater ſtarb. Der Unterricht, wel- cher der Wahl eines Standes vorherzugehen pflegt, und bei dem ſich gewoͤhnlich die natuͤr- lichen Anlagen des Menſchen entwickeln, nahm ſeine Jugendjahre ganz in Anſpruch; er genoß dieſelben alſo wenig. Denn er fand an den Schulwiſſenſchaften und gelehrten Studien keinen beſondern Geſchmack. Eine entſchiedene Neigung fuͤr die Kunſt ließ ihn alles Uebrige vernachlaͤſ- ſigen. Seine Mutter wollte einen Baumeiſter aus ihm machen. Er ließ aber auch gegen die- ſes Fach großen Widerwillen blicken, weil es ihm zu trocken ſchien, und lebte deshalb in ei- nem beſtaͤndigen Hader mit ihr, da ihr ſein ihm angebornes Talent fuͤr die Malerei ein Dorn *) Andere Schriftſteller nennen das Jahr 1750; das iſt ein Jrrthum.

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Zitationshilfe: Thomé de Gamond, Louis-Joseph-Aimé: Leben Davids, ersten Malers Napoleons. Übers. v. E. S. Leipzig u. a., 1827, S. [3]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thiers_david_1827/17>, abgerufen am 23.04.2024.