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Thomé de Gamond, Louis-Joseph-Aimé: Leben Davids, ersten Malers Napoleons. Übers. v. E. S. Leipzig u. a., 1827.

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Leben
als er das Land seiner Geburt verließ, dem er
für immer Lebewohl sagte. Das Alter hatte
seinen Muth nicht geschwächt; er fühlte sich noch
voll Kraft. Um sich wegen seines Exils zu rä-
chen, faßte er den Entschluß, dasselbe durch seine
Werke ehrenvoll zu machen, und er widmete sich
wieder seiner Kunst.

Der König von Preußen hatte ihm in
Brüssel die dringendsten Anträge machen lassen,
daß er sich in Berlin häuslich niederlassen möch-
te, wo er als Director der Kunst für die Mo-
narchie angestellt werden sollte. Der preußische
Gesandte am französischen Hofe Graf Goltz
schrieb ihm:


"Auf Befehl des Königs, meines Monar-
chen, habe ich die Ehre, Jhnen zu melden, daß
Se. Majestät bei dem Wunsche, einem so be-
rühmten Künstler, als Sie sind, einen beständi-
gen Aufenthalt zu geben, es gern sehen würde,
wenn Sie Sich in Seiner Hauptstadt, wo Se.
Majestät für Jhre Subsistenz Sorge tragen
werden, häuslich niederlassen wollten. Da Jhre

Leben
als er das Land ſeiner Geburt verließ, dem er
fuͤr immer Lebewohl ſagte. Das Alter hatte
ſeinen Muth nicht geſchwaͤcht; er fuͤhlte ſich noch
voll Kraft. Um ſich wegen ſeines Exils zu raͤ-
chen, faßte er den Entſchluß, daſſelbe durch ſeine
Werke ehrenvoll zu machen, und er widmete ſich
wieder ſeiner Kunſt.

Der Koͤnig von Preußen hatte ihm in
Bruͤſſel die dringendſten Antraͤge machen laſſen,
daß er ſich in Berlin haͤuslich niederlaſſen moͤch-
te, wo er als Director der Kunſt fuͤr die Mo-
narchie angeſtellt werden ſollte. Der preußiſche
Geſandte am franzoͤſiſchen Hofe Graf Goltz
ſchrieb ihm:


„Auf Befehl des Koͤnigs, meines Monar-
chen, habe ich die Ehre, Jhnen zu melden, daß
Se. Majeſtaͤt bei dem Wunſche, einem ſo be-
ruͤhmten Kuͤnſtler, als Sie ſind, einen beſtaͤndi-
gen Aufenthalt zu geben, es gern ſehen wuͤrde,
wenn Sie Sich in Seiner Hauptſtadt, wo Se.
Majeſtaͤt fuͤr Jhre Subſiſtenz Sorge tragen
werden, haͤuslich niederlaſſen wollten. Da Jhre

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[146/0160] Leben als er das Land ſeiner Geburt verließ, dem er fuͤr immer Lebewohl ſagte. Das Alter hatte ſeinen Muth nicht geſchwaͤcht; er fuͤhlte ſich noch voll Kraft. Um ſich wegen ſeines Exils zu raͤ- chen, faßte er den Entſchluß, daſſelbe durch ſeine Werke ehrenvoll zu machen, und er widmete ſich wieder ſeiner Kunſt. Der Koͤnig von Preußen hatte ihm in Bruͤſſel die dringendſten Antraͤge machen laſſen, daß er ſich in Berlin haͤuslich niederlaſſen moͤch- te, wo er als Director der Kunſt fuͤr die Mo- narchie angeſtellt werden ſollte. Der preußiſche Geſandte am franzoͤſiſchen Hofe Graf Goltz ſchrieb ihm: Paris, den 12ten Maͤrz 1816. „Auf Befehl des Koͤnigs, meines Monar- chen, habe ich die Ehre, Jhnen zu melden, daß Se. Majeſtaͤt bei dem Wunſche, einem ſo be- ruͤhmten Kuͤnſtler, als Sie ſind, einen beſtaͤndi- gen Aufenthalt zu geben, es gern ſehen wuͤrde, wenn Sie Sich in Seiner Hauptſtadt, wo Se. Majeſtaͤt fuͤr Jhre Subſiſtenz Sorge tragen werden, haͤuslich niederlaſſen wollten. Da Jhre

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Zitationshilfe: Thomé de Gamond, Louis-Joseph-Aimé: Leben Davids, ersten Malers Napoleons. Übers. v. E. S. Leipzig u. a., 1827, S. 146. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thiers_david_1827/160>, abgerufen am 07.05.2024.