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Thomé de Gamond, Louis-Joseph-Aimé: Leben Davids, ersten Malers Napoleons. Übers. v. E. S. Leipzig u. a., 1827.

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Leben

David stattete von dieser Unterredung Be-
richt ab. Napoleon stand von seinem Stuhl
auf und sagte verdrießlich: "Jch muß wohl das
Eigenthum achten; ich kann diesen Enthusiasten
nicht zwingen, uns seine Geliebte abzutreten."

Diese erste Schwierigkeit bewog den Kai-
ser, seinen Plan aufzugeben.

Wie bereits angeführt, hatte David im
Jahre 8 (1800), durch die ihm vom ersten Con-
sul aufgetragenen Arbeiten abgehalten, sein Ge-
mälde den "Paß von Thermopylä" nicht
vollendet. Er ließ es aber nur liegen, um es
später wieder vorzunehmen. Er gestand sogar
in der Folge, daß er damals noch nicht ganz
mit sich einig gewesen sey, wie er den Gegen-
stand behandeln solle, auch war die mit dem
ersten Consul darüber gepflogene Unterhaltung
nicht geeignet, ihm Muth zu machen. Erst im
Jahre 1811 gewann er Muße genug, sich wie-
der an diese Arbeit zu machen; und er beendigte
sie mit ungewöhnlicher Schnelligkeit.

David wollte durch dieses große Werk alle
Historienmaler der Vorzeit übertreffen; und das

Leben

David ſtattete von dieſer Unterredung Be-
richt ab. Napoleon ſtand von ſeinem Stuhl
auf und ſagte verdrießlich: „Jch muß wohl das
Eigenthum achten; ich kann dieſen Enthuſiaſten
nicht zwingen, uns ſeine Geliebte abzutreten.“

Dieſe erſte Schwierigkeit bewog den Kai-
ſer, ſeinen Plan aufzugeben.

Wie bereits angefuͤhrt, hatte David im
Jahre 8 (1800), durch die ihm vom erſten Con-
ſul aufgetragenen Arbeiten abgehalten, ſein Ge-
maͤlde den „Paß von Thermopylaͤ“ nicht
vollendet. Er ließ es aber nur liegen, um es
ſpaͤter wieder vorzunehmen. Er geſtand ſogar
in der Folge, daß er damals noch nicht ganz
mit ſich einig geweſen ſey, wie er den Gegen-
ſtand behandeln ſolle, auch war die mit dem
erſten Conſul daruͤber gepflogene Unterhaltung
nicht geeignet, ihm Muth zu machen. Erſt im
Jahre 1811 gewann er Muße genug, ſich wie-
der an dieſe Arbeit zu machen; und er beendigte
ſie mit ungewoͤhnlicher Schnelligkeit.

David wollte durch dieſes große Werk alle
Hiſtorienmaler der Vorzeit uͤbertreffen; und das

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[140/0154] Leben David ſtattete von dieſer Unterredung Be- richt ab. Napoleon ſtand von ſeinem Stuhl auf und ſagte verdrießlich: „Jch muß wohl das Eigenthum achten; ich kann dieſen Enthuſiaſten nicht zwingen, uns ſeine Geliebte abzutreten.“ Dieſe erſte Schwierigkeit bewog den Kai- ſer, ſeinen Plan aufzugeben. Wie bereits angefuͤhrt, hatte David im Jahre 8 (1800), durch die ihm vom erſten Con- ſul aufgetragenen Arbeiten abgehalten, ſein Ge- maͤlde den „Paß von Thermopylaͤ“ nicht vollendet. Er ließ es aber nur liegen, um es ſpaͤter wieder vorzunehmen. Er geſtand ſogar in der Folge, daß er damals noch nicht ganz mit ſich einig geweſen ſey, wie er den Gegen- ſtand behandeln ſolle, auch war die mit dem erſten Conſul daruͤber gepflogene Unterhaltung nicht geeignet, ihm Muth zu machen. Erſt im Jahre 1811 gewann er Muße genug, ſich wie- der an dieſe Arbeit zu machen; und er beendigte ſie mit ungewoͤhnlicher Schnelligkeit. David wollte durch dieſes große Werk alle Hiſtorienmaler der Vorzeit uͤbertreffen; und das

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Zitationshilfe: Thomé de Gamond, Louis-Joseph-Aimé: Leben Davids, ersten Malers Napoleons. Übers. v. E. S. Leipzig u. a., 1827, S. 140. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thiers_david_1827/154>, abgerufen am 07.05.2024.