Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Thomé de Gamond, Louis-Joseph-Aimé: Leben Davids, ersten Malers Napoleons. Übers. v. E. S. Leipzig u. a., 1827.

Bild:
<< vorherige Seite

Leben
mit dem Diadem schmückte, zugleich darstellen
konnte, er die Wahl zwischen beiden Scenen
dem Kaiser überlassen haben muß, zu dessen
Ruhme das Denkmal gereichen sollte.

Auch trug Napoleon selbst beim Anblick
dieser Anlage der Hauptscene, kein Bedenken,
dem Künstler seinen Beifall zu zollen. Drei Vier-
telstunden lang betrachtete er schweigend das
Gemälde nach allen seinen einzelnen Theilen,
dann sagte er:

"Gut, sehr gut, David; Sie haben mich
zum französischen Ritter gemacht, so wünsche
ich es. Jch weiß Jhnen Dank, daß Sie der
Nachwelt einen Beweis meiner Liebe für dieje-
nige zu erkennen geben, die mit mir die Last der
Regierung trägt."

Es erfolgte eine augenblickliche Stille. Na-
poleon stand mit bedecktem Haupte da, Josephi-
ne rechts neben ihm, David zu seiner Linken,
der ganze Hof war hinter ihnen, das Gemälde
befand sich ungefähr gegenüber. Napoleon
trat, sich nach David hinwendend, zwei Schritte
vorwärts, nahm seinen Hut vom Kopfe, neigte
sich vor ihm, und sagte mit lauter Stimme:

Leben
mit dem Diadem ſchmuͤckte, zugleich darſtellen
konnte, er die Wahl zwiſchen beiden Scenen
dem Kaiſer uͤberlaſſen haben muß, zu deſſen
Ruhme das Denkmal gereichen ſollte.

Auch trug Napoleon ſelbſt beim Anblick
dieſer Anlage der Hauptſcene, kein Bedenken,
dem Kuͤnſtler ſeinen Beifall zu zollen. Drei Vier-
telſtunden lang betrachtete er ſchweigend das
Gemaͤlde nach allen ſeinen einzelnen Theilen,
dann ſagte er:

„Gut, ſehr gut, David; Sie haben mich
zum franzoͤſiſchen Ritter gemacht, ſo wuͤnſche
ich es. Jch weiß Jhnen Dank, daß Sie der
Nachwelt einen Beweis meiner Liebe fuͤr dieje-
nige zu erkennen geben, die mit mir die Laſt der
Regierung traͤgt.“

Es erfolgte eine augenblickliche Stille. Na-
poleon ſtand mit bedecktem Haupte da, Joſephi-
ne rechts neben ihm, David zu ſeiner Linken,
der ganze Hof war hinter ihnen, das Gemaͤlde
befand ſich ungefaͤhr gegenuͤber. Napoleon
trat, ſich nach David hinwendend, zwei Schritte
vorwaͤrts, nahm ſeinen Hut vom Kopfe, neigte
ſich vor ihm, und ſagte mit lauter Stimme:

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0144" n="130"/><fw place="top" type="header">Leben</fw><lb/>
mit dem Diadem &#x017F;chmu&#x0364;ckte, zugleich dar&#x017F;tellen<lb/>
konnte, er die Wahl zwi&#x017F;chen beiden Scenen<lb/>
dem Kai&#x017F;er u&#x0364;berla&#x017F;&#x017F;en haben muß, zu de&#x017F;&#x017F;en<lb/>
Ruhme das Denkmal gereichen &#x017F;ollte.</p><lb/>
        <p>Auch trug Napoleon &#x017F;elb&#x017F;t beim Anblick<lb/>
die&#x017F;er Anlage der Haupt&#x017F;cene, kein Bedenken,<lb/>
dem Ku&#x0364;n&#x017F;tler &#x017F;einen Beifall zu zollen. Drei Vier-<lb/>
tel&#x017F;tunden lang betrachtete er &#x017F;chweigend das<lb/>
Gema&#x0364;lde nach allen &#x017F;einen einzelnen Theilen,<lb/>
dann &#x017F;agte er:</p><lb/>
        <p>&#x201E;Gut, &#x017F;ehr gut, David; Sie haben mich<lb/>
zum franzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;chen Ritter gemacht, &#x017F;o wu&#x0364;n&#x017F;che<lb/>
ich es. Jch weiß Jhnen Dank, daß Sie der<lb/>
Nachwelt einen Beweis meiner Liebe fu&#x0364;r dieje-<lb/>
nige zu erkennen geben, die mit mir die La&#x017F;t der<lb/>
Regierung tra&#x0364;gt.&#x201C;</p><lb/>
        <p>Es erfolgte eine augenblickliche Stille. Na-<lb/>
poleon &#x017F;tand mit bedecktem Haupte da, Jo&#x017F;ephi-<lb/>
ne rechts neben ihm, David zu &#x017F;einer Linken,<lb/>
der ganze Hof war hinter ihnen, das Gema&#x0364;lde<lb/>
befand &#x017F;ich ungefa&#x0364;hr gegenu&#x0364;ber. Napoleon<lb/>
trat, &#x017F;ich nach David hinwendend, zwei Schritte<lb/>
vorwa&#x0364;rts, nahm &#x017F;einen Hut vom Kopfe, neigte<lb/>
&#x017F;ich vor ihm, und &#x017F;agte mit lauter Stimme:<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[130/0144] Leben mit dem Diadem ſchmuͤckte, zugleich darſtellen konnte, er die Wahl zwiſchen beiden Scenen dem Kaiſer uͤberlaſſen haben muß, zu deſſen Ruhme das Denkmal gereichen ſollte. Auch trug Napoleon ſelbſt beim Anblick dieſer Anlage der Hauptſcene, kein Bedenken, dem Kuͤnſtler ſeinen Beifall zu zollen. Drei Vier- telſtunden lang betrachtete er ſchweigend das Gemaͤlde nach allen ſeinen einzelnen Theilen, dann ſagte er: „Gut, ſehr gut, David; Sie haben mich zum franzoͤſiſchen Ritter gemacht, ſo wuͤnſche ich es. Jch weiß Jhnen Dank, daß Sie der Nachwelt einen Beweis meiner Liebe fuͤr dieje- nige zu erkennen geben, die mit mir die Laſt der Regierung traͤgt.“ Es erfolgte eine augenblickliche Stille. Na- poleon ſtand mit bedecktem Haupte da, Joſephi- ne rechts neben ihm, David zu ſeiner Linken, der ganze Hof war hinter ihnen, das Gemaͤlde befand ſich ungefaͤhr gegenuͤber. Napoleon trat, ſich nach David hinwendend, zwei Schritte vorwaͤrts, nahm ſeinen Hut vom Kopfe, neigte ſich vor ihm, und ſagte mit lauter Stimme:

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/thiers_david_1827
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/thiers_david_1827/144
Zitationshilfe: Thomé de Gamond, Louis-Joseph-Aimé: Leben Davids, ersten Malers Napoleons. Übers. v. E. S. Leipzig u. a., 1827, S. 130. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thiers_david_1827/144>, abgerufen am 06.05.2024.