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Thomé de Gamond, Louis-Joseph-Aimé: Leben Davids, ersten Malers Napoleons. Übers. v. E. S. Leipzig u. a., 1827.

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Leben
Wollüste erzogenen Höflinge vergleichen? Diese
verweichlichten Schlemmer, deren verdorbene
Seele nicht einmal den Gedanken der Tugend zu
denken vermag, deren Arme nur Zwitter, nur
schamlose Pfänder ihrer ehebrecherischen Liebe
tragen? Diese Höflinge, welche ihre Feigheit
und Anmaßung mitten in das Lager bringen,
beim ersten Anblick der Gefahr die Flucht er-
greifen, und ihre Schande in den Armen der
Unzucht zu verbergen streben? Ach! man
müßte lange suchen, wollte man an Euren Hö-
fen 11- und 13jährige Helden finden. Ja, es
gibt ein Volk, welches ganz in ihre Fußstapfen
treten wird."

"Und Jhr, junge Republicanerinnen, ver-
nehmt die Stimme des Vaterlandes; verachtet
das Gold und die Diamanten; schmückt Euch
nicht mit prächtigen Kleidern, sondern mit den
Tugenden Eures Geschlechts, und Jhr werdet
nur um so schöner seyn. Hat Euch das Schick-
sal einen Gatten bestimmt, so bedient Euch der
Macht, welche die Natur Euch gab, sein Leben
zu verschönern; streut Blumen auf den Pfad,
den Jhr zusammen wandelt. Eure Mütter ha-

Leben
Wolluͤſte erzogenen Hoͤflinge vergleichen? Dieſe
verweichlichten Schlemmer, deren verdorbene
Seele nicht einmal den Gedanken der Tugend zu
denken vermag, deren Arme nur Zwitter, nur
ſchamloſe Pfaͤnder ihrer ehebrecheriſchen Liebe
tragen? Dieſe Hoͤflinge, welche ihre Feigheit
und Anmaßung mitten in das Lager bringen,
beim erſten Anblick der Gefahr die Flucht er-
greifen, und ihre Schande in den Armen der
Unzucht zu verbergen ſtreben? Ach! man
muͤßte lange ſuchen, wollte man an Euren Hoͤ-
fen 11- und 13jaͤhrige Helden finden. Ja, es
gibt ein Volk, welches ganz in ihre Fußſtapfen
treten wird.“

„Und Jhr, junge Republicanerinnen, ver-
nehmt die Stimme des Vaterlandes; verachtet
das Gold und die Diamanten; ſchmuͤckt Euch
nicht mit praͤchtigen Kleidern, ſondern mit den
Tugenden Eures Geſchlechts, und Jhr werdet
nur um ſo ſchoͤner ſeyn. Hat Euch das Schick-
ſal einen Gatten beſtimmt, ſo bedient Euch der
Macht, welche die Natur Euch gab, ſein Leben
zu verſchoͤnern; ſtreut Blumen auf den Pfad,
den Jhr zuſammen wandelt. Eure Muͤtter ha-

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[96/0110] Leben Wolluͤſte erzogenen Hoͤflinge vergleichen? Dieſe verweichlichten Schlemmer, deren verdorbene Seele nicht einmal den Gedanken der Tugend zu denken vermag, deren Arme nur Zwitter, nur ſchamloſe Pfaͤnder ihrer ehebrecheriſchen Liebe tragen? Dieſe Hoͤflinge, welche ihre Feigheit und Anmaßung mitten in das Lager bringen, beim erſten Anblick der Gefahr die Flucht er- greifen, und ihre Schande in den Armen der Unzucht zu verbergen ſtreben? Ach! man muͤßte lange ſuchen, wollte man an Euren Hoͤ- fen 11- und 13jaͤhrige Helden finden. Ja, es gibt ein Volk, welches ganz in ihre Fußſtapfen treten wird.“ „Und Jhr, junge Republicanerinnen, ver- nehmt die Stimme des Vaterlandes; verachtet das Gold und die Diamanten; ſchmuͤckt Euch nicht mit praͤchtigen Kleidern, ſondern mit den Tugenden Eures Geſchlechts, und Jhr werdet nur um ſo ſchoͤner ſeyn. Hat Euch das Schick- ſal einen Gatten beſtimmt, ſo bedient Euch der Macht, welche die Natur Euch gab, ſein Leben zu verſchoͤnern; ſtreut Blumen auf den Pfad, den Jhr zuſammen wandelt. Eure Muͤtter ha-

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Zitationshilfe: Thomé de Gamond, Louis-Joseph-Aimé: Leben Davids, ersten Malers Napoleons. Übers. v. E. S. Leipzig u. a., 1827, S. 96. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thiers_david_1827/110>, abgerufen am 06.05.2024.