ten, und seine aus dem Branntweins-Glase her- vorsprudelnde Witzeleien über das Rationelle be- wundern -- so wird hier freilich weniger aus ihnen werden, als wenn man sie handwerksmä- ßig hätte anlernen und abrichten lassen. Sie wer- den das, was hier getrieben wird, für Pedante- rie halten, und nachdem sie die Feldmark ein Paarmal durchstreift, die Arbeiten oberflächlich angesehen haben, Langeweile fühlen und sich nach anderweitigem Commerz umsehen.
Also regen Willen und Thätigkeit muß ein junger Mensch -- von älteren versteht es sich von selbst, daß sie ohne solchen nicht herkommen werden -- mitbringen; besondere Vorkenntnisse als die, welche jeder Wohlerzogene von Schulen mitbringt, sind nicht erforderlich, wenn er hier einen vollständigen Cursus machen will. Denn natürlicher Weise kann ein halbjähriger Aufenthalt allhier einem Anfänger nichts nutzen; er kann ihm vielmehr schädlich werden. Manche Begriffe die er erhält, Ideen die in ihm erweckt werden, können in solcher Zeit keine Haltung, Bestimmtheit und Klarheit erlangen. Vielweni- ger kann er Uebung in der Anwendung bekom- men. Er will vielleicht jenes durch Lesung gu- ter Schriften ersetzen; aber eben weil er voll unverdaueter Begriffe ist, lieset er auch aus den
ten, und ſeine aus dem Branntweins-Glaſe her- vorſprudelnde Witzeleien uͤber das Rationelle be- wundern — ſo wird hier freilich weniger aus ihnen werden, als wenn man ſie handwerksmaͤ- ßig haͤtte anlernen und abrichten laſſen. Sie wer- den das, was hier getrieben wird, fuͤr Pedante- rie halten, und nachdem ſie die Feldmark ein Paarmal durchſtreift, die Arbeiten oberflaͤchlich angeſehen haben, Langeweile fuͤhlen und ſich nach anderweitigem Commerz umſehen.
Alſo regen Willen und Thaͤtigkeit muß ein junger Menſch — von aͤlteren verſteht es ſich von ſelbſt, daß ſie ohne ſolchen nicht herkommen werden — mitbringen; beſondere Vorkenntniſſe als die, welche jeder Wohlerzogene von Schulen mitbringt, ſind nicht erforderlich, wenn er hier einen vollſtaͤndigen Curſus machen will. Denn natuͤrlicher Weiſe kann ein halbjaͤhriger Aufenthalt allhier einem Anfaͤnger nichts nutzen; er kann ihm vielmehr ſchaͤdlich werden. Manche Begriffe die er erhaͤlt, Ideen die in ihm erweckt werden, koͤnnen in ſolcher Zeit keine Haltung, Beſtimmtheit und Klarheit erlangen. Vielweni- ger kann er Uebung in der Anwendung bekom- men. Er will vielleicht jenes durch Leſung gu- ter Schriften erſetzen; aber eben weil er voll unverdaueter Begriffe iſt, lieſet er auch aus den
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ten, und ſeine aus dem Branntweins-Glaſe her-
vorſprudelnde Witzeleien uͤber das Rationelle be-
wundern — ſo wird hier freilich weniger aus
ihnen werden, als wenn man ſie handwerksmaͤ-
ßig haͤtte anlernen und abrichten laſſen. Sie wer-
den das, was hier getrieben wird, fuͤr Pedante-
rie halten, und nachdem ſie die Feldmark ein
Paarmal durchſtreift, die Arbeiten oberflaͤchlich
angeſehen haben, Langeweile fuͤhlen und ſich nach
anderweitigem Commerz umſehen.
Alſo regen Willen und Thaͤtigkeit muß ein
junger Menſch — von aͤlteren verſteht es ſich
von ſelbſt, daß ſie ohne ſolchen nicht herkommen
werden — mitbringen; beſondere Vorkenntniſſe
als die, welche jeder Wohlerzogene von Schulen
mitbringt, ſind nicht erforderlich, wenn er hier
einen vollſtaͤndigen Curſus machen will.
Denn natuͤrlicher Weiſe kann ein halbjaͤhriger
Aufenthalt allhier einem Anfaͤnger nichts nutzen;
er kann ihm vielmehr ſchaͤdlich werden. Manche
Begriffe die er erhaͤlt, Ideen die in ihm erweckt
werden, koͤnnen in ſolcher Zeit keine Haltung,
Beſtimmtheit und Klarheit erlangen. Vielweni-
ger kann er Uebung in der Anwendung bekom-
men. Er will vielleicht jenes durch Leſung gu-
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Thaer, Albrecht: Geschichte meiner Wirthschaft zu Möglin. Berlin, 1815, S. 339. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_moeglin_1815/356>, abgerufen am 24.11.2024.
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