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Thaer, Albrecht: Geschichte meiner Wirthschaft zu Möglin. Berlin, 1815.

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Das heißt, wenn 100 Grade Kraft oder
100 Theile Nahrungsstoff im Boden sind, so
giebt

der Weizen 5 Scheffel über die Einsaat.
der Roggen 5 " " " "
die Gerste 6,25 " " " "
der Hafer 8,33 " " " "

Und umgekehrt sage ich: wenn die benann-
ten Getreidearten das benannte Maaß vom Mor-
gen geben, so habe der Boden 100 Grad Kraft.

Das, was eine Ernte, nach dem Ertrage,
den sie giebt, ausziehet, verliert der Boden an
Kraft. Von dem bleibenden zieht dann die fol-
gende Ernte in demselben Verhältnisse aus, und
giebt die daraus hervorgehende Scheffelzahl.

Ich wiederhole aber, daß dieses nur im
Durchschnitt der Jahre anzunehmen sey; eine
sehr günstige Witterung kann die Anziehung be-
fördern und einen stärkeren Ertrag bewirken;
eine ungünstige kann jene lähmen und den Er-
trag vermindern.

Hier entsteht nun die Frage: bleibt nach
einer schlechteren Ernte um so viel mehr Kraft
im Boden, und wird nach einer besseren die
Kraft um so stärker erschöpft? -- Ich glaube
allerdings!

Das heißt, wenn 100 Grade Kraft oder
100 Theile Nahrungsſtoff im Boden ſind, ſo
giebt

der Weizen 5 Scheffel uͤber die Einſaat.
der Roggen 5 ″ ″ ″ ″
die Gerſte 6,25 ″ ″ ″ ″
der Hafer 8,33 ″ ″ ″ ″

Und umgekehrt ſage ich: wenn die benann-
ten Getreidearten das benannte Maaß vom Mor-
gen geben, ſo habe der Boden 100 Grad Kraft.

Das, was eine Ernte, nach dem Ertrage,
den ſie giebt, ausziehet, verliert der Boden an
Kraft. Von dem bleibenden zieht dann die fol-
gende Ernte in demſelben Verhaͤltniſſe aus, und
giebt die daraus hervorgehende Scheffelzahl.

Ich wiederhole aber, daß dieſes nur im
Durchſchnitt der Jahre anzunehmen ſey; eine
ſehr guͤnſtige Witterung kann die Anziehung be-
foͤrdern und einen ſtaͤrkeren Ertrag bewirken;
eine unguͤnſtige kann jene laͤhmen und den Er-
trag vermindern.

Hier entſteht nun die Frage: bleibt nach
einer ſchlechteren Ernte um ſo viel mehr Kraft
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allerdings!

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[264/0281] Das heißt, wenn 100 Grade Kraft oder 100 Theile Nahrungsſtoff im Boden ſind, ſo giebt der Weizen 5 Scheffel uͤber die Einſaat. der Roggen 5 ″ ″ ″ ″ die Gerſte 6,25 ″ ″ ″ ″ der Hafer 8,33 ″ ″ ″ ″ Und umgekehrt ſage ich: wenn die benann- ten Getreidearten das benannte Maaß vom Mor- gen geben, ſo habe der Boden 100 Grad Kraft. Das, was eine Ernte, nach dem Ertrage, den ſie giebt, ausziehet, verliert der Boden an Kraft. Von dem bleibenden zieht dann die fol- gende Ernte in demſelben Verhaͤltniſſe aus, und giebt die daraus hervorgehende Scheffelzahl. Ich wiederhole aber, daß dieſes nur im Durchſchnitt der Jahre anzunehmen ſey; eine ſehr guͤnſtige Witterung kann die Anziehung be- foͤrdern und einen ſtaͤrkeren Ertrag bewirken; eine unguͤnſtige kann jene laͤhmen und den Er- trag vermindern. Hier entſteht nun die Frage: bleibt nach einer ſchlechteren Ernte um ſo viel mehr Kraft im Boden, und wird nach einer beſſeren die Kraft um ſo ſtaͤrker erſchoͤpft? — Ich glaube allerdings!

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Geschichte meiner Wirthschaft zu Möglin. Berlin, 1815, S. 264. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_moeglin_1815/281>, abgerufen am 02.05.2024.