Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Thaer, Albrecht: Geschichte meiner Wirthschaft zu Möglin. Berlin, 1815.

Bild:
<< vorherige Seite

den Hackfruchtbau nicht aus längerer Erfahrung
kannte, mußte es in der That abschreckend seyn.
Ich hatte indessen den Trost, daß meine anwe-
senden zahlreichen Schüler das Zufällige dieses
Mißrathens klar einsahen, und es ist son erbar,
daß mehrere von denen, die damals hier waren,
den Hackfrucht- und gerade den Rotabaga-Bau,
mit dem größten Eifer und dem glücklichsten Er-
folge bald nachher betrieben haben. Noch kürz-
lich hat mich einer versichert, daß der Wohlstand,
worin er sich befinde, ganz darauf gegründet sey.
Zu andern Zeiten und bei andern Köpfen habe
ich das Gegentheil bemerkt; wenn ein Bau auch
nur den Anschein bei ungünstiger Witterung
hatte, als ob er nicht gerathen würde, so beka-
men sie einen Widerwillen dagegen, wenn der
Erfolg am Ende auch völlig erwünscht war.
Auf mich machte es natürlich keinen andern Ein-
druck, als daß ich die ungeheure Menge von
Ackerrettig, die hier im Boden lag, kennen lernte,
und seine schnelle, allem voreilende Vegetation;
weswegen ich den Bau der Rüben zu beschrän-
ken, und den der Kartoffeln, wobei er leichter
zu überwinden ist, zu erweitern beschloß; um so
mehr, da ich fand, daß die Ernte der letztern hier

den Hackfruchtbau nicht aus laͤngerer Erfahrung
kannte, mußte es in der That abſchreckend ſeyn.
Ich hatte indeſſen den Troſt, daß meine anwe-
ſenden zahlreichen Schuͤler das Zufaͤllige dieſes
Mißrathens klar einſahen, und es iſt ſon erbar,
daß mehrere von denen, die damals hier waren,
den Hackfrucht- und gerade den Rotabaga-Bau,
mit dem groͤßten Eifer und dem gluͤcklichſten Er-
folge bald nachher betrieben haben. Noch kuͤrz-
lich hat mich einer verſichert, daß der Wohlſtand,
worin er ſich befinde, ganz darauf gegruͤndet ſey.
Zu andern Zeiten und bei andern Koͤpfen habe
ich das Gegentheil bemerkt; wenn ein Bau auch
nur den Anſchein bei unguͤnſtiger Witterung
hatte, als ob er nicht gerathen wuͤrde, ſo beka-
men ſie einen Widerwillen dagegen, wenn der
Erfolg am Ende auch voͤllig erwuͤnſcht war.
Auf mich machte es natuͤrlich keinen andern Ein-
druck, als daß ich die ungeheure Menge von
Ackerrettig, die hier im Boden lag, kennen lernte,
und ſeine ſchnelle, allem voreilende Vegetation;
weswegen ich den Bau der Ruͤben zu beſchraͤn-
ken, und den der Kartoffeln, wobei er leichter
zu uͤberwinden iſt, zu erweitern beſchloß; um ſo
mehr, da ich fand, daß die Ernte der letztern hier

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0116" n="99"/>
den Hackfruchtbau nicht aus la&#x0364;ngerer Erfahrung<lb/>
kannte, mußte es in der That ab&#x017F;chreckend &#x017F;eyn.<lb/>
Ich hatte inde&#x017F;&#x017F;en den Tro&#x017F;t, daß meine anwe-<lb/>
&#x017F;enden zahlreichen Schu&#x0364;ler das Zufa&#x0364;llige die&#x017F;es<lb/>
Mißrathens klar ein&#x017F;ahen, und es i&#x017F;t &#x017F;on erbar,<lb/>
daß mehrere von denen, die damals hier waren,<lb/>
den Hackfrucht- und gerade den Rotabaga-Bau,<lb/>
mit dem gro&#x0364;ßten Eifer und dem glu&#x0364;cklich&#x017F;ten Er-<lb/>
folge bald nachher betrieben haben. Noch ku&#x0364;rz-<lb/>
lich hat mich einer ver&#x017F;ichert, daß der Wohl&#x017F;tand,<lb/>
worin er &#x017F;ich befinde, ganz darauf gegru&#x0364;ndet &#x017F;ey.<lb/>
Zu andern Zeiten und bei andern Ko&#x0364;pfen habe<lb/>
ich das Gegentheil bemerkt; wenn ein Bau auch<lb/>
nur den An&#x017F;chein bei ungu&#x0364;n&#x017F;tiger Witterung<lb/>
hatte, als ob er nicht gerathen wu&#x0364;rde, &#x017F;o beka-<lb/>
men &#x017F;ie einen Widerwillen dagegen, wenn der<lb/>
Erfolg am Ende auch vo&#x0364;llig erwu&#x0364;n&#x017F;cht war.<lb/>
Auf mich machte es natu&#x0364;rlich keinen andern Ein-<lb/>
druck, als daß ich die ungeheure Menge von<lb/>
Ackerrettig, die hier im Boden lag, kennen lernte,<lb/>
und &#x017F;eine &#x017F;chnelle, allem voreilende Vegetation;<lb/>
weswegen ich den Bau der Ru&#x0364;ben zu be&#x017F;chra&#x0364;n-<lb/>
ken, und den der Kartoffeln, wobei er leichter<lb/>
zu u&#x0364;berwinden i&#x017F;t, zu erweitern be&#x017F;chloß; um &#x017F;o<lb/>
mehr, da ich fand, daß die Ernte der letztern hier<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[99/0116] den Hackfruchtbau nicht aus laͤngerer Erfahrung kannte, mußte es in der That abſchreckend ſeyn. Ich hatte indeſſen den Troſt, daß meine anwe- ſenden zahlreichen Schuͤler das Zufaͤllige dieſes Mißrathens klar einſahen, und es iſt ſon erbar, daß mehrere von denen, die damals hier waren, den Hackfrucht- und gerade den Rotabaga-Bau, mit dem groͤßten Eifer und dem gluͤcklichſten Er- folge bald nachher betrieben haben. Noch kuͤrz- lich hat mich einer verſichert, daß der Wohlſtand, worin er ſich befinde, ganz darauf gegruͤndet ſey. Zu andern Zeiten und bei andern Koͤpfen habe ich das Gegentheil bemerkt; wenn ein Bau auch nur den Anſchein bei unguͤnſtiger Witterung hatte, als ob er nicht gerathen wuͤrde, ſo beka- men ſie einen Widerwillen dagegen, wenn der Erfolg am Ende auch voͤllig erwuͤnſcht war. Auf mich machte es natuͤrlich keinen andern Ein- druck, als daß ich die ungeheure Menge von Ackerrettig, die hier im Boden lag, kennen lernte, und ſeine ſchnelle, allem voreilende Vegetation; weswegen ich den Bau der Ruͤben zu beſchraͤn- ken, und den der Kartoffeln, wobei er leichter zu uͤberwinden iſt, zu erweitern beſchloß; um ſo mehr, da ich fand, daß die Ernte der letztern hier

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_moeglin_1815
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_moeglin_1815/116
Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Geschichte meiner Wirthschaft zu Möglin. Berlin, 1815, S. 99. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_moeglin_1815/116>, abgerufen am 29.03.2024.