Der von 4 Strichen eingeschlossene Raum sey ein Weidenschlag, und die punktirten Linien die Abtheilungen von 20 Stück Kühen. In den Zwischenräu- men zwischen jede werden die Kühe vorwärts getüdert, bis sie jede ihren Raum abgefressen haben. Ist dies geschehen, so wird die ganze Heerde vorwärts ge- bracht, und kommen nun auf eben die Weise in die Reihen von 000000 zu stehen. Wenn man an das Ende des Schlages gekommen ist, so gehet man wieder in derselben Ordnung herunter, wie die Reihen von kleinen Strichen zei- gen und tüdert auf diese Weise den ganzen Schlag ab.
Da die ganze Heerde nicht nur oft umgestellt, sondern auch zur Tränke geführt werden muß, so ist es sehr wichtig, daß ein Mensch 20 und mehrere Kühe auf einmal führen könne. Zu dem Ende müssen die Kühe zusammenge- koppelt werden, und dies geschiehet auf folgende Weise. Der Hirte fängt am rechten Flügel der einzelnen Abtheilungen an, legt den Tüderstrick der ersten Kuh so zusammen, daß er ihn an die Hörner der zweiten Kuh hängen kann. Der Tüderstrick der zweiten Kuh wird ebenfalls zusammengelegt, und an die Hörner der dritten gehängt, und so fährt man fort, etwa 20 Kühe in einer Reihe an einander zu koppeln. Der Hirte geht am linken Flügel und führt die Kühe zum Tränken, welches ohne sie loszubinden geschieht. Ist er wieder zurückgekommen, so schlägt er den ersten Tüderpfahl derjenigen Kuh, die er am linken Flügel führte, in die Erde, nimmt den an ihren Hörnern hängenden Tüderstrick der zweiten Kuh ab, und macht auch diesen fest, und verfährt nun eben so mit der dritten, vierten u. s. f. Das Zusammenkoppeln wird immer am rechten, das Tüdern am linken Flügel angefangen.
Wo man die Tränken, wie auf diesen Koppeln gewöhnlich zu seyn pflegt, in der Nähe hat, begnügt man sich, nur eine Reihe auf einmal hinzuführen. Sollte die Tränke aber weit entfernt seyn, oder man die Heerde auf einen an- dren, etwas entfernten Schlag führen wollen, so werden mehrere Reihen an einander gekoppelt, welches sehr leicht ist, wenn man den Tüderstrick der linken Kuh der zweiten Reihe, an die Hörner der linken Kuh der ersten Reihe hängt u. s. w. Wenn man sie dann aber wässern will, muß jede Abtheilung wieder von einander gelöst werden.
Ernaͤhrung des Rindviehes.
Der von 4 Strichen eingeſchloſſene Raum ſey ein Weidenſchlag, und die punktirten Linien die Abtheilungen von 20 Stuͤck Kuͤhen. In den Zwiſchenraͤu- men zwiſchen jede werden die Kuͤhe vorwaͤrts getuͤdert, bis ſie jede ihren Raum abgefreſſen haben. Iſt dies geſchehen, ſo wird die ganze Heerde vorwaͤrts ge- bracht, und kommen nun auf eben die Weiſe in die Reihen von 000000 zu ſtehen. Wenn man an das Ende des Schlages gekommen iſt, ſo gehet man wieder in derſelben Ordnung herunter, wie die Reihen von kleinen Strichen zei- gen und tuͤdert auf dieſe Weiſe den ganzen Schlag ab.
Da die ganze Heerde nicht nur oft umgeſtellt, ſondern auch zur Traͤnke gefuͤhrt werden muß, ſo iſt es ſehr wichtig, daß ein Menſch 20 und mehrere Kuͤhe auf einmal fuͤhren koͤnne. Zu dem Ende muͤſſen die Kuͤhe zuſammenge- koppelt werden, und dies geſchiehet auf folgende Weiſe. Der Hirte faͤngt am rechten Fluͤgel der einzelnen Abtheilungen an, legt den Tuͤderſtrick der erſten Kuh ſo zuſammen, daß er ihn an die Hoͤrner der zweiten Kuh haͤngen kann. Der Tuͤderſtrick der zweiten Kuh wird ebenfalls zuſammengelegt, und an die Hoͤrner der dritten gehaͤngt, und ſo faͤhrt man fort, etwa 20 Kuͤhe in einer Reihe an einander zu koppeln. Der Hirte geht am linken Fluͤgel und fuͤhrt die Kuͤhe zum Traͤnken, welches ohne ſie loszubinden geſchieht. Iſt er wieder zuruͤckgekommen, ſo ſchlaͤgt er den erſten Tuͤderpfahl derjenigen Kuh, die er am linken Fluͤgel fuͤhrte, in die Erde, nimmt den an ihren Hoͤrnern haͤngenden Tuͤderſtrick der zweiten Kuh ab, und macht auch dieſen feſt, und verfaͤhrt nun eben ſo mit der dritten, vierten u. ſ. f. Das Zuſammenkoppeln wird immer am rechten, das Tuͤdern am linken Fluͤgel angefangen.
Wo man die Traͤnken, wie auf dieſen Koppeln gewoͤhnlich zu ſeyn pflegt, in der Naͤhe hat, begnuͤgt man ſich, nur eine Reihe auf einmal hinzufuͤhren. Sollte die Traͤnke aber weit entfernt ſeyn, oder man die Heerde auf einen an- dren, etwas entfernten Schlag fuͤhren wollen, ſo werden mehrere Reihen an einander gekoppelt, welches ſehr leicht iſt, wenn man den Tuͤderſtrick der linken Kuh der zweiten Reihe, an die Hoͤrner der linken Kuh der erſten Reihe haͤngt u. ſ. w. Wenn man ſie dann aber waͤſſern will, muß jede Abtheilung wieder von einander geloͤſt werden.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><pbfacs="#f0358"n="334"/><fwplace="top"type="header">Ernaͤhrung des Rindviehes.</fw><lb/><p>Der von 4 Strichen eingeſchloſſene Raum ſey ein Weidenſchlag, und die<lb/>
punktirten Linien die Abtheilungen von 20 Stuͤck Kuͤhen. In den Zwiſchenraͤu-<lb/>
men zwiſchen jede werden die Kuͤhe vorwaͤrts getuͤdert, bis ſie jede ihren Raum<lb/>
abgefreſſen haben. Iſt dies geſchehen, ſo wird die ganze Heerde vorwaͤrts ge-<lb/>
bracht, und kommen nun auf eben die Weiſe in die Reihen von 000000 zu<lb/>ſtehen. Wenn man an das Ende des Schlages gekommen iſt, ſo gehet man<lb/>
wieder in derſelben Ordnung herunter, wie die Reihen von kleinen Strichen zei-<lb/>
gen und tuͤdert auf dieſe Weiſe den ganzen Schlag ab.</p><lb/><p>Da die ganze Heerde nicht nur oft umgeſtellt, ſondern auch zur Traͤnke<lb/>
gefuͤhrt werden muß, ſo iſt es ſehr wichtig, daß ein Menſch 20 und mehrere<lb/>
Kuͤhe auf einmal fuͤhren koͤnne. Zu dem Ende muͤſſen die Kuͤhe zuſammenge-<lb/>
koppelt werden, und dies geſchiehet auf folgende Weiſe. Der Hirte faͤngt am<lb/>
rechten Fluͤgel der einzelnen Abtheilungen an, legt den Tuͤderſtrick der erſten Kuh<lb/>ſo zuſammen, daß er ihn an die Hoͤrner der zweiten Kuh haͤngen kann. Der<lb/>
Tuͤderſtrick der zweiten Kuh wird ebenfalls zuſammengelegt, und an die Hoͤrner<lb/>
der dritten gehaͤngt, und ſo faͤhrt man fort, etwa 20 Kuͤhe in einer Reihe an<lb/>
einander zu koppeln. Der Hirte geht am linken Fluͤgel und fuͤhrt die Kuͤhe zum<lb/>
Traͤnken, welches ohne ſie loszubinden geſchieht. Iſt er wieder zuruͤckgekommen,<lb/>ſo ſchlaͤgt er den erſten Tuͤderpfahl derjenigen Kuh, die er am linken Fluͤgel<lb/>
fuͤhrte, in die Erde, nimmt den an ihren Hoͤrnern haͤngenden Tuͤderſtrick der<lb/>
zweiten Kuh ab, und macht auch dieſen feſt, und verfaͤhrt nun eben ſo mit der<lb/>
dritten, vierten u. ſ. f. Das Zuſammenkoppeln wird immer am rechten, das<lb/>
Tuͤdern am linken Fluͤgel angefangen.</p><lb/><p>Wo man die Traͤnken, wie auf dieſen Koppeln gewoͤhnlich zu ſeyn pflegt,<lb/>
in der Naͤhe hat, begnuͤgt man ſich, nur eine Reihe auf einmal hinzufuͤhren.<lb/>
Sollte die Traͤnke aber weit entfernt ſeyn, oder man die Heerde auf einen an-<lb/>
dren, etwas entfernten Schlag fuͤhren wollen, ſo werden mehrere Reihen an<lb/>
einander gekoppelt, welches ſehr leicht iſt, wenn man den Tuͤderſtrick der linken<lb/>
Kuh der zweiten Reihe, an die Hoͤrner der linken Kuh der erſten Reihe haͤngt<lb/>
u. ſ. w. Wenn man ſie dann aber waͤſſern will, muß jede Abtheilung wieder<lb/>
von einander geloͤſt werden.</p><lb/></div></div></div></div></body></text></TEI>
[334/0358]
Ernaͤhrung des Rindviehes.
Der von 4 Strichen eingeſchloſſene Raum ſey ein Weidenſchlag, und die
punktirten Linien die Abtheilungen von 20 Stuͤck Kuͤhen. In den Zwiſchenraͤu-
men zwiſchen jede werden die Kuͤhe vorwaͤrts getuͤdert, bis ſie jede ihren Raum
abgefreſſen haben. Iſt dies geſchehen, ſo wird die ganze Heerde vorwaͤrts ge-
bracht, und kommen nun auf eben die Weiſe in die Reihen von 000000 zu
ſtehen. Wenn man an das Ende des Schlages gekommen iſt, ſo gehet man
wieder in derſelben Ordnung herunter, wie die Reihen von kleinen Strichen zei-
gen und tuͤdert auf dieſe Weiſe den ganzen Schlag ab.
Da die ganze Heerde nicht nur oft umgeſtellt, ſondern auch zur Traͤnke
gefuͤhrt werden muß, ſo iſt es ſehr wichtig, daß ein Menſch 20 und mehrere
Kuͤhe auf einmal fuͤhren koͤnne. Zu dem Ende muͤſſen die Kuͤhe zuſammenge-
koppelt werden, und dies geſchiehet auf folgende Weiſe. Der Hirte faͤngt am
rechten Fluͤgel der einzelnen Abtheilungen an, legt den Tuͤderſtrick der erſten Kuh
ſo zuſammen, daß er ihn an die Hoͤrner der zweiten Kuh haͤngen kann. Der
Tuͤderſtrick der zweiten Kuh wird ebenfalls zuſammengelegt, und an die Hoͤrner
der dritten gehaͤngt, und ſo faͤhrt man fort, etwa 20 Kuͤhe in einer Reihe an
einander zu koppeln. Der Hirte geht am linken Fluͤgel und fuͤhrt die Kuͤhe zum
Traͤnken, welches ohne ſie loszubinden geſchieht. Iſt er wieder zuruͤckgekommen,
ſo ſchlaͤgt er den erſten Tuͤderpfahl derjenigen Kuh, die er am linken Fluͤgel
fuͤhrte, in die Erde, nimmt den an ihren Hoͤrnern haͤngenden Tuͤderſtrick der
zweiten Kuh ab, und macht auch dieſen feſt, und verfaͤhrt nun eben ſo mit der
dritten, vierten u. ſ. f. Das Zuſammenkoppeln wird immer am rechten, das
Tuͤdern am linken Fluͤgel angefangen.
Wo man die Traͤnken, wie auf dieſen Koppeln gewoͤhnlich zu ſeyn pflegt,
in der Naͤhe hat, begnuͤgt man ſich, nur eine Reihe auf einmal hinzufuͤhren.
Sollte die Traͤnke aber weit entfernt ſeyn, oder man die Heerde auf einen an-
dren, etwas entfernten Schlag fuͤhren wollen, ſo werden mehrere Reihen an
einander gekoppelt, welches ſehr leicht iſt, wenn man den Tuͤderſtrick der linken
Kuh der zweiten Reihe, an die Hoͤrner der linken Kuh der erſten Reihe haͤngt
u. ſ. w. Wenn man ſie dann aber waͤſſern will, muß jede Abtheilung wieder
von einander geloͤſt werden.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812, S. 334. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft04_1812/358>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.