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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812.

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Der rothe Klee.

Der wesentliche Vortheil dieser Methode bestehet darin, daß der Klee
sehr schnell trocknet und daß man ihn innerhalb drei Tagen mähen und unter
Dach haben kann; wogegen man sonst mit gutem jungen Klee selten unter
acht Tagen fertig wird. Der durch die Gährungshitze getödtete und erwärmte
Klee läßt seine innere Feuchtigkeit fahren nnd braucht nur äußerlich abzutrocknen.

Die natürliche Beschaffenheit des Klees wird durch die Gährung abgeän-
dert; das leidet keinen Zweifel, und der ganz verschiedene brenzlich süße Ge-
ruch, den dieses Heu annimmt, beweiset es genug. Aber ob er dadurch ver-
bessert oder verschlechtert werde, ist wohl noch nicht ausgemacht. Die Ver-
theidiger dieser Methode versichern das erste und vergleichen sie mit dem Mal-
zen des Getreides und mit der Brodgährung, wodurch die Substanz des Korns
nahrhafter und verdaulicher wird. Dieses Kleeheu soll allem Vieh, wenig-
stens sobald es sich daran gewöhnt hat, vorzüglich schmackhaft seyn und lieber
gefressen werden als grünes Heu. Die Milch soll sehr fett und die Butter
trefflich davon werden. Ich vermag aus eigener Erfahrung nicht darüber zu
entscheiden; denn einmal, wie ich diese Methode versuchen wollte, war man
in meiner Abwesenheit zu furchtsam und riß die Haufen zu früh auseinander.
Nachher war mir die Witterung zum grünen Kleeheumachen immer zu gün-
stig, als daß ich diese weit mühsamere Methode der einfachsten hätte vorzie-
hen sollen. Versuche im Kleinen schienen mir zu wenig entscheidend, beson-
ders in Ansehung der Wirkung, die dieses Heu auf das Vieh thut. Nach
der Versicherung vieler unbefangenen Freunde, besonders in Schlesien, hat
diese Methode aber völlig den guten Erfolg, den man ihr zuschreibt, und hat
sich deshalb daselbst sehr verbreitet. Daß sie mehrere Arbeit und große Auf-
merksamkeit erfordere, und daß man bei einer starken Kleeheuernte über eine
beträchtliche Anzahl von Menschen zu gebieten haben müsse, leuchtet von selbst
ein. Es kommt vorzüglich darauf an, daß man bei unsicherer Witterung das
Heu schnell unter Dach oder in Feimen bringe, in dem Augenblick wo es
genugsam abgetrocknet ist; denn beim mehrmaligen Trocken- und Feuchtwer-
den muß es um so mehr verlieren, da es innerlich ganz ausgetrocknet ist, und
sich wahrscheinlich mehr Zuckerstoff darin erzeugt hat.


Vierter Theil. L l
Der rothe Klee.

Der weſentliche Vortheil dieſer Methode beſtehet darin, daß der Klee
ſehr ſchnell trocknet und daß man ihn innerhalb drei Tagen maͤhen und unter
Dach haben kann; wogegen man ſonſt mit gutem jungen Klee ſelten unter
acht Tagen fertig wird. Der durch die Gaͤhrungshitze getoͤdtete und erwaͤrmte
Klee laͤßt ſeine innere Feuchtigkeit fahren nnd braucht nur aͤußerlich abzutrocknen.

Die natuͤrliche Beſchaffenheit des Klees wird durch die Gaͤhrung abgeaͤn-
dert; das leidet keinen Zweifel, und der ganz verſchiedene brenzlich ſuͤße Ge-
ruch, den dieſes Heu annimmt, beweiſet es genug. Aber ob er dadurch ver-
beſſert oder verſchlechtert werde, iſt wohl noch nicht ausgemacht. Die Ver-
theidiger dieſer Methode verſichern das erſte und vergleichen ſie mit dem Mal-
zen des Getreides und mit der Brodgaͤhrung, wodurch die Subſtanz des Korns
nahrhafter und verdaulicher wird. Dieſes Kleeheu ſoll allem Vieh, wenig-
ſtens ſobald es ſich daran gewoͤhnt hat, vorzuͤglich ſchmackhaft ſeyn und lieber
gefreſſen werden als gruͤnes Heu. Die Milch ſoll ſehr fett und die Butter
trefflich davon werden. Ich vermag aus eigener Erfahrung nicht daruͤber zu
entſcheiden; denn einmal, wie ich dieſe Methode verſuchen wollte, war man
in meiner Abweſenheit zu furchtſam und riß die Haufen zu fruͤh auseinander.
Nachher war mir die Witterung zum gruͤnen Kleeheumachen immer zu guͤn-
ſtig, als daß ich dieſe weit muͤhſamere Methode der einfachſten haͤtte vorzie-
hen ſollen. Verſuche im Kleinen ſchienen mir zu wenig entſcheidend, beſon-
ders in Anſehung der Wirkung, die dieſes Heu auf das Vieh thut. Nach
der Verſicherung vieler unbefangenen Freunde, beſonders in Schleſien, hat
dieſe Methode aber voͤllig den guten Erfolg, den man ihr zuſchreibt, und hat
ſich deshalb daſelbſt ſehr verbreitet. Daß ſie mehrere Arbeit und große Auf-
merkſamkeit erfordere, und daß man bei einer ſtarken Kleeheuernte uͤber eine
betraͤchtliche Anzahl von Menſchen zu gebieten haben muͤſſe, leuchtet von ſelbſt
ein. Es kommt vorzuͤglich darauf an, daß man bei unſicherer Witterung das
Heu ſchnell unter Dach oder in Feimen bringe, in dem Augenblick wo es
genugſam abgetrocknet iſt; denn beim mehrmaligen Trocken- und Feuchtwer-
den muß es um ſo mehr verlieren, da es innerlich ganz ausgetrocknet iſt, und
ſich wahrſcheinlich mehr Zuckerſtoff darin erzeugt hat.


Vierter Theil. L l
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[265/0289] Der rothe Klee. Der weſentliche Vortheil dieſer Methode beſtehet darin, daß der Klee ſehr ſchnell trocknet und daß man ihn innerhalb drei Tagen maͤhen und unter Dach haben kann; wogegen man ſonſt mit gutem jungen Klee ſelten unter acht Tagen fertig wird. Der durch die Gaͤhrungshitze getoͤdtete und erwaͤrmte Klee laͤßt ſeine innere Feuchtigkeit fahren nnd braucht nur aͤußerlich abzutrocknen. Die natuͤrliche Beſchaffenheit des Klees wird durch die Gaͤhrung abgeaͤn- dert; das leidet keinen Zweifel, und der ganz verſchiedene brenzlich ſuͤße Ge- ruch, den dieſes Heu annimmt, beweiſet es genug. Aber ob er dadurch ver- beſſert oder verſchlechtert werde, iſt wohl noch nicht ausgemacht. Die Ver- theidiger dieſer Methode verſichern das erſte und vergleichen ſie mit dem Mal- zen des Getreides und mit der Brodgaͤhrung, wodurch die Subſtanz des Korns nahrhafter und verdaulicher wird. Dieſes Kleeheu ſoll allem Vieh, wenig- ſtens ſobald es ſich daran gewoͤhnt hat, vorzuͤglich ſchmackhaft ſeyn und lieber gefreſſen werden als gruͤnes Heu. Die Milch ſoll ſehr fett und die Butter trefflich davon werden. Ich vermag aus eigener Erfahrung nicht daruͤber zu entſcheiden; denn einmal, wie ich dieſe Methode verſuchen wollte, war man in meiner Abweſenheit zu furchtſam und riß die Haufen zu fruͤh auseinander. Nachher war mir die Witterung zum gruͤnen Kleeheumachen immer zu guͤn- ſtig, als daß ich dieſe weit muͤhſamere Methode der einfachſten haͤtte vorzie- hen ſollen. Verſuche im Kleinen ſchienen mir zu wenig entſcheidend, beſon- ders in Anſehung der Wirkung, die dieſes Heu auf das Vieh thut. Nach der Verſicherung vieler unbefangenen Freunde, beſonders in Schleſien, hat dieſe Methode aber voͤllig den guten Erfolg, den man ihr zuſchreibt, und hat ſich deshalb daſelbſt ſehr verbreitet. Daß ſie mehrere Arbeit und große Auf- merkſamkeit erfordere, und daß man bei einer ſtarken Kleeheuernte uͤber eine betraͤchtliche Anzahl von Menſchen zu gebieten haben muͤſſe, leuchtet von ſelbſt ein. Es kommt vorzuͤglich darauf an, daß man bei unſicherer Witterung das Heu ſchnell unter Dach oder in Feimen bringe, in dem Augenblick wo es genugſam abgetrocknet iſt; denn beim mehrmaligen Trocken- und Feuchtwer- den muß es um ſo mehr verlieren, da es innerlich ganz ausgetrocknet iſt, und ſich wahrſcheinlich mehr Zuckerſtoff darin erzeugt hat. Vierter Theil. L l

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812, S. 265. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft04_1812/289>, abgerufen am 23.11.2024.