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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 3. Berlin, 1812.

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Die Heuernte.
Gras wird bei einer solchen feuchten und mehrentheils kühlen Witterung auch so leicht
nicht überreif. Der Entschluß zum Mähen muß also mit Ueberlegung aller Umstände
und der Natur der Wiese gefaßt werden.

§. 349.

Das Mähen.Das Heumähen erfordert besonders die Aufmerksamkeit, daß so dicht und so
eben wie möglich am Boden weggemähet werde, ohne jedoch die Grasnarbe zu ver-
letzen. Dies ist nur auf ebenen und von Steinen gereinigten Wiesen möglich. Auf
diesen aber kann man es von den Mähern verlangen, und man muß solche zu erhalten
suchen, die dieses thun. Mit sehr langen Sensen und sehr breiten Schwaden wird
es selten erreicht, und obwohl diese die Arbeit sehr fördern, so ist doch ein kurzes, rei-
nes Abschneiden in schmaleren Schwaden immer vorzuziehen. Denn es ist der Unter-
schied im Ertrage der Ernten nicht nur beträchtlich, wenn dicht am Boden hergemä-
het wird, indem die Masse des Heues sich nach unten immer vermehrt, sondern es ist
auch dem neuen Austriebe, aller Erfahrung nach, vortheilhafter, wenn dicht am
Boden hergemähet wird, als wenn hohe und ungleiche Stoppeln stehen bleiben.

Da man bei dem Mähen im Tagelohn die Arbeiter besser, wie bei dem in Ver-
ding zu einem solchen sparsamen Mähen vermögen wird, so halte ich jenes bei diesem
Geschäfte rathsamer; es sey denn, daß man sich von seinen Leuten auch bei Verdin-
gung der Arbeit dasselbe versprechen könne. Auch hat der Tagelohn in der Hinsicht
Vorzüge, daß man die Mäher wechselsweise, und so wie es die Umstände erfordern,
vom Mähen ab und beim Heumachen zu Hülfe nehmen könne.

Ein Mäher kann auf ebenen Wiesen täglich 11/2 Morgen sehr gut mähen. In
Verding machen freilich rüstige Arbeiter weit mehr, und wohl das doppelte. Dann
aber machen sie es sicher nicht gut.

§. 350.

Das Heuma-
chen bei guter
Witterung.
Die Bereitung des Heues ist mannigfaltig verschieden, und es kommt dabei
theils auf die Art des Heues, welche man bezweckt, theils auf die Witterung, der
man sich unterwerfen muß, an.

Man unterscheidet unter Grün- und Braunheu.

Das Grünheu wird um so vollkommener gemacht, je schneller man das abge-
mähete Gras auseinanderbringt, ausstreut und zertheilt, und es so bei trockener

Die Heuernte.
Gras wird bei einer ſolchen feuchten und mehrentheils kuͤhlen Witterung auch ſo leicht
nicht uͤberreif. Der Entſchluß zum Maͤhen muß alſo mit Ueberlegung aller Umſtaͤnde
und der Natur der Wieſe gefaßt werden.

§. 349.

Das Maͤhen.Das Heumaͤhen erfordert beſonders die Aufmerkſamkeit, daß ſo dicht und ſo
eben wie moͤglich am Boden weggemaͤhet werde, ohne jedoch die Grasnarbe zu ver-
letzen. Dies iſt nur auf ebenen und von Steinen gereinigten Wieſen moͤglich. Auf
dieſen aber kann man es von den Maͤhern verlangen, und man muß ſolche zu erhalten
ſuchen, die dieſes thun. Mit ſehr langen Senſen und ſehr breiten Schwaden wird
es ſelten erreicht, und obwohl dieſe die Arbeit ſehr foͤrdern, ſo iſt doch ein kurzes, rei-
nes Abſchneiden in ſchmaleren Schwaden immer vorzuziehen. Denn es iſt der Unter-
ſchied im Ertrage der Ernten nicht nur betraͤchtlich, wenn dicht am Boden hergemaͤ-
het wird, indem die Maſſe des Heues ſich nach unten immer vermehrt, ſondern es iſt
auch dem neuen Austriebe, aller Erfahrung nach, vortheilhafter, wenn dicht am
Boden hergemaͤhet wird, als wenn hohe und ungleiche Stoppeln ſtehen bleiben.

Da man bei dem Maͤhen im Tagelohn die Arbeiter beſſer, wie bei dem in Ver-
ding zu einem ſolchen ſparſamen Maͤhen vermoͤgen wird, ſo halte ich jenes bei dieſem
Geſchaͤfte rathſamer; es ſey denn, daß man ſich von ſeinen Leuten auch bei Verdin-
gung der Arbeit daſſelbe verſprechen koͤnne. Auch hat der Tagelohn in der Hinſicht
Vorzuͤge, daß man die Maͤher wechſelsweiſe, und ſo wie es die Umſtaͤnde erfordern,
vom Maͤhen ab und beim Heumachen zu Huͤlfe nehmen koͤnne.

Ein Maͤher kann auf ebenen Wieſen taͤglich 1½ Morgen ſehr gut maͤhen. In
Verding machen freilich ruͤſtige Arbeiter weit mehr, und wohl das doppelte. Dann
aber machen ſie es ſicher nicht gut.

§. 350.

Das Heuma-
chen bei guter
Witterung.
Die Bereitung des Heues iſt mannigfaltig verſchieden, und es kommt dabei
theils auf die Art des Heues, welche man bezweckt, theils auf die Witterung, der
man ſich unterwerfen muß, an.

Man unterſcheidet unter Gruͤn- und Braunheu.

Das Gruͤnheu wird um ſo vollkommener gemacht, je ſchneller man das abge-
maͤhete Gras auseinanderbringt, ausſtreut und zertheilt, und es ſo bei trockener

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[260/0282] Die Heuernte. Gras wird bei einer ſolchen feuchten und mehrentheils kuͤhlen Witterung auch ſo leicht nicht uͤberreif. Der Entſchluß zum Maͤhen muß alſo mit Ueberlegung aller Umſtaͤnde und der Natur der Wieſe gefaßt werden. §. 349. Das Heumaͤhen erfordert beſonders die Aufmerkſamkeit, daß ſo dicht und ſo eben wie moͤglich am Boden weggemaͤhet werde, ohne jedoch die Grasnarbe zu ver- letzen. Dies iſt nur auf ebenen und von Steinen gereinigten Wieſen moͤglich. Auf dieſen aber kann man es von den Maͤhern verlangen, und man muß ſolche zu erhalten ſuchen, die dieſes thun. Mit ſehr langen Senſen und ſehr breiten Schwaden wird es ſelten erreicht, und obwohl dieſe die Arbeit ſehr foͤrdern, ſo iſt doch ein kurzes, rei- nes Abſchneiden in ſchmaleren Schwaden immer vorzuziehen. Denn es iſt der Unter- ſchied im Ertrage der Ernten nicht nur betraͤchtlich, wenn dicht am Boden hergemaͤ- het wird, indem die Maſſe des Heues ſich nach unten immer vermehrt, ſondern es iſt auch dem neuen Austriebe, aller Erfahrung nach, vortheilhafter, wenn dicht am Boden hergemaͤhet wird, als wenn hohe und ungleiche Stoppeln ſtehen bleiben. Das Maͤhen. Da man bei dem Maͤhen im Tagelohn die Arbeiter beſſer, wie bei dem in Ver- ding zu einem ſolchen ſparſamen Maͤhen vermoͤgen wird, ſo halte ich jenes bei dieſem Geſchaͤfte rathſamer; es ſey denn, daß man ſich von ſeinen Leuten auch bei Verdin- gung der Arbeit daſſelbe verſprechen koͤnne. Auch hat der Tagelohn in der Hinſicht Vorzuͤge, daß man die Maͤher wechſelsweiſe, und ſo wie es die Umſtaͤnde erfordern, vom Maͤhen ab und beim Heumachen zu Huͤlfe nehmen koͤnne. Ein Maͤher kann auf ebenen Wieſen taͤglich 1½ Morgen ſehr gut maͤhen. In Verding machen freilich ruͤſtige Arbeiter weit mehr, und wohl das doppelte. Dann aber machen ſie es ſicher nicht gut. §. 350. Die Bereitung des Heues iſt mannigfaltig verſchieden, und es kommt dabei theils auf die Art des Heues, welche man bezweckt, theils auf die Witterung, der man ſich unterwerfen muß, an. Das Heuma- chen bei guter Witterung. Man unterſcheidet unter Gruͤn- und Braunheu. Das Gruͤnheu wird um ſo vollkommener gemacht, je ſchneller man das abge- maͤhete Gras auseinanderbringt, ausſtreut und zertheilt, und es ſo bei trockener

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 3. Berlin, 1812, S. 260. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft03_1810/282>, abgerufen am 24.11.2024.