Um ein Beispiel zu geben, wie man die vom Wasser unerreichbaren Höhen um-Umgehung der Anhöhen. gehend, das Wasser auf die Niederungen, die zwischen ihnen liegen, und die von dem oberwärts angespannten Spiegel beherrscht vertheile, wähle ich einen Fall, der mir noch in Erinnerung liegt, und den die Figur auf Taf. XI. darstellet.
Die Theile No. 4. 5. und 14. waren vormals durch einen bei o abgeleiteten Gra- ben schon bewässert, und die Absicht war, nur die am Bache liegenden Theile von 3, 2 und 1 ebenfalls zu bewässern. Bei einem deshalb angestellten Nivellement fand sich, daß das Wasser oberhalb a genugsam angespannt werden könne, um es weit ins Land und um eine Anhöhe herum zu leiten.
Es ward der Hauptkanal also oberhalb a bis c gezogen, und dann die Schleuse b angelegt. Hierdurch erhielt das Wasser einen doppelten Turnus. -- So nennt man den aus einem Hauptpunkte genommenen Wasserlauf, der sich zugleich über eine Reihe von Planen verbreitet. -- Wenn nämlich a und b geschlossen und c geöffnet wird, so geht das Wasser nach den Plan 1, von diesem nach 2, [d][ - 1 Zeichen fehlt]nn nach 3, 4 und 5, von wo es in den Bach zurückfällt; oder falls der ziemlich feuchte Plan 5 und 4 zu viel Wasser erhielte, durch o abgelassen werden kann. Zugleich aber erhalten 6, 7 und 8 einen Theil des Wassers, welches ihnen durch einen bei d angelegten Stau zugemessen wird, welcher sich dann wieder oberhalb 4 mit dem anderen Theile vereinigt. Auf diesen Planen wird die Bewässerung durch vertikal auslaufende Grippen bewirkt; weil paral- lel mit dem Graben laufende Grippen das Wasser auf den nach dem Bache zu abhän- gigen Planen nicht gehörig vertheilen würden.
Der zweite Turnus hinter dem, die Fläche fast in der Mitte trennenden Hügel erhält sein Wasser, wenn b geöffnet, c aber geschlossen wird. Die Plane 9, 10, 11, 12, 13, 14 erhalten das Wasser oder liegen trocken, je nachdem ihre kleinen Schütze in dem Kommunikationsgraben geschlossen oder geöffnet werden. Da sie ziemlich geebnet sind, und einen gelinden Abhang von 9 bis 14 herunter haben, so dienen die Gräben zur Bewässerung des oberen und Entwässerung des unteren Theiles zugleich, und das Wasser wird durch parallel laufende Grippen über sie vertheilt, bis auf einzelne höhere Stellen, wo das Wasser durch Verwallungen und besondere Grippen hingezwängt werden kann.
C c 2
Die Bewaͤſſerung.
§. 291.
Um ein Beiſpiel zu geben, wie man die vom Waſſer unerreichbaren Hoͤhen um-Umgehung der Anhoͤhen. gehend, das Waſſer auf die Niederungen, die zwiſchen ihnen liegen, und die von dem oberwaͤrts angeſpannten Spiegel beherrſcht vertheile, waͤhle ich einen Fall, der mir noch in Erinnerung liegt, und den die Figur auf Taf. XI. darſtellet.
Die Theile No. 4. 5. und 14. waren vormals durch einen bei o abgeleiteten Gra- ben ſchon bewaͤſſert, und die Abſicht war, nur die am Bache liegenden Theile von 3, 2 und 1 ebenfalls zu bewaͤſſern. Bei einem deshalb angeſtellten Nivellement fand ſich, daß das Waſſer oberhalb a genugſam angeſpannt werden koͤnne, um es weit ins Land und um eine Anhoͤhe herum zu leiten.
Es ward der Hauptkanal alſo oberhalb a bis c gezogen, und dann die Schleuſe b angelegt. Hierdurch erhielt das Waſſer einen doppelten Turnus. — So nennt man den aus einem Hauptpunkte genommenen Waſſerlauf, der ſich zugleich uͤber eine Reihe von Planen verbreitet. — Wenn naͤmlich a und b geſchloſſen und c geoͤffnet wird, ſo geht das Waſſer nach den Plan 1, von dieſem nach 2, [d][ – 1 Zeichen fehlt]nn nach 3, 4 und 5, von wo es in den Bach zuruͤckfaͤllt; oder falls der ziemlich feuchte Plan 5 und 4 zu viel Waſſer erhielte, durch o abgelaſſen werden kann. Zugleich aber erhalten 6, 7 und 8 einen Theil des Waſſers, welches ihnen durch einen bei d angelegten Stau zugemeſſen wird, welcher ſich dann wieder oberhalb 4 mit dem anderen Theile vereinigt. Auf dieſen Planen wird die Bewaͤſſerung durch vertikal auslaufende Grippen bewirkt; weil paral- lel mit dem Graben laufende Grippen das Waſſer auf den nach dem Bache zu abhaͤn- gigen Planen nicht gehoͤrig vertheilen wuͤrden.
Der zweite Turnus hinter dem, die Flaͤche faſt in der Mitte trennenden Huͤgel erhaͤlt ſein Waſſer, wenn b geoͤffnet, c aber geſchloſſen wird. Die Plane 9, 10, 11, 12, 13, 14 erhalten das Waſſer oder liegen trocken, je nachdem ihre kleinen Schuͤtze in dem Kommunikationsgraben geſchloſſen oder geoͤffnet werden. Da ſie ziemlich geebnet ſind, und einen gelinden Abhang von 9 bis 14 herunter haben, ſo dienen die Graͤben zur Bewaͤſſerung des oberen und Entwaͤſſerung des unteren Theiles zugleich, und das Waſſer wird durch parallel laufende Grippen uͤber ſie vertheilt, bis auf einzelne hoͤhere Stellen, wo das Waſſer durch Verwallungen und beſondere Grippen hingezwaͤngt werden kann.
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Die Bewaͤſſerung.
§. 291.
Um ein Beiſpiel zu geben, wie man die vom Waſſer unerreichbaren Hoͤhen um-
gehend, das Waſſer auf die Niederungen, die zwiſchen ihnen liegen, und die von
dem oberwaͤrts angeſpannten Spiegel beherrſcht vertheile, waͤhle ich einen Fall, der
mir noch in Erinnerung liegt, und den die Figur auf Taf. XI. darſtellet.
Umgehung der
Anhoͤhen.
Die Theile No. 4. 5. und 14. waren vormals durch einen bei o abgeleiteten Gra-
ben ſchon bewaͤſſert, und die Abſicht war, nur die am Bache liegenden Theile von
3, 2 und 1 ebenfalls zu bewaͤſſern. Bei einem deshalb angeſtellten Nivellement
fand ſich, daß das Waſſer oberhalb a genugſam angeſpannt werden koͤnne, um es
weit ins Land und um eine Anhoͤhe herum zu leiten.
Es ward der Hauptkanal alſo oberhalb a bis c gezogen, und dann die Schleuſe
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den aus einem Hauptpunkte genommenen Waſſerlauf, der ſich zugleich uͤber eine Reihe
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Theil des Waſſers, welches ihnen durch einen bei d angelegten Stau zugemeſſen wird,
welcher ſich dann wieder oberhalb 4 mit dem anderen Theile vereinigt. Auf dieſen
Planen wird die Bewaͤſſerung durch vertikal auslaufende Grippen bewirkt; weil paral-
lel mit dem Graben laufende Grippen das Waſſer auf den nach dem Bache zu abhaͤn-
gigen Planen nicht gehoͤrig vertheilen wuͤrden.
Der zweite Turnus hinter dem, die Flaͤche faſt in der Mitte trennenden Huͤgel
erhaͤlt ſein Waſſer, wenn b geoͤffnet, c aber geſchloſſen wird. Die Plane 9, 10,
11, 12, 13, 14 erhalten das Waſſer oder liegen trocken, je nachdem ihre kleinen
Schuͤtze in dem Kommunikationsgraben geſchloſſen oder geoͤffnet werden. Da ſie
ziemlich geebnet ſind, und einen gelinden Abhang von 9 bis 14 herunter haben, ſo
dienen die Graͤben zur Bewaͤſſerung des oberen und Entwaͤſſerung des unteren Theiles
zugleich, und das Waſſer wird durch parallel laufende Grippen uͤber ſie vertheilt, bis
auf einzelne hoͤhere Stellen, wo das Waſſer durch Verwallungen und beſondere
Grippen hingezwaͤngt werden kann.
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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 3. Berlin, 1812, S. 203. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft03_1810/225>, abgerufen am 16.02.2025.
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