Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 3. Berlin, 1812.

Bild:
<< vorherige Seite
Befriedigungen. Einhägungen.

5) Einen eben so nachtheiligen Aufenthalt gewähren sie den Insekten, an-
dern Thieren, und insbesondere den Sperlingen und Mäusen.

6) Sie sind der Bearbeitung des Ackers im Wege, indem sie dem Pfluge
nicht gestatten, ganz auszugehn, sondern viele Anwände veranlassen, die immer
nachtheilig sind.

7) Sie versperren die Wege von einem Acker zum andern, und nöthigen oft
große Umwege zu machen, um auf eine andere, oft unmittelbar angränzende Kop-
pel zu kommen.

8) Wenn sie mit Gräben versehen sind, so hat man diese oft nicht so anle-
gen können, daß sie gehöriges Gefälle haben. Das Wasser staut also darin, und
hat schädlichen Einfluß auf den Acker. Höchst selten ist es, daß man die Einthei-
lung der Koppeln so machen konnte, daß die Befriedigungsgräben zugleich zu Ab-
wässerungsgräben dienten.

§. 213.

Dagegen sagt man zum Vortheile der Einhägungen, insbesondere der leben-Ihre Vor-
theile.

digen, folgendes:

1) Die allgemeine Erfahrung bezeugt die größere Fruchtbarkeit eingehägter
Felder. Sie wird dadurch auf mannigfaltige Weise befördert. Einhägungen er-
halten die Wärme besser, indem sie den Wind brechen, und die erwärmte Luft
über der Oberfläche des Bodens halten. Bei der Gärtnerei erkennet man den
Vortheil einer durch Befriedigung gegen den Wind geschützte Läge allgemein.
Man weiß, daß daselbst die Früchte auffallend schlechter stehen, wenn eine Be-
friedigung an einer Stelle schadhaft geworden. Die am Tage von der Sonne er-
wärmte Luftschicht schützt den Boden und die Früchte gegen die Einwirkung der
nächtlichen Kälte. Ueberdem aber ist diese untere Luftschicht am reichsten an den
fruchtbarsten Gasen, die von dem Boden und von den Pflanzen eingesogen wer-
den, wenn der Wind sie nicht verweht.

2) So sehr die Einhägungen das Gedeihen der Pflanzen befördern, so ha-
ben sie eine noch größere Wirkung auf das Gedeihen des Viehes. Je mehreren
Schutz das Vieh dadurch gegen den rauhen Wind erhält, desto wohlbehaltener
bleibt es bei derselben Weide. Hier entscheiden die Erfahrungen der Engländer,
die sogleich für eingehägtes Weideland eine ungleich größere Pacht bezahlen; ja

Befriedigungen. Einhaͤgungen.

5) Einen eben ſo nachtheiligen Aufenthalt gewaͤhren ſie den Inſekten, an-
dern Thieren, und insbeſondere den Sperlingen und Maͤuſen.

6) Sie ſind der Bearbeitung des Ackers im Wege, indem ſie dem Pfluge
nicht geſtatten, ganz auszugehn, ſondern viele Anwaͤnde veranlaſſen, die immer
nachtheilig ſind.

7) Sie verſperren die Wege von einem Acker zum andern, und noͤthigen oft
große Umwege zu machen, um auf eine andere, oft unmittelbar angraͤnzende Kop-
pel zu kommen.

8) Wenn ſie mit Graͤben verſehen ſind, ſo hat man dieſe oft nicht ſo anle-
gen koͤnnen, daß ſie gehoͤriges Gefaͤlle haben. Das Waſſer ſtaut alſo darin, und
hat ſchaͤdlichen Einfluß auf den Acker. Hoͤchſt ſelten iſt es, daß man die Einthei-
lung der Koppeln ſo machen konnte, daß die Befriedigungsgraͤben zugleich zu Ab-
waͤſſerungsgraͤben dienten.

§. 213.

Dagegen ſagt man zum Vortheile der Einhaͤgungen, insbeſondere der leben-Ihre Vor-
theile.

digen, folgendes:

1) Die allgemeine Erfahrung bezeugt die groͤßere Fruchtbarkeit eingehaͤgter
Felder. Sie wird dadurch auf mannigfaltige Weiſe befoͤrdert. Einhaͤgungen er-
halten die Waͤrme beſſer, indem ſie den Wind brechen, und die erwaͤrmte Luft
uͤber der Oberflaͤche des Bodens halten. Bei der Gaͤrtnerei erkennet man den
Vortheil einer durch Befriedigung gegen den Wind geſchuͤtzte Laͤge allgemein.
Man weiß, daß daſelbſt die Fruͤchte auffallend ſchlechter ſtehen, wenn eine Be-
friedigung an einer Stelle ſchadhaft geworden. Die am Tage von der Sonne er-
waͤrmte Luftſchicht ſchuͤtzt den Boden und die Fruͤchte gegen die Einwirkung der
naͤchtlichen Kaͤlte. Ueberdem aber iſt dieſe untere Luftſchicht am reichſten an den
fruchtbarſten Gaſen, die von dem Boden und von den Pflanzen eingeſogen wer-
den, wenn der Wind ſie nicht verweht.

2) So ſehr die Einhaͤgungen das Gedeihen der Pflanzen befoͤrdern, ſo ha-
ben ſie eine noch groͤßere Wirkung auf das Gedeihen des Viehes. Je mehreren
Schutz das Vieh dadurch gegen den rauhen Wind erhaͤlt, deſto wohlbehaltener
bleibt es bei derſelben Weide. Hier entſcheiden die Erfahrungen der Englaͤnder,
die ſogleich fuͤr eingehaͤgtes Weideland eine ungleich groͤßere Pacht bezahlen; ja

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <pb facs="#f0149" n="127"/>
              <fw place="top" type="header">Befriedigungen. Einha&#x0364;gungen.</fw><lb/>
              <p>5) Einen eben &#x017F;o nachtheiligen Aufenthalt gewa&#x0364;hren &#x017F;ie den In&#x017F;ekten, an-<lb/>
dern Thieren, und insbe&#x017F;ondere den Sperlingen und Ma&#x0364;u&#x017F;en.</p><lb/>
              <p>6) Sie &#x017F;ind der Bearbeitung des Ackers im Wege, indem &#x017F;ie dem Pfluge<lb/>
nicht ge&#x017F;tatten, ganz auszugehn, &#x017F;ondern viele Anwa&#x0364;nde veranla&#x017F;&#x017F;en, die immer<lb/>
nachtheilig &#x017F;ind.</p><lb/>
              <p>7) Sie ver&#x017F;perren die Wege von einem Acker zum andern, und no&#x0364;thigen oft<lb/>
große Umwege zu machen, um auf eine andere, oft unmittelbar angra&#x0364;nzende Kop-<lb/>
pel zu kommen.</p><lb/>
              <p>8) Wenn &#x017F;ie mit Gra&#x0364;ben ver&#x017F;ehen &#x017F;ind, &#x017F;o hat man die&#x017F;e oft nicht &#x017F;o anle-<lb/>
gen ko&#x0364;nnen, daß &#x017F;ie geho&#x0364;riges Gefa&#x0364;lle haben. Das Wa&#x017F;&#x017F;er &#x017F;taut al&#x017F;o darin, und<lb/>
hat &#x017F;cha&#x0364;dlichen Einfluß auf den Acker. Ho&#x0364;ch&#x017F;t &#x017F;elten i&#x017F;t es, daß man die Einthei-<lb/>
lung der Koppeln &#x017F;o machen konnte, daß die Befriedigungsgra&#x0364;ben zugleich zu Ab-<lb/>
wa&#x0364;&#x017F;&#x017F;erungsgra&#x0364;ben dienten.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 213.</head><lb/>
              <p>Dagegen &#x017F;agt man zum Vortheile der Einha&#x0364;gungen, insbe&#x017F;ondere der leben-<note place="right">Ihre Vor-<lb/>
theile.</note><lb/>
digen, folgendes:</p><lb/>
              <p>1) Die allgemeine Erfahrung bezeugt die gro&#x0364;ßere Fruchtbarkeit eingeha&#x0364;gter<lb/>
Felder. Sie wird dadurch auf mannigfaltige Wei&#x017F;e befo&#x0364;rdert. Einha&#x0364;gungen er-<lb/>
halten die Wa&#x0364;rme be&#x017F;&#x017F;er, indem &#x017F;ie den Wind brechen, und die erwa&#x0364;rmte Luft<lb/>
u&#x0364;ber der Oberfla&#x0364;che des Bodens halten. Bei der Ga&#x0364;rtnerei erkennet man den<lb/>
Vortheil einer durch Befriedigung gegen den Wind ge&#x017F;chu&#x0364;tzte La&#x0364;ge allgemein.<lb/>
Man weiß, daß da&#x017F;elb&#x017F;t die Fru&#x0364;chte auffallend &#x017F;chlechter &#x017F;tehen, wenn eine Be-<lb/>
friedigung an einer Stelle &#x017F;chadhaft geworden. Die am Tage von der Sonne er-<lb/>
wa&#x0364;rmte Luft&#x017F;chicht &#x017F;chu&#x0364;tzt den Boden und die Fru&#x0364;chte gegen die Einwirkung der<lb/>
na&#x0364;chtlichen Ka&#x0364;lte. Ueberdem aber i&#x017F;t die&#x017F;e untere Luft&#x017F;chicht am reich&#x017F;ten an den<lb/>
fruchtbar&#x017F;ten Ga&#x017F;en, die von dem Boden und von den Pflanzen einge&#x017F;ogen wer-<lb/>
den, wenn der Wind &#x017F;ie nicht verweht.</p><lb/>
              <p>2) So &#x017F;ehr die Einha&#x0364;gungen das Gedeihen der Pflanzen befo&#x0364;rdern, &#x017F;o ha-<lb/>
ben &#x017F;ie eine noch gro&#x0364;ßere Wirkung auf das Gedeihen des Viehes. Je mehreren<lb/>
Schutz das Vieh dadurch gegen den rauhen Wind erha&#x0364;lt, de&#x017F;to wohlbehaltener<lb/>
bleibt es bei der&#x017F;elben Weide. Hier ent&#x017F;cheiden die Erfahrungen der Engla&#x0364;nder,<lb/>
die &#x017F;ogleich fu&#x0364;r eingeha&#x0364;gtes Weideland eine ungleich gro&#x0364;ßere Pacht bezahlen; ja<lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[127/0149] Befriedigungen. Einhaͤgungen. 5) Einen eben ſo nachtheiligen Aufenthalt gewaͤhren ſie den Inſekten, an- dern Thieren, und insbeſondere den Sperlingen und Maͤuſen. 6) Sie ſind der Bearbeitung des Ackers im Wege, indem ſie dem Pfluge nicht geſtatten, ganz auszugehn, ſondern viele Anwaͤnde veranlaſſen, die immer nachtheilig ſind. 7) Sie verſperren die Wege von einem Acker zum andern, und noͤthigen oft große Umwege zu machen, um auf eine andere, oft unmittelbar angraͤnzende Kop- pel zu kommen. 8) Wenn ſie mit Graͤben verſehen ſind, ſo hat man dieſe oft nicht ſo anle- gen koͤnnen, daß ſie gehoͤriges Gefaͤlle haben. Das Waſſer ſtaut alſo darin, und hat ſchaͤdlichen Einfluß auf den Acker. Hoͤchſt ſelten iſt es, daß man die Einthei- lung der Koppeln ſo machen konnte, daß die Befriedigungsgraͤben zugleich zu Ab- waͤſſerungsgraͤben dienten. §. 213. Dagegen ſagt man zum Vortheile der Einhaͤgungen, insbeſondere der leben- digen, folgendes: Ihre Vor- theile. 1) Die allgemeine Erfahrung bezeugt die groͤßere Fruchtbarkeit eingehaͤgter Felder. Sie wird dadurch auf mannigfaltige Weiſe befoͤrdert. Einhaͤgungen er- halten die Waͤrme beſſer, indem ſie den Wind brechen, und die erwaͤrmte Luft uͤber der Oberflaͤche des Bodens halten. Bei der Gaͤrtnerei erkennet man den Vortheil einer durch Befriedigung gegen den Wind geſchuͤtzte Laͤge allgemein. Man weiß, daß daſelbſt die Fruͤchte auffallend ſchlechter ſtehen, wenn eine Be- friedigung an einer Stelle ſchadhaft geworden. Die am Tage von der Sonne er- waͤrmte Luftſchicht ſchuͤtzt den Boden und die Fruͤchte gegen die Einwirkung der naͤchtlichen Kaͤlte. Ueberdem aber iſt dieſe untere Luftſchicht am reichſten an den fruchtbarſten Gaſen, die von dem Boden und von den Pflanzen eingeſogen wer- den, wenn der Wind ſie nicht verweht. 2) So ſehr die Einhaͤgungen das Gedeihen der Pflanzen befoͤrdern, ſo ha- ben ſie eine noch groͤßere Wirkung auf das Gedeihen des Viehes. Je mehreren Schutz das Vieh dadurch gegen den rauhen Wind erhaͤlt, deſto wohlbehaltener bleibt es bei derſelben Weide. Hier entſcheiden die Erfahrungen der Englaͤnder, die ſogleich fuͤr eingehaͤgtes Weideland eine ungleich groͤßere Pacht bezahlen; ja

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft03_1810
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft03_1810/149
Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 3. Berlin, 1812, S. 127. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft03_1810/149>, abgerufen am 05.10.2024.