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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 3. Berlin, 1812.

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Die Arbeit der Beackerung.
menpflügen der Ackererde gewiß verbessert, und den Pflanzen mehrere Kraft und Hal-
tung gegeben.

Daß sie die Arbeit sehr vermehren und erschweren, ist aber nicht abzuleugnen.
Ihr Anlegen aus dem ebenen Lande, das abwechselnde Umpflügen der Beete in an-
dere Beete oder Beete-umsetzen, das Rücken-ablegen und Rücken-
ausstechen
, das Düngen, besonders das Kantenmisten, das Ueberstrei-
chen
und Ueberstoßen des Mistes, das Rajolen-aufräumen und Ra-
jolen-aufschießen
, das Land reinigen, schuffeln, auf sich selbst rei-
ten, schleifen
und abharken, und alle die Operationen, die Schwerz genau
beschreibt, erfordern große Aufmerksamkeit, Fleiß und Uebung; so daß, wie er selbst
sagt, die richtige Vollführung ein überzeugender Beweis von der Industrie eines Ak-
kerbauers sey: nur unter der Bedingung, daß alles dies aufs beste und zweckmäßigste
geschehe, können diese Beete ihren Nutzen gewähren; eine unvollkommene Anlegung
derselben zeigt sich sogleich durch ihren schlechten Erfolg.

Hieraus läßt es sich also leicht erklären, warum man bei minder industriösen Ak-
kerbauern auf eben den Beetformen schlechte Früchte antreffe, wenn man bei den durch-
aus fleißigen Belgen allgemein vorzügliche Saaten findet. Es erhellet aber auch dar-
aus, daß sie nur da anwendbar oder zu empfehlen sind, wo die eigene Hand des Eigen-
thümers oder doch sein unverwandtes Auge der Ackerbestellung vorsteht, und ein ho-
hes Interesse an dem Erfolge jeden Ackerbauer, wie in Belgien, beseelt; daß sie
aber da gar nicht passen, wo in großen Wirthschaften diese genaue Aufsicht des Eigen-
thümers nicht statt finden kann, und man von den Arbeitern Sorgfalt in der Beak-
kerung fast nur durch Strenge erzwingen, nicht aus Liebe und Eifer für die Sache
erwarten kann.

Was das Besäen und den Gebrauch der Egge auf diesen Beeten anbetrifft, so
kann ich mir über die Vollführung desselben selbst keine klare Vorstellung machen.
Es scheint mir allerdings auch, als ob dabei eine Menge Saamen verloren gehe, oder
aber die Ausstreuung viele Zeit und Genauigkeit erfordern müsse. Denn wie die Egge
wirksam eingreife, den Saamen gut vertheile und die Klöße zertrümmere, ohne von
den Beeten die Erde wieder herabzuziehen, ist mir nicht klar, und ich habe vergeblich
darüber in Schwerz's Werke nachgeforscht. Der Boden ist vermuthlich aber durch
die vorherige fleißige Beackerung so vorbereitet, daß er nun von selbst zerfällt.


Die Arbeit der Beackerung.
menpfluͤgen der Ackererde gewiß verbeſſert, und den Pflanzen mehrere Kraft und Hal-
tung gegeben.

Daß ſie die Arbeit ſehr vermehren und erſchweren, iſt aber nicht abzuleugnen.
Ihr Anlegen aus dem ebenen Lande, das abwechſelnde Umpfluͤgen der Beete in an-
dere Beete oder Beete-umſetzen, das Ruͤcken-ablegen und Ruͤcken-
ausſtechen
, das Duͤngen, beſonders das Kantenmiſten, das Ueberſtrei-
chen
und Ueberſtoßen des Miſtes, das Rajolen-aufraͤumen und Ra-
jolen-aufſchießen
, das Land reinigen, ſchuffeln, auf ſich ſelbſt rei-
ten, ſchleifen
und abharken, und alle die Operationen, die Schwerz genau
beſchreibt, erfordern große Aufmerkſamkeit, Fleiß und Uebung; ſo daß, wie er ſelbſt
ſagt, die richtige Vollfuͤhrung ein uͤberzeugender Beweis von der Induſtrie eines Ak-
kerbauers ſey: nur unter der Bedingung, daß alles dies aufs beſte und zweckmaͤßigſte
geſchehe, koͤnnen dieſe Beete ihren Nutzen gewaͤhren; eine unvollkommene Anlegung
derſelben zeigt ſich ſogleich durch ihren ſchlechten Erfolg.

Hieraus laͤßt es ſich alſo leicht erklaͤren, warum man bei minder induſtrioͤſen Ak-
kerbauern auf eben den Beetformen ſchlechte Fruͤchte antreffe, wenn man bei den durch-
aus fleißigen Belgen allgemein vorzuͤgliche Saaten findet. Es erhellet aber auch dar-
aus, daß ſie nur da anwendbar oder zu empfehlen ſind, wo die eigene Hand des Eigen-
thuͤmers oder doch ſein unverwandtes Auge der Ackerbeſtellung vorſteht, und ein ho-
hes Intereſſe an dem Erfolge jeden Ackerbauer, wie in Belgien, beſeelt; daß ſie
aber da gar nicht paſſen, wo in großen Wirthſchaften dieſe genaue Aufſicht des Eigen-
thuͤmers nicht ſtatt finden kann, und man von den Arbeitern Sorgfalt in der Beak-
kerung faſt nur durch Strenge erzwingen, nicht aus Liebe und Eifer fuͤr die Sache
erwarten kann.

Was das Beſaͤen und den Gebrauch der Egge auf dieſen Beeten anbetrifft, ſo
kann ich mir uͤber die Vollfuͤhrung deſſelben ſelbſt keine klare Vorſtellung machen.
Es ſcheint mir allerdings auch, als ob dabei eine Menge Saamen verloren gehe, oder
aber die Ausſtreuung viele Zeit und Genauigkeit erfordern muͤſſe. Denn wie die Egge
wirkſam eingreife, den Saamen gut vertheile und die Kloͤße zertruͤmmere, ohne von
den Beeten die Erde wieder herabzuziehen, iſt mir nicht klar, und ich habe vergeblich
daruͤber in Schwerz’s Werke nachgeforſcht. Der Boden iſt vermuthlich aber durch
die vorherige fleißige Beackerung ſo vorbereitet, daß er nun von ſelbſt zerfaͤllt.


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[78/0100] Die Arbeit der Beackerung. menpfluͤgen der Ackererde gewiß verbeſſert, und den Pflanzen mehrere Kraft und Hal- tung gegeben. Daß ſie die Arbeit ſehr vermehren und erſchweren, iſt aber nicht abzuleugnen. Ihr Anlegen aus dem ebenen Lande, das abwechſelnde Umpfluͤgen der Beete in an- dere Beete oder Beete-umſetzen, das Ruͤcken-ablegen und Ruͤcken- ausſtechen, das Duͤngen, beſonders das Kantenmiſten, das Ueberſtrei- chen und Ueberſtoßen des Miſtes, das Rajolen-aufraͤumen und Ra- jolen-aufſchießen, das Land reinigen, ſchuffeln, auf ſich ſelbſt rei- ten, ſchleifen und abharken, und alle die Operationen, die Schwerz genau beſchreibt, erfordern große Aufmerkſamkeit, Fleiß und Uebung; ſo daß, wie er ſelbſt ſagt, die richtige Vollfuͤhrung ein uͤberzeugender Beweis von der Induſtrie eines Ak- kerbauers ſey: nur unter der Bedingung, daß alles dies aufs beſte und zweckmaͤßigſte geſchehe, koͤnnen dieſe Beete ihren Nutzen gewaͤhren; eine unvollkommene Anlegung derſelben zeigt ſich ſogleich durch ihren ſchlechten Erfolg. Hieraus laͤßt es ſich alſo leicht erklaͤren, warum man bei minder induſtrioͤſen Ak- kerbauern auf eben den Beetformen ſchlechte Fruͤchte antreffe, wenn man bei den durch- aus fleißigen Belgen allgemein vorzuͤgliche Saaten findet. Es erhellet aber auch dar- aus, daß ſie nur da anwendbar oder zu empfehlen ſind, wo die eigene Hand des Eigen- thuͤmers oder doch ſein unverwandtes Auge der Ackerbeſtellung vorſteht, und ein ho- hes Intereſſe an dem Erfolge jeden Ackerbauer, wie in Belgien, beſeelt; daß ſie aber da gar nicht paſſen, wo in großen Wirthſchaften dieſe genaue Aufſicht des Eigen- thuͤmers nicht ſtatt finden kann, und man von den Arbeitern Sorgfalt in der Beak- kerung faſt nur durch Strenge erzwingen, nicht aus Liebe und Eifer fuͤr die Sache erwarten kann. Was das Beſaͤen und den Gebrauch der Egge auf dieſen Beeten anbetrifft, ſo kann ich mir uͤber die Vollfuͤhrung deſſelben ſelbſt keine klare Vorſtellung machen. Es ſcheint mir allerdings auch, als ob dabei eine Menge Saamen verloren gehe, oder aber die Ausſtreuung viele Zeit und Genauigkeit erfordern muͤſſe. Denn wie die Egge wirkſam eingreife, den Saamen gut vertheile und die Kloͤße zertruͤmmere, ohne von den Beeten die Erde wieder herabzuziehen, iſt mir nicht klar, und ich habe vergeblich daruͤber in Schwerz’s Werke nachgeforſcht. Der Boden iſt vermuthlich aber durch die vorherige fleißige Beackerung ſo vorbereitet, daß er nun von ſelbſt zerfaͤllt.

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 3. Berlin, 1812, S. 78. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft03_1810/100>, abgerufen am 24.11.2024.