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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 2. Berlin, 1810.

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Mineralische Düngungsmittel.

Man hat zwei Hauptmethoden ihn dem Acker beizumischen, bei welchen dann
freilich noch mancherlei Verschiedenheiten in der Manipulation statt finden.

Die eine ist die: daß man die Kalkstücke auf einen Haufen zusammenbringt,
in der Nähe eines Orts, wo man genugsames Wasser haben kann. Man über-
gießt ihn dann mit so vielem Wasser, als erforderlich ist ihn zu löschen, d. h. ihn
zu einem feinen Pulver, aber nicht zum Teig zu machen. Er muß hierbei durch-
gearbeitet werden, und die unzerfallnen größeren Stücke müssen herausgeholt, wie-
der zusammengebracht, und aufs Neue benetzt werden, damit alles in ein feines
Pulver zerfalle. Der Kalk zieht hier sein durch das Brennen verlornes Krystalli-
sationswasser wieder an, aber wenig von seiner Kohlensäure, und bleibt folglich
noch in seinem ätzenden Zustande. Er wirkt daher auf die Weise wohl am stärk-
sten und zerstörendsten auf unzersetzte organische Materien im Boden, auf die In-
sekten, Pflanzenfasern und selbst wohl auf manche Unkrautssamen, die er zerstört,
auflöst, und zu fruchtbarem Moder umwandelt. Er wird sodann gleich mit Wa-
gen oder Karren auf den Acker ausgefahren, und von dem Fuhrwerke ab mit
Schaufeln auf den umgepflügten Acker ausgestreuet. Da dieser Staub sehr be-
schwerlich ist, so muß man sich bei dem Zuge des Wagens sorgfältig nach dem
Winde richten, so daß dieser ihn von den ausstreuenden Menschen auch von den
Pferden wegwehe. Man hat, wo diese Kalkdüngung sehr gebräuchlich ist, auch
an den dazu bestimmten Karren mit dem Rade umlaufende Walzen angebracht,
angefähr wie an den Säemaschinen, welche das Kalkpulver ausstreuen.

Die zweite gebräuchlichere und bequemere Art ist die: daß man die Kalk-
stücke in kleine Haufen, etwa eines Scheffels stark, auf den Acker in gehörigen
Zwischenräumen vertheilt, und solche dann mit Erde, die man rings um den Hau-
fen aussticht, und dadurch zugleich einen kleinen Abzugsgraben für das Wasser
macht, bedeckt. Wenn der Kalk mehrentheils zerfallen ist, so sticht man ihn mit
der Erde durch, und sind noch Stücke darunter, so setzt man ihn noch mahl wie-
der auf, und bedeckt ihn mit neuer Erde. Diese Bedeckung mit Erde hat man
zwar vermuthlich in dem falschen Wahne, als verlöre der Kalk einen flüchtigen
Stoff, zuerst eingeführt; aber sie ist doch reell nützlich, weil sich ohne solche Be-
deckung bei regnigter Witterung über den Kalkhaufen eine Borke erzeugt, welche

Zweiter Theil. H h
Mineraliſche Duͤngungsmittel.

Man hat zwei Hauptmethoden ihn dem Acker beizumiſchen, bei welchen dann
freilich noch mancherlei Verſchiedenheiten in der Manipulation ſtatt finden.

Die eine iſt die: daß man die Kalkſtuͤcke auf einen Haufen zuſammenbringt,
in der Naͤhe eines Orts, wo man genugſames Waſſer haben kann. Man uͤber-
gießt ihn dann mit ſo vielem Waſſer, als erforderlich iſt ihn zu loͤſchen, d. h. ihn
zu einem feinen Pulver, aber nicht zum Teig zu machen. Er muß hierbei durch-
gearbeitet werden, und die unzerfallnen groͤßeren Stuͤcke muͤſſen herausgeholt, wie-
der zuſammengebracht, und aufs Neue benetzt werden, damit alles in ein feines
Pulver zerfalle. Der Kalk zieht hier ſein durch das Brennen verlornes Kryſtalli-
ſationswaſſer wieder an, aber wenig von ſeiner Kohlenſaͤure, und bleibt folglich
noch in ſeinem aͤtzenden Zuſtande. Er wirkt daher auf die Weiſe wohl am ſtaͤrk-
ſten und zerſtoͤrendſten auf unzerſetzte organiſche Materien im Boden, auf die In-
ſekten, Pflanzenfaſern und ſelbſt wohl auf manche Unkrautsſamen, die er zerſtoͤrt,
aufloͤſt, und zu fruchtbarem Moder umwandelt. Er wird ſodann gleich mit Wa-
gen oder Karren auf den Acker ausgefahren, und von dem Fuhrwerke ab mit
Schaufeln auf den umgepfluͤgten Acker ausgeſtreuet. Da dieſer Staub ſehr be-
ſchwerlich iſt, ſo muß man ſich bei dem Zuge des Wagens ſorgfaͤltig nach dem
Winde richten, ſo daß dieſer ihn von den ausſtreuenden Menſchen auch von den
Pferden wegwehe. Man hat, wo dieſe Kalkduͤngung ſehr gebraͤuchlich iſt, auch
an den dazu beſtimmten Karren mit dem Rade umlaufende Walzen angebracht,
angefaͤhr wie an den Saͤemaſchinen, welche das Kalkpulver ausſtreuen.

Die zweite gebraͤuchlichere und bequemere Art iſt die: daß man die Kalk-
ſtuͤcke in kleine Haufen, etwa eines Scheffels ſtark, auf den Acker in gehoͤrigen
Zwiſchenraͤumen vertheilt, und ſolche dann mit Erde, die man rings um den Hau-
fen ausſticht, und dadurch zugleich einen kleinen Abzugsgraben fuͤr das Waſſer
macht, bedeckt. Wenn der Kalk mehrentheils zerfallen iſt, ſo ſticht man ihn mit
der Erde durch, und ſind noch Stuͤcke darunter, ſo ſetzt man ihn noch mahl wie-
der auf, und bedeckt ihn mit neuer Erde. Dieſe Bedeckung mit Erde hat man
zwar vermuthlich in dem falſchen Wahne, als verloͤre der Kalk einen fluͤchtigen
Stoff, zuerſt eingefuͤhrt; aber ſie iſt doch reell nuͤtzlich, weil ſich ohne ſolche Be-
deckung bei regnigter Witterung uͤber den Kalkhaufen eine Borke erzeugt, welche

Zweiter Theil. H h
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[241/0289] Mineraliſche Duͤngungsmittel. Man hat zwei Hauptmethoden ihn dem Acker beizumiſchen, bei welchen dann freilich noch mancherlei Verſchiedenheiten in der Manipulation ſtatt finden. Die eine iſt die: daß man die Kalkſtuͤcke auf einen Haufen zuſammenbringt, in der Naͤhe eines Orts, wo man genugſames Waſſer haben kann. Man uͤber- gießt ihn dann mit ſo vielem Waſſer, als erforderlich iſt ihn zu loͤſchen, d. h. ihn zu einem feinen Pulver, aber nicht zum Teig zu machen. Er muß hierbei durch- gearbeitet werden, und die unzerfallnen groͤßeren Stuͤcke muͤſſen herausgeholt, wie- der zuſammengebracht, und aufs Neue benetzt werden, damit alles in ein feines Pulver zerfalle. Der Kalk zieht hier ſein durch das Brennen verlornes Kryſtalli- ſationswaſſer wieder an, aber wenig von ſeiner Kohlenſaͤure, und bleibt folglich noch in ſeinem aͤtzenden Zuſtande. Er wirkt daher auf die Weiſe wohl am ſtaͤrk- ſten und zerſtoͤrendſten auf unzerſetzte organiſche Materien im Boden, auf die In- ſekten, Pflanzenfaſern und ſelbſt wohl auf manche Unkrautsſamen, die er zerſtoͤrt, aufloͤſt, und zu fruchtbarem Moder umwandelt. Er wird ſodann gleich mit Wa- gen oder Karren auf den Acker ausgefahren, und von dem Fuhrwerke ab mit Schaufeln auf den umgepfluͤgten Acker ausgeſtreuet. Da dieſer Staub ſehr be- ſchwerlich iſt, ſo muß man ſich bei dem Zuge des Wagens ſorgfaͤltig nach dem Winde richten, ſo daß dieſer ihn von den ausſtreuenden Menſchen auch von den Pferden wegwehe. Man hat, wo dieſe Kalkduͤngung ſehr gebraͤuchlich iſt, auch an den dazu beſtimmten Karren mit dem Rade umlaufende Walzen angebracht, angefaͤhr wie an den Saͤemaſchinen, welche das Kalkpulver ausſtreuen. Die zweite gebraͤuchlichere und bequemere Art iſt die: daß man die Kalk- ſtuͤcke in kleine Haufen, etwa eines Scheffels ſtark, auf den Acker in gehoͤrigen Zwiſchenraͤumen vertheilt, und ſolche dann mit Erde, die man rings um den Hau- fen ausſticht, und dadurch zugleich einen kleinen Abzugsgraben fuͤr das Waſſer macht, bedeckt. Wenn der Kalk mehrentheils zerfallen iſt, ſo ſticht man ihn mit der Erde durch, und ſind noch Stuͤcke darunter, ſo ſetzt man ihn noch mahl wie- der auf, und bedeckt ihn mit neuer Erde. Dieſe Bedeckung mit Erde hat man zwar vermuthlich in dem falſchen Wahne, als verloͤre der Kalk einen fluͤchtigen Stoff, zuerſt eingefuͤhrt; aber ſie iſt doch reell nuͤtzlich, weil ſich ohne ſolche Be- deckung bei regnigter Witterung uͤber den Kalkhaufen eine Borke erzeugt, welche Zweiter Theil. H h

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 2. Berlin, 1810, S. 241. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft02_1810/289>, abgerufen am 24.11.2024.