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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 2. Berlin, 1810.

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Der Gyps.
das Wasser begierig wieder an, und verbindet es im festen Zustande als Krystall-
wasser mit sich. Dabei entsteht, wie beim Kalke, eine Erhitzung, jedoch keine
so starke, weil nämlich die Vereinigung nicht so schnell vor sich geht. Ist mehr
Wasser zugesetzt, als der Gyps zu seiner Krystallisation gebraucht, so bleibt die
Masse breiartig, schießt aber dann zu Krystallen an, und macht eine harte Masse.
Hierauf beruht seine Brauchbarkeit als Mörtel.

§. 85.

Auch an der Luft zieht der Gyps nach und nach Feuchtigkeit wieder an, und
nimmt sie als Krystallwasser auf. Gebrannter Gyps, der an die Luft gelegt wird,
vermehrt sein Gewicht, und verliert dagegen die Eigenschaft, sich mit Wasser zu
erhitzen, und seine Brauchbarkeit als Mörtel. Nur durch neues Brennen kann
er wieder in den vorigen Zustand versetzt werden, und man kann ihn dann wieder
zu Mörtel gebrauchen.

§. 86.

Wenn der Gyps in einer zu starken Hitze gebrannt wird, so erleidet er auch
eine ähnliche Veränderung, wie der Kalk in zu heftigem Feuer. Er wird todt ge-
brannt, löscht sich dann nicht mit Wasser, giebt keinen Mörtel und wird auch wohl
zu Dünger dadurch unbrauchbar. Zum eigentlichen Schmelzen kommt der Gyps
nicht anders, als in einer sehr großen und anhaltenden Hitze. Ein solcher zusam-
mengegangener Gyps zeigt dann oft die Erscheinung, daß er im Finstern leuchtet.
Eine Zersetzung und Trennung der Schwefelsäure vom Kalk erleidet der Gyps in
der Hitze nicht. Es ist bloß sein Wasser, was er darin verliert. Nur wenn er
mit brennbaren Substanzen, mit Kohlen oder vegetabilischen Körpern in der Glüh-
hitze zusammenkommt, so wird er zersetzt, seine Schwefelsäure verliert dann ihr
Oxygen, und der aus ihr sich ausscheidende Schwefel wird zum Theil verflüchtigt,
zum Theil bleibt er mit der Kalkerde verbunden, und liefert damit Schwefelkalk
oder Schwefelleber. Man bemerkt daher bei allen Gypsbrennereien einen schwef-
ligten Geruch.

Es ist wahrscheinlich, daß eine ähnliche Zersetzung aber weit langsamer in
geringerer Temperatur vorgehe, wenn er mit modernden kohlenstoffhaltigen Kör-
pern zusammenkommt, und daß daher seine düngende Eigenschaft zum Theil her-
rühre. Gypshaltige Wasser geben, wenn sie verunreinigt werden, einen schwefe-

Der Gyps.
das Waſſer begierig wieder an, und verbindet es im feſten Zuſtande als Kryſtall-
waſſer mit ſich. Dabei entſteht, wie beim Kalke, eine Erhitzung, jedoch keine
ſo ſtarke, weil naͤmlich die Vereinigung nicht ſo ſchnell vor ſich geht. Iſt mehr
Waſſer zugeſetzt, als der Gyps zu ſeiner Kryſtalliſation gebraucht, ſo bleibt die
Maſſe breiartig, ſchießt aber dann zu Kryſtallen an, und macht eine harte Maſſe.
Hierauf beruht ſeine Brauchbarkeit als Moͤrtel.

§. 85.

Auch an der Luft zieht der Gyps nach und nach Feuchtigkeit wieder an, und
nimmt ſie als Kryſtallwaſſer auf. Gebrannter Gyps, der an die Luft gelegt wird,
vermehrt ſein Gewicht, und verliert dagegen die Eigenſchaft, ſich mit Waſſer zu
erhitzen, und ſeine Brauchbarkeit als Moͤrtel. Nur durch neues Brennen kann
er wieder in den vorigen Zuſtand verſetzt werden, und man kann ihn dann wieder
zu Moͤrtel gebrauchen.

§. 86.

Wenn der Gyps in einer zu ſtarken Hitze gebrannt wird, ſo erleidet er auch
eine aͤhnliche Veraͤnderung, wie der Kalk in zu heftigem Feuer. Er wird todt ge-
brannt, loͤſcht ſich dann nicht mit Waſſer, giebt keinen Moͤrtel und wird auch wohl
zu Duͤnger dadurch unbrauchbar. Zum eigentlichen Schmelzen kommt der Gyps
nicht anders, als in einer ſehr großen und anhaltenden Hitze. Ein ſolcher zuſam-
mengegangener Gyps zeigt dann oft die Erſcheinung, daß er im Finſtern leuchtet.
Eine Zerſetzung und Trennung der Schwefelſaͤure vom Kalk erleidet der Gyps in
der Hitze nicht. Es iſt bloß ſein Waſſer, was er darin verliert. Nur wenn er
mit brennbaren Subſtanzen, mit Kohlen oder vegetabiliſchen Koͤrpern in der Gluͤh-
hitze zuſammenkommt, ſo wird er zerſetzt, ſeine Schwefelſaͤure verliert dann ihr
Oxygen, und der aus ihr ſich ausſcheidende Schwefel wird zum Theil verfluͤchtigt,
zum Theil bleibt er mit der Kalkerde verbunden, und liefert damit Schwefelkalk
oder Schwefelleber. Man bemerkt daher bei allen Gypsbrennereien einen ſchwef-
ligten Geruch.

Es iſt wahrſcheinlich, daß eine aͤhnliche Zerſetzung aber weit langſamer in
geringerer Temperatur vorgehe, wenn er mit modernden kohlenſtoffhaltigen Koͤr-
pern zuſammenkommt, und daß daher ſeine duͤngende Eigenſchaft zum Theil her-
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[92/0136] Der Gyps. das Waſſer begierig wieder an, und verbindet es im feſten Zuſtande als Kryſtall- waſſer mit ſich. Dabei entſteht, wie beim Kalke, eine Erhitzung, jedoch keine ſo ſtarke, weil naͤmlich die Vereinigung nicht ſo ſchnell vor ſich geht. Iſt mehr Waſſer zugeſetzt, als der Gyps zu ſeiner Kryſtalliſation gebraucht, ſo bleibt die Maſſe breiartig, ſchießt aber dann zu Kryſtallen an, und macht eine harte Maſſe. Hierauf beruht ſeine Brauchbarkeit als Moͤrtel. §. 85. Auch an der Luft zieht der Gyps nach und nach Feuchtigkeit wieder an, und nimmt ſie als Kryſtallwaſſer auf. Gebrannter Gyps, der an die Luft gelegt wird, vermehrt ſein Gewicht, und verliert dagegen die Eigenſchaft, ſich mit Waſſer zu erhitzen, und ſeine Brauchbarkeit als Moͤrtel. Nur durch neues Brennen kann er wieder in den vorigen Zuſtand verſetzt werden, und man kann ihn dann wieder zu Moͤrtel gebrauchen. §. 86. Wenn der Gyps in einer zu ſtarken Hitze gebrannt wird, ſo erleidet er auch eine aͤhnliche Veraͤnderung, wie der Kalk in zu heftigem Feuer. Er wird todt ge- brannt, loͤſcht ſich dann nicht mit Waſſer, giebt keinen Moͤrtel und wird auch wohl zu Duͤnger dadurch unbrauchbar. Zum eigentlichen Schmelzen kommt der Gyps nicht anders, als in einer ſehr großen und anhaltenden Hitze. Ein ſolcher zuſam- mengegangener Gyps zeigt dann oft die Erſcheinung, daß er im Finſtern leuchtet. Eine Zerſetzung und Trennung der Schwefelſaͤure vom Kalk erleidet der Gyps in der Hitze nicht. Es iſt bloß ſein Waſſer, was er darin verliert. Nur wenn er mit brennbaren Subſtanzen, mit Kohlen oder vegetabiliſchen Koͤrpern in der Gluͤh- hitze zuſammenkommt, ſo wird er zerſetzt, ſeine Schwefelſaͤure verliert dann ihr Oxygen, und der aus ihr ſich ausſcheidende Schwefel wird zum Theil verfluͤchtigt, zum Theil bleibt er mit der Kalkerde verbunden, und liefert damit Schwefelkalk oder Schwefelleber. Man bemerkt daher bei allen Gypsbrennereien einen ſchwef- ligten Geruch. Es iſt wahrſcheinlich, daß eine aͤhnliche Zerſetzung aber weit langſamer in geringerer Temperatur vorgehe, wenn er mit modernden kohlenſtoffhaltigen Koͤr- pern zuſammenkommt, und daß daher ſeine duͤngende Eigenſchaft zum Theil her- ruͤhre. Gypshaltige Waſſer geben, wenn ſie verunreinigt werden, einen ſchwefe-

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 2. Berlin, 1810, S. 92. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft02_1810/136>, abgerufen am 03.12.2024.