Bestimmung dieses Ver- hältnisses beim Heu und Stroh.Der verdienstvolle Hannöversche Ober-Landes-Oekonomie-Kommissarius J. F. Meier war der Erste, der eine auf gemachte Erfahrungen und Versuche ge- gründete Formel zur Berechnung des aus dem Futter und der Einstreuung hervor- gehenden Mistes angab. Die Gewichtsvermehrung durch die Feuchtigkeit des Urins rechnete er dem Strohe zu, und nahm deshalb, durch Versuche geleitet, dieselbe zu 2,7 an, wenn nämlich nur zur Nothdurft eingestreuet würde, wozu er dann auch das verfutterte Stroh, weil von demselben wenig oder nichts zur Nahrung des Körpers abgesetzt würde, zählte. Beim verfutterten Heu nahm er aber die Gewichts- vermehrung, vermöge der hinzugetretenen Feuchtigkeit, nur zu 1,8 an, weil von dem Heu mehr zur Ernährung des Körpers verwandt würde. Dem Heu gleich setzte er das Gewicht saftiger Futterungsmittel, nachdem sie ausgetrocknet waren, jedoch machte er eine Ausnahme bei der Futterung der Körner, denen er eine stärkere Mist- vermehrung, als sich auf diese Weise aus ihrer Verfutterung berechnen ließe, zu- schrieb, und ihr Gewicht deshalb mit 3 bis 3,7 zu multipliziren vorschlug.
Hiergegen hat ein scharfsinniger Verfasser in der landwirthschaftlichen Zeitung, Rechsif unterschrieben, gegründete Einwendungen gemacht, indem er sagt, es sey die Gewichtsvermehrung des Strohes nur der Futterung zuzuschreiben, und richte sich nach dieser, indem das Stroh ohne solche trockenes Stroh bleiben würde. Er nimmt vielmehr an, daß das Stroh durch die Vermoderung verliere, scheint aber hierin wieder zu weit zu gehen: denn das Stroh würde einen zu unbedeutenden An- theil an der Vermehrung des Mistes gegen die Erfahrung haben; obwohl es an sich richtig ist, daß dessen Gewichtsvermehrung aus der Futterung erfolgt, und der Mist auch ohne alles Stroh durch andere Auffangungs-Materialien, allenfalls nur durch Erde aufgenommen werden könnte.
Nach den Resultaten großer und vielfältiger Versuche bleibt man der Wirklich- keit sehr nahe, wenn man annimmt, daß sich das Gewicht des verfutterten Heues und Strohes, und das Gewicht einer mäßigen, die Nothdurft nicht übersteigenden Einstreuung -- welche jedoch den sämmtlichen Urin aufnimmt -- im Miste durch den Zutritt der Feuchtigkeit um 2,3 vermehre. Und hierauf läßt sich die Berech- nung der Dünger-Erzeugung weit sicherer, als auf der Kopfzahl des Viehes gründen.
Verhaͤltniß der Duͤngung,
§. 274.
Beſtimmung dieſes Ver- haͤltniſſes beim Heu und Stroh.Der verdienſtvolle Hannoͤverſche Ober-Landes-Oekonomie-Kommiſſarius J. F. Meier war der Erſte, der eine auf gemachte Erfahrungen und Verſuche ge- gruͤndete Formel zur Berechnung des aus dem Futter und der Einſtreuung hervor- gehenden Miſtes angab. Die Gewichtsvermehrung durch die Feuchtigkeit des Urins rechnete er dem Strohe zu, und nahm deshalb, durch Verſuche geleitet, dieſelbe zu 2,7 an, wenn naͤmlich nur zur Nothdurft eingeſtreuet wuͤrde, wozu er dann auch das verfutterte Stroh, weil von demſelben wenig oder nichts zur Nahrung des Koͤrpers abgeſetzt wuͤrde, zaͤhlte. Beim verfutterten Heu nahm er aber die Gewichts- vermehrung, vermoͤge der hinzugetretenen Feuchtigkeit, nur zu 1,8 an, weil von dem Heu mehr zur Ernaͤhrung des Koͤrpers verwandt wuͤrde. Dem Heu gleich ſetzte er das Gewicht ſaftiger Futterungsmittel, nachdem ſie ausgetrocknet waren, jedoch machte er eine Ausnahme bei der Futterung der Koͤrner, denen er eine ſtaͤrkere Miſt- vermehrung, als ſich auf dieſe Weiſe aus ihrer Verfutterung berechnen ließe, zu- ſchrieb, und ihr Gewicht deshalb mit 3 bis 3,7 zu multipliziren vorſchlug.
Hiergegen hat ein ſcharfſinniger Verfaſſer in der landwirthſchaftlichen Zeitung, Rechſif unterſchrieben, gegruͤndete Einwendungen gemacht, indem er ſagt, es ſey die Gewichtsvermehrung des Strohes nur der Futterung zuzuſchreiben, und richte ſich nach dieſer, indem das Stroh ohne ſolche trockenes Stroh bleiben wuͤrde. Er nimmt vielmehr an, daß das Stroh durch die Vermoderung verliere, ſcheint aber hierin wieder zu weit zu gehen: denn das Stroh wuͤrde einen zu unbedeutenden An- theil an der Vermehrung des Miſtes gegen die Erfahrung haben; obwohl es an ſich richtig iſt, daß deſſen Gewichtsvermehrung aus der Futterung erfolgt, und der Miſt auch ohne alles Stroh durch andere Auffangungs-Materialien, allenfalls nur durch Erde aufgenommen werden koͤnnte.
Nach den Reſultaten großer und vielfaͤltiger Verſuche bleibt man der Wirklich- keit ſehr nahe, wenn man annimmt, daß ſich das Gewicht des verfutterten Heues und Strohes, und das Gewicht einer maͤßigen, die Nothdurft nicht uͤberſteigenden Einſtreuung — welche jedoch den ſaͤmmtlichen Urin aufnimmt — im Miſte durch den Zutritt der Feuchtigkeit um 2,3 vermehre. Und hierauf laͤßt ſich die Berech- nung der Duͤnger-Erzeugung weit ſicherer, als auf der Kopfzahl des Viehes gruͤnden.
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[260/0304]
Verhaͤltniß der Duͤngung,
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J. F. Meier war der Erſte, der eine auf gemachte Erfahrungen und Verſuche ge-
gruͤndete Formel zur Berechnung des aus dem Futter und der Einſtreuung hervor-
gehenden Miſtes angab. Die Gewichtsvermehrung durch die Feuchtigkeit des Urins
rechnete er dem Strohe zu, und nahm deshalb, durch Verſuche geleitet, dieſelbe
zu 2,7 an, wenn naͤmlich nur zur Nothdurft eingeſtreuet wuͤrde, wozu er dann
auch das verfutterte Stroh, weil von demſelben wenig oder nichts zur Nahrung des
Koͤrpers abgeſetzt wuͤrde, zaͤhlte. Beim verfutterten Heu nahm er aber die Gewichts-
vermehrung, vermoͤge der hinzugetretenen Feuchtigkeit, nur zu 1,8 an, weil von
dem Heu mehr zur Ernaͤhrung des Koͤrpers verwandt wuͤrde. Dem Heu gleich ſetzte
er das Gewicht ſaftiger Futterungsmittel, nachdem ſie ausgetrocknet waren, jedoch
machte er eine Ausnahme bei der Futterung der Koͤrner, denen er eine ſtaͤrkere Miſt-
vermehrung, als ſich auf dieſe Weiſe aus ihrer Verfutterung berechnen ließe, zu-
ſchrieb, und ihr Gewicht deshalb mit 3 bis 3,7 zu multipliziren vorſchlug.
Beſtimmung
dieſes Ver-
haͤltniſſes
beim Heu
und Stroh.
Hiergegen hat ein ſcharfſinniger Verfaſſer in der landwirthſchaftlichen Zeitung,
Rechſif unterſchrieben, gegruͤndete Einwendungen gemacht, indem er ſagt, es ſey
die Gewichtsvermehrung des Strohes nur der Futterung zuzuſchreiben, und richte
ſich nach dieſer, indem das Stroh ohne ſolche trockenes Stroh bleiben wuͤrde. Er
nimmt vielmehr an, daß das Stroh durch die Vermoderung verliere, ſcheint aber
hierin wieder zu weit zu gehen: denn das Stroh wuͤrde einen zu unbedeutenden An-
theil an der Vermehrung des Miſtes gegen die Erfahrung haben; obwohl es an ſich
richtig iſt, daß deſſen Gewichtsvermehrung aus der Futterung erfolgt, und der Miſt
auch ohne alles Stroh durch andere Auffangungs-Materialien, allenfalls nur durch
Erde aufgenommen werden koͤnnte.
Nach den Reſultaten großer und vielfaͤltiger Verſuche bleibt man der Wirklich-
keit ſehr nahe, wenn man annimmt, daß ſich das Gewicht des verfutterten Heues
und Strohes, und das Gewicht einer maͤßigen, die Nothdurft nicht uͤberſteigenden
Einſtreuung — welche jedoch den ſaͤmmtlichen Urin aufnimmt — im Miſte durch
den Zutritt der Feuchtigkeit um 2,3 vermehre. Und hierauf laͤßt ſich die Berech-
nung der Duͤnger-Erzeugung weit ſicherer, als auf der Kopfzahl des Viehes
gruͤnden.
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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 1. Berlin, 1809, S. 260. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft01_1809/304>, abgerufen am 22.11.2024.
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