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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 1. Berlin, 1809.

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Die Arbeit im Allgemeinen.
und daß man sich auch mit zu vielen Arbeitern und Arbeitsvieh belasten könne,
versteht sich von selbst.

Es giebt Produktionen, bei denen der Werth der Arbeit den Haupttheil aus-
macht. Es giebt andere, wobei zwar auch Arbeit nothwendig ist, bei welchen
aber der Acker und die Düngung einen größern Antheil haben, als jene. Auf
letztere muß die Arbeit vor allem verwandt werden, weil Acker und Dünger ohne
solche das ihrige auch nicht leisten würden. Der Ueberfluß der Arbeit kann als-
dann auf erstere verwandt werden, wenn sie auch nur einen geringen Ueberschuß
über das, was sie kosten, gäben.

Wenn man jedoch solche Produktionen unternimmt, deren Werth haupt-
sächlich aus der darauf verwandten Arbeit hervorgeht, so muß man vorher wohl
überlegen, ob die Arbeit auch nachhaltig genug darauf verwandt werden könne,
ohne sie andern Produktionen, an welchen die Kraft des Bodens größern Antheil
hat, zu entziehen. Denn wenn man jene nicht vollführen könnte, so würde die
erste darauf verwandte Arbeit ganz verloren seyn.

Deshalb hat der sonst so vortheilhafte Bau mancher Gewächse, die viele Arbeit
erfordern, seine Bedenklichkeiten, insbesondere wenn diese Arbeit mit jenen wichti-
gern Arbeiten zusammentreffen könnte. Und da sich dies bei dem Bau einer großen
Mannigfaltigkeit von Gewächsen nicht leicht berechnen läßt, so muß man solchen
nicht unternehmen, wenn man nicht gewiß ist, zu jeder Zeit eine völlig dazu hin-
reichende Menge von Arbeitern und genugsame Aufsicht zu haben.

Aus dieser Ursach ist auch die von manchen angegebene Regel, daß ein Land-
wirth baare Ausgaben auf alle Weise vermeiden, und Alles zu eignem Bedarf selbst
erzielen soll, selten zu befolgen. Wozu auch noch dieses kommt, daß man nicht be-
rechnen kann, ob man den ungewissen Ertrag der Produktionen völlig benutzen
werde, der Verkauf derselben auf dem platten Lande aber mehrentheils sehr unge-
wiß ist, und die kleine Quantität dennoch eine weitere Versendung nicht verlohnt.

§. 157.

Uebrigens ist aber die Beachtung auch der kleinen Arbeiten von großer
Wichtigkeit, weil sonst zusammengenommen dabei viele Zeit verschwendet wird.
Müssen sie zu einer bestimmten Zeit und bei einer gewissen Witterung vorgenom-
men werden, so darf man sie nie aus dem Gedächtnisse verlieren, und muß sor-
gen, in diesem Zeitpunkte Arbeiter dafür zur Hand zu haben. Sind sie aber

Die Arbeit im Allgemeinen.
und daß man ſich auch mit zu vielen Arbeitern und Arbeitsvieh belaſten koͤnne,
verſteht ſich von ſelbſt.

Es giebt Produktionen, bei denen der Werth der Arbeit den Haupttheil aus-
macht. Es giebt andere, wobei zwar auch Arbeit nothwendig iſt, bei welchen
aber der Acker und die Duͤngung einen groͤßern Antheil haben, als jene. Auf
letztere muß die Arbeit vor allem verwandt werden, weil Acker und Duͤnger ohne
ſolche das ihrige auch nicht leiſten wuͤrden. Der Ueberfluß der Arbeit kann als-
dann auf erſtere verwandt werden, wenn ſie auch nur einen geringen Ueberſchuß
uͤber das, was ſie koſten, gaͤben.

Wenn man jedoch ſolche Produktionen unternimmt, deren Werth haupt-
ſaͤchlich aus der darauf verwandten Arbeit hervorgeht, ſo muß man vorher wohl
uͤberlegen, ob die Arbeit auch nachhaltig genug darauf verwandt werden koͤnne,
ohne ſie andern Produktionen, an welchen die Kraft des Bodens groͤßern Antheil
hat, zu entziehen. Denn wenn man jene nicht vollfuͤhren koͤnnte, ſo wuͤrde die
erſte darauf verwandte Arbeit ganz verloren ſeyn.

Deshalb hat der ſonſt ſo vortheilhafte Bau mancher Gewaͤchſe, die viele Arbeit
erfordern, ſeine Bedenklichkeiten, insbeſondere wenn dieſe Arbeit mit jenen wichti-
gern Arbeiten zuſammentreffen koͤnnte. Und da ſich dies bei dem Bau einer großen
Mannigfaltigkeit von Gewaͤchſen nicht leicht berechnen laͤßt, ſo muß man ſolchen
nicht unternehmen, wenn man nicht gewiß iſt, zu jeder Zeit eine voͤllig dazu hin-
reichende Menge von Arbeitern und genugſame Aufſicht zu haben.

Aus dieſer Urſach iſt auch die von manchen angegebene Regel, daß ein Land-
wirth baare Ausgaben auf alle Weiſe vermeiden, und Alles zu eignem Bedarf ſelbſt
erzielen ſoll, ſelten zu befolgen. Wozu auch noch dieſes kommt, daß man nicht be-
rechnen kann, ob man den ungewiſſen Ertrag der Produktionen voͤllig benutzen
werde, der Verkauf derſelben auf dem platten Lande aber mehrentheils ſehr unge-
wiß iſt, und die kleine Quantitaͤt dennoch eine weitere Verſendung nicht verlohnt.

§. 157.

Uebrigens iſt aber die Beachtung auch der kleinen Arbeiten von großer
Wichtigkeit, weil ſonſt zuſammengenommen dabei viele Zeit verſchwendet wird.
Muͤſſen ſie zu einer beſtimmten Zeit und bei einer gewiſſen Witterung vorgenom-
men werden, ſo darf man ſie nie aus dem Gedaͤchtniſſe verlieren, und muß ſor-
gen, in dieſem Zeitpunkte Arbeiter dafuͤr zur Hand zu haben. Sind ſie aber

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[110/0140] Die Arbeit im Allgemeinen. und daß man ſich auch mit zu vielen Arbeitern und Arbeitsvieh belaſten koͤnne, verſteht ſich von ſelbſt. Es giebt Produktionen, bei denen der Werth der Arbeit den Haupttheil aus- macht. Es giebt andere, wobei zwar auch Arbeit nothwendig iſt, bei welchen aber der Acker und die Duͤngung einen groͤßern Antheil haben, als jene. Auf letztere muß die Arbeit vor allem verwandt werden, weil Acker und Duͤnger ohne ſolche das ihrige auch nicht leiſten wuͤrden. Der Ueberfluß der Arbeit kann als- dann auf erſtere verwandt werden, wenn ſie auch nur einen geringen Ueberſchuß uͤber das, was ſie koſten, gaͤben. Wenn man jedoch ſolche Produktionen unternimmt, deren Werth haupt- ſaͤchlich aus der darauf verwandten Arbeit hervorgeht, ſo muß man vorher wohl uͤberlegen, ob die Arbeit auch nachhaltig genug darauf verwandt werden koͤnne, ohne ſie andern Produktionen, an welchen die Kraft des Bodens groͤßern Antheil hat, zu entziehen. Denn wenn man jene nicht vollfuͤhren koͤnnte, ſo wuͤrde die erſte darauf verwandte Arbeit ganz verloren ſeyn. Deshalb hat der ſonſt ſo vortheilhafte Bau mancher Gewaͤchſe, die viele Arbeit erfordern, ſeine Bedenklichkeiten, insbeſondere wenn dieſe Arbeit mit jenen wichti- gern Arbeiten zuſammentreffen koͤnnte. Und da ſich dies bei dem Bau einer großen Mannigfaltigkeit von Gewaͤchſen nicht leicht berechnen laͤßt, ſo muß man ſolchen nicht unternehmen, wenn man nicht gewiß iſt, zu jeder Zeit eine voͤllig dazu hin- reichende Menge von Arbeitern und genugſame Aufſicht zu haben. Aus dieſer Urſach iſt auch die von manchen angegebene Regel, daß ein Land- wirth baare Ausgaben auf alle Weiſe vermeiden, und Alles zu eignem Bedarf ſelbſt erzielen ſoll, ſelten zu befolgen. Wozu auch noch dieſes kommt, daß man nicht be- rechnen kann, ob man den ungewiſſen Ertrag der Produktionen voͤllig benutzen werde, der Verkauf derſelben auf dem platten Lande aber mehrentheils ſehr unge- wiß iſt, und die kleine Quantitaͤt dennoch eine weitere Verſendung nicht verlohnt. §. 157. Uebrigens iſt aber die Beachtung auch der kleinen Arbeiten von großer Wichtigkeit, weil ſonſt zuſammengenommen dabei viele Zeit verſchwendet wird. Muͤſſen ſie zu einer beſtimmten Zeit und bei einer gewiſſen Witterung vorgenom- men werden, ſo darf man ſie nie aus dem Gedaͤchtniſſe verlieren, und muß ſor- gen, in dieſem Zeitpunkte Arbeiter dafuͤr zur Hand zu haben. Sind ſie aber

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 1. Berlin, 1809, S. 110. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft01_1809/140>, abgerufen am 28.03.2024.