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Tewes, Hermann: Menschenrassen und Völkertypen. Bd. 2. 2. Aufl. Leipzig, 1913.

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für die sie mit Schaffellen überspannte Töpfe benutzen. Ihr
musikalisches Talent wird namentlich von Missionaren gerühmt, die
ihre Gelehrigkeit in der Erlernung der Kirchengesänge kennen ge-
lernt haben. Die Hottentotten eignen sich mit Leichtigkeit fremde
Sprachen an, sind auch Schöpfer feiner Skulpturen und zeichnen
sich durch Erzählertalent und Phantasie aus, die sich besonders
in den uns überlieferten Sagen und Märchen offenbart. Vor allem
lassen die Tierfabeln, die unseren Erzählungen von Reineke-Fuchs
sehr ähnlich sind, eine reiche Phantasie und feine Charakteristik
erkennen. In diesen Tierfabeln wird von der Überlistung des Löwen
und anderer großer Tiere durch den Schakal, der statt des Fuchses
die Hauptrolle spielt, von der Plumpheit des Elefanten und der
Schlauheit des Pavians erzählt und dabei scharfe Beobachtungsgabe
und praktische Weisheit an den Tag gelegt. Es spricht sich in
diesen Dichtungen ein starkes Selbstbewußtsein des Hottentotten
aus, denn im Schakal zeichnet er keinen andern als sich selbst, in
den von diesem überlisteten Tieren aber seine Unterdrücker, die
Glieder der weißen Rasse, nicht zuletzt den Buren, sogar seine
Wohltäter, die Missionare.

Die Hottentotten haben infolge ihrer wandernden Lebensweise
keine hochentwickelte Industrie, aber sie verstehen die Töpferei,
Schmiedekunst, die Herstellung der Binsenmatten zur Bedeckung
ihrer Hütten und sind in der Bearbeitung des Leders erfahren.
Sie fertigen aus Ton Schüsseln und Töpfe meist in Form breit-
bauchiger Urnen mit schmalem Boden, kaum faustgroßer Öffnung
und zwei Ösen für die Aufhängeschnur. Sie stellen diese Geräte
aus freier Hand her, schnitzen solche auch aus Holz, ebenso Löffel
aus Schildkrötenschalen, Ochsenhörnern und Muscheln und fertigen
Messer aus Eisen, das sie wie alle Afrikaner auch zu schmelzen
verstehen. Die Felle werden im frischen Zustand mit Fett und
Kuhmist eingerieben und mit dem Wurfstock geschlagen; sie be-
halten die Haare und werden weich und dauerhaft.

In der Beurteilung des Charakters der Hottentotten gehen die
Ansichten der Beobachter teilweise auseinander. Während die einen
ihnen Großmannssucht, Wankelmut, Lügenhaftigkeit und Hang zum
Stehlen nachsagen, rühmen die andern, namentlich ältere Beobachter,
ihre Ehrlichkeit und Treue, die sie besonders im Dienste anderer,
als Knechte und Soldaten, bewiesen haben sollen; während die einen
ihre Sinnlichkeit tadeln, loben andere ihren sittenstrengen Wandel,

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für die sie mit Schaffellen überspannte Töpfe benutzen. Ihr
musikalisches Talent wird namentlich von Missionaren gerühmt, die
ihre Gelehrigkeit in der Erlernung der Kirchengesänge kennen ge-
lernt haben. Die Hottentotten eignen sich mit Leichtigkeit fremde
Sprachen an, sind auch Schöpfer feiner Skulpturen und zeichnen
sich durch Erzählertalent und Phantasie aus, die sich besonders
in den uns überlieferten Sagen und Märchen offenbart. Vor allem
lassen die Tierfabeln, die unseren Erzählungen von Reineke-Fuchs
sehr ähnlich sind, eine reiche Phantasie und feine Charakteristik
erkennen. In diesen Tierfabeln wird von der Überlistung des Löwen
und anderer großer Tiere durch den Schakal, der statt des Fuchses
die Hauptrolle spielt, von der Plumpheit des Elefanten und der
Schlauheit des Pavians erzählt und dabei scharfe Beobachtungsgabe
und praktische Weisheit an den Tag gelegt. Es spricht sich in
diesen Dichtungen ein starkes Selbstbewußtsein des Hottentotten
aus, denn im Schakal zeichnet er keinen andern als sich selbst, in
den von diesem überlisteten Tieren aber seine Unterdrücker, die
Glieder der weißen Rasse, nicht zuletzt den Buren, sogar seine
Wohltäter, die Missionare.

Die Hottentotten haben infolge ihrer wandernden Lebensweise
keine hochentwickelte Industrie, aber sie verstehen die Töpferei,
Schmiedekunst, die Herstellung der Binsenmatten zur Bedeckung
ihrer Hütten und sind in der Bearbeitung des Leders erfahren.
Sie fertigen aus Ton Schüsseln und Töpfe meist in Form breit-
bauchiger Urnen mit schmalem Boden, kaum faustgroßer Öffnung
und zwei Ösen für die Aufhängeschnur. Sie stellen diese Geräte
aus freier Hand her, schnitzen solche auch aus Holz, ebenso Löffel
aus Schildkrötenschalen, Ochsenhörnern und Muscheln und fertigen
Messer aus Eisen, das sie wie alle Afrikaner auch zu schmelzen
verstehen. Die Felle werden im frischen Zustand mit Fett und
Kuhmist eingerieben und mit dem Wurfstock geschlagen; sie be-
halten die Haare und werden weich und dauerhaft.

In der Beurteilung des Charakters der Hottentotten gehen die
Ansichten der Beobachter teilweise auseinander. Während die einen
ihnen Großmannssucht, Wankelmut, Lügenhaftigkeit und Hang zum
Stehlen nachsagen, rühmen die andern, namentlich ältere Beobachter,
ihre Ehrlichkeit und Treue, die sie besonders im Dienste anderer,
als Knechte und Soldaten, bewiesen haben sollen; während die einen
ihre Sinnlichkeit tadeln, loben andere ihren sittenstrengen Wandel,

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[— 67 —/0071] für die sie mit Schaffellen überspannte Töpfe benutzen. Ihr musikalisches Talent wird namentlich von Missionaren gerühmt, die ihre Gelehrigkeit in der Erlernung der Kirchengesänge kennen ge- lernt haben. Die Hottentotten eignen sich mit Leichtigkeit fremde Sprachen an, sind auch Schöpfer feiner Skulpturen und zeichnen sich durch Erzählertalent und Phantasie aus, die sich besonders in den uns überlieferten Sagen und Märchen offenbart. Vor allem lassen die Tierfabeln, die unseren Erzählungen von Reineke-Fuchs sehr ähnlich sind, eine reiche Phantasie und feine Charakteristik erkennen. In diesen Tierfabeln wird von der Überlistung des Löwen und anderer großer Tiere durch den Schakal, der statt des Fuchses die Hauptrolle spielt, von der Plumpheit des Elefanten und der Schlauheit des Pavians erzählt und dabei scharfe Beobachtungsgabe und praktische Weisheit an den Tag gelegt. Es spricht sich in diesen Dichtungen ein starkes Selbstbewußtsein des Hottentotten aus, denn im Schakal zeichnet er keinen andern als sich selbst, in den von diesem überlisteten Tieren aber seine Unterdrücker, die Glieder der weißen Rasse, nicht zuletzt den Buren, sogar seine Wohltäter, die Missionare. Die Hottentotten haben infolge ihrer wandernden Lebensweise keine hochentwickelte Industrie, aber sie verstehen die Töpferei, Schmiedekunst, die Herstellung der Binsenmatten zur Bedeckung ihrer Hütten und sind in der Bearbeitung des Leders erfahren. Sie fertigen aus Ton Schüsseln und Töpfe meist in Form breit- bauchiger Urnen mit schmalem Boden, kaum faustgroßer Öffnung und zwei Ösen für die Aufhängeschnur. Sie stellen diese Geräte aus freier Hand her, schnitzen solche auch aus Holz, ebenso Löffel aus Schildkrötenschalen, Ochsenhörnern und Muscheln und fertigen Messer aus Eisen, das sie wie alle Afrikaner auch zu schmelzen verstehen. Die Felle werden im frischen Zustand mit Fett und Kuhmist eingerieben und mit dem Wurfstock geschlagen; sie be- halten die Haare und werden weich und dauerhaft. In der Beurteilung des Charakters der Hottentotten gehen die Ansichten der Beobachter teilweise auseinander. Während die einen ihnen Großmannssucht, Wankelmut, Lügenhaftigkeit und Hang zum Stehlen nachsagen, rühmen die andern, namentlich ältere Beobachter, ihre Ehrlichkeit und Treue, die sie besonders im Dienste anderer, als Knechte und Soldaten, bewiesen haben sollen; während die einen ihre Sinnlichkeit tadeln, loben andere ihren sittenstrengen Wandel, 5*

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Zitationshilfe: Tewes, Hermann: Menschenrassen und Völkertypen. Bd. 2. 2. Aufl. Leipzig, 1913, S. — 67 —. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tewes_menschenrassen_1913/71>, abgerufen am 24.11.2024.