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Tewes, Hermann: Menschenrassen und Völkertypen. Bd. 2. 2. Aufl. Leipzig, 1913.

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spielten die der Jünglinge und unverheirateten Männer meist eine
besondere Rolle. Die Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung
und die Rechtspflege lag nicht selten diesen Gesellschaften ob.
Daneben war das Häuptlingswesen nicht besonders entwickelt. Der
Häuptling traf wohl die Anordnungen bei der Jagd und führte die
Krieger an, aber wichtige Entscheidungen selbständig zu treffen,
war er nicht befugt. Diese wurden in gemeinsamer Versammlung
beschlossen, bei der jeder einzelne Krieger seine Ansicht äußerte
und die Mehrheit der Stimmen entschied.

Ein höchstes Wesen nahmen die Sioux wohl an, wie schließlich
alle Indianer, aber sie verehrten es nicht und bezeichneten es auch
ganz unbestimmt, etwa als den guten Geist oder den Herrn des
Lebens oder in ähnlicher Weise. Im Mittelpunkte ihrer religiösen
Handlungen, wenn von solchen überhaupt geredet werden kann,
stand dasselbe nicht. Im Grunde bestand ihr Kultus aus Zauber-
handlungen, die darauf hinausliefen, die durch Dämonen drohenden
Übel abzuwenden oder die sich mit den Jagdtieren beschäftigten,
von deren Gedeihen das Wohl des Stammes abhing. In dieser
Beziehung bezweckten die Zauberhandlungen, den erlegten Büffel
zu versöhnen, die Herde anzulocken und für ihre Vermehrung zu
sorgen. Zu solchen magischen Handlungen gehörten das Anblasen
des getöteten Büffels mit Tabaksrauch und die Tänze, die man,
mit Büffelfellen maskiert, aufführte. Der Zauberarzt oder Schamane
stand auch bei den Sioux in großem Ansehen; ihm lag es vor allen
Dingen ob, bei Krankheiten und andern Unglücksfällen helfend ein-
zugreifen. Er arbeitete mit Trommeln, ledernen Rasseln, Medizin-
beuteln und Tabakspfeifen. Da die Sioux kein höchstes Wesen
verehrten, so hatten sie auch keine Gotteshäuser; kaum daß man
von Stammesheiligtümern bei ihnen reden kann, wenn nicht der
heilige Pfahl dafür gelten darf, der beim Sonnentanzfeste aufgerichtet
wurde, das man auf Grund von Gelübden, Erscheinungen und Träumen
veranstaltete und bei dem mit Marterszenen verbundene Tänze auf-
geführt wurden. Wo sich die Indianer zu seßhafter Lebensweise
bequemt haben, da hat heut schon das Christentum bei ihnen Ein-
gang gefunden; Kirchen und Schulen sind entstanden, und der rote
Mann hat die Segnungen der Zivilisation kennen gelernt.

Der Indianer ist stolz, schweigsam und außergewöhnlich ernst,
standhaft und kaltblütig; er verrät weder Schmerz noch große
Freude und erträgt Gefangenschaft und Qualen ohne Murren, so daß

spielten die der Jünglinge und unverheirateten Männer meist eine
besondere Rolle. Die Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung
und die Rechtspflege lag nicht selten diesen Gesellschaften ob.
Daneben war das Häuptlingswesen nicht besonders entwickelt. Der
Häuptling traf wohl die Anordnungen bei der Jagd und führte die
Krieger an, aber wichtige Entscheidungen selbständig zu treffen,
war er nicht befugt. Diese wurden in gemeinsamer Versammlung
beschlossen, bei der jeder einzelne Krieger seine Ansicht äußerte
und die Mehrheit der Stimmen entschied.

Ein höchstes Wesen nahmen die Sioux wohl an, wie schließlich
alle Indianer, aber sie verehrten es nicht und bezeichneten es auch
ganz unbestimmt, etwa als den guten Geist oder den Herrn des
Lebens oder in ähnlicher Weise. Im Mittelpunkte ihrer religiösen
Handlungen, wenn von solchen überhaupt geredet werden kann,
stand dasselbe nicht. Im Grunde bestand ihr Kultus aus Zauber-
handlungen, die darauf hinausliefen, die durch Dämonen drohenden
Übel abzuwenden oder die sich mit den Jagdtieren beschäftigten,
von deren Gedeihen das Wohl des Stammes abhing. In dieser
Beziehung bezweckten die Zauberhandlungen, den erlegten Büffel
zu versöhnen, die Herde anzulocken und für ihre Vermehrung zu
sorgen. Zu solchen magischen Handlungen gehörten das Anblasen
des getöteten Büffels mit Tabaksrauch und die Tänze, die man,
mit Büffelfellen maskiert, aufführte. Der Zauberarzt oder Schamane
stand auch bei den Sioux in großem Ansehen; ihm lag es vor allen
Dingen ob, bei Krankheiten und andern Unglücksfällen helfend ein-
zugreifen. Er arbeitete mit Trommeln, ledernen Rasseln, Medizin-
beuteln und Tabakspfeifen. Da die Sioux kein höchstes Wesen
verehrten, so hatten sie auch keine Gotteshäuser; kaum daß man
von Stammesheiligtümern bei ihnen reden kann, wenn nicht der
heilige Pfahl dafür gelten darf, der beim Sonnentanzfeste aufgerichtet
wurde, das man auf Grund von Gelübden, Erscheinungen und Träumen
veranstaltete und bei dem mit Marterszenen verbundene Tänze auf-
geführt wurden. Wo sich die Indianer zu seßhafter Lebensweise
bequemt haben, da hat heut schon das Christentum bei ihnen Ein-
gang gefunden; Kirchen und Schulen sind entstanden, und der rote
Mann hat die Segnungen der Zivilisation kennen gelernt.

Der Indianer ist stolz, schweigsam und außergewöhnlich ernst,
standhaft und kaltblütig; er verrät weder Schmerz noch große
Freude und erträgt Gefangenschaft und Qualen ohne Murren, so daß

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Zitationshilfe: Tewes, Hermann: Menschenrassen und Völkertypen. Bd. 2. 2. Aufl. Leipzig, 1913, S. — 55 —. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tewes_menschenrassen_1913/59>, abgerufen am 25.11.2024.