Ohne noch darauf zu sehen, ob es Eigenmacht, oder nur fremde Macht ist, welche diese Aktion her- vorbringet, muß doch da, wo die Aktion auswärts her- ausgehet, und in einem andern Objekt die Wirkung verursachet, noch ein äußerer Umstand hinzu kom- men, woraus sich begreiffen läßt, warum sie eben auf diesen Gegenstand, und keinen andern trift, von dieser Seite, und auf diese Art, und nicht anders *). Die- ser Umstand bestehet in einer gewissen Lage des äus- sern leidenden Objekts gegen die Kraft. Wo das thätige Wesen in sich selbst wirket, fällt dieses Erfoderniß weg. Es ist aber klar, daß da, wo dieser äußere Umstand weiter nichts, als eine unwirksame Beziehung der Kraft auf ihren Gegenstand in sich hält, solcher zwar als ein Theil des ganzen zureichen- den Grundes, warum das, was geschieht, so ge- schieht und nicht anders, angesehen, und also auch in dem ganzen entscheidenden Grunde der Aktion be- griffen werden müsse, aber daß auch dieß nicht hindere, daß nicht die erfolgende Aktion selbst ihrem ganzen in- nern Gehalt und ihrer Beschaffenheit nach, der Art und Weise der Thätigkeit nach, ihrer Stärke und Richtung nach, völlig und allein in dem Jnnern des handelnden Wesen, ihren ganzen zureichenden Grund haben, und eine diesem innern Princip entspre- chende Wirkung seyn könne. Denn nichts, als dasje- nige, worinn die Aktion, wenn sie so zu sagen außer dem thätigen Wesen heraus ist, umgeändert wird, -- und das giebt der Wirkung freylich oft ein ganz entge- gengesetztes Ansehen, -- hängt in dem hier angenom- menen Fall von dem Daseyn, von der Receptivität, und von der Lage des leidenden Objekts ab. Ob aber die Aktion völlig oder zum Theil selbstthätig aus Ei-
genmacht,
*) Erst. Th. viert. Vers. IV. 2. 3.
D 3
und Freyheit.
Ohne noch darauf zu ſehen, ob es Eigenmacht, oder nur fremde Macht iſt, welche dieſe Aktion her- vorbringet, muß doch da, wo die Aktion auswaͤrts her- ausgehet, und in einem andern Objekt die Wirkung verurſachet, noch ein aͤußerer Umſtand hinzu kom- men, woraus ſich begreiffen laͤßt, warum ſie eben auf dieſen Gegenſtand, und keinen andern trift, von dieſer Seite, und auf dieſe Art, und nicht anders *). Die- ſer Umſtand beſtehet in einer gewiſſen Lage des aͤuſ- ſern leidenden Objekts gegen die Kraft. Wo das thaͤtige Weſen in ſich ſelbſt wirket, faͤllt dieſes Erfoderniß weg. Es iſt aber klar, daß da, wo dieſer aͤußere Umſtand weiter nichts, als eine unwirkſame Beziehung der Kraft auf ihren Gegenſtand in ſich haͤlt, ſolcher zwar als ein Theil des ganzen zureichen- den Grundes, warum das, was geſchieht, ſo ge- ſchieht und nicht anders, angeſehen, und alſo auch in dem ganzen entſcheidenden Grunde der Aktion be- griffen werden muͤſſe, aber daß auch dieß nicht hindere, daß nicht die erfolgende Aktion ſelbſt ihrem ganzen in- nern Gehalt und ihrer Beſchaffenheit nach, der Art und Weiſe der Thaͤtigkeit nach, ihrer Staͤrke und Richtung nach, voͤllig und allein in dem Jnnern des handelnden Weſen, ihren ganzen zureichenden Grund haben, und eine dieſem innern Princip entſpre- chende Wirkung ſeyn koͤnne. Denn nichts, als dasje- nige, worinn die Aktion, wenn ſie ſo zu ſagen außer dem thaͤtigen Weſen heraus iſt, umgeaͤndert wird, — und das giebt der Wirkung freylich oft ein ganz entge- gengeſetztes Anſehen, — haͤngt in dem hier angenom- menen Fall von dem Daſeyn, von der Receptivitaͤt, und von der Lage des leidenden Objekts ab. Ob aber die Aktion voͤllig oder zum Theil ſelbſtthaͤtig aus Ei-
genmacht,
*) Erſt. Th. viert. Verſ. IV. 2. 3.
D 3
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und Freyheit.
Ohne noch darauf zu ſehen, ob es Eigenmacht,
oder nur fremde Macht iſt, welche dieſe Aktion her-
vorbringet, muß doch da, wo die Aktion auswaͤrts her-
ausgehet, und in einem andern Objekt die Wirkung
verurſachet, noch ein aͤußerer Umſtand hinzu kom-
men, woraus ſich begreiffen laͤßt, warum ſie eben auf
dieſen Gegenſtand, und keinen andern trift, von dieſer
Seite, und auf dieſe Art, und nicht anders *). Die-
ſer Umſtand beſtehet in einer gewiſſen Lage des aͤuſ-
ſern leidenden Objekts gegen die Kraft. Wo
das thaͤtige Weſen in ſich ſelbſt wirket, faͤllt dieſes
Erfoderniß weg. Es iſt aber klar, daß da, wo dieſer
aͤußere Umſtand weiter nichts, als eine unwirkſame
Beziehung der Kraft auf ihren Gegenſtand in ſich
haͤlt, ſolcher zwar als ein Theil des ganzen zureichen-
den Grundes, warum das, was geſchieht, ſo ge-
ſchieht und nicht anders, angeſehen, und alſo auch in
dem ganzen entſcheidenden Grunde der Aktion be-
griffen werden muͤſſe, aber daß auch dieß nicht hindere,
daß nicht die erfolgende Aktion ſelbſt ihrem ganzen in-
nern Gehalt und ihrer Beſchaffenheit nach, der
Art und Weiſe der Thaͤtigkeit nach, ihrer Staͤrke und
Richtung nach, voͤllig und allein in dem Jnnern
des handelnden Weſen, ihren ganzen zureichenden
Grund haben, und eine dieſem innern Princip entſpre-
chende Wirkung ſeyn koͤnne. Denn nichts, als dasje-
nige, worinn die Aktion, wenn ſie ſo zu ſagen außer
dem thaͤtigen Weſen heraus iſt, umgeaͤndert wird, —
und das giebt der Wirkung freylich oft ein ganz entge-
gengeſetztes Anſehen, — haͤngt in dem hier angenom-
menen Fall von dem Daſeyn, von der Receptivitaͤt,
und von der Lage des leidenden Objekts ab. Ob aber
die Aktion voͤllig oder zum Theil ſelbſtthaͤtig aus Ei-
genmacht,
*) Erſt. Th. viert. Verſ. IV. 2. 3.
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Tetens, Johann Nicolas: Philosophische Versuche über die menschliche Natur und ihre Entwickelung. Bd. 2. Leipzig, 1777, S. 53. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tetens_versuche02_1777/83>, abgerufen am 25.11.2024.
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