gattungen auf der Erde. Weiße und Schwarze, Weiße und Rothe, haben allenthalben fruchtbare Nachkommen erzielet, die entweder ihr eigenes Geschlecht als Mulat- ten und Kreolen fortgepflanzet, oder sich wiederum in Eines von den ersten ursprünglichen Geschlechtern verlo- ren haben. Jndessen kann man aus diesem Grunde Homes Meinung, von einer Verschiedenheit an Abstam- mung, nicht widerlegen. Dazu gehöret eine Untersu- chung, die mit mehrern Schwierigkeiten verbunden ist.
Wenn man die weitern Grade der Verschiedenartig- keit bestimmen will, muß man die Beyspiele aus dem übrigen Thierreiche vor Augen haben. Das Nämliche, was hier von dem Unterschiede der Menschen gesagt ist, kann allgemeiner gesagt und auf das Thierreich über- haupt, so weit als eine Fortpflanzung durch die Verbin- dung zweyer Geschlechter vor sich geht, und auch gewis- sermaßen auf die Pflanzen, übergetragen werden. Aber ich erinnere nur beyläufig, weil es meine Absicht nicht ist, das Princip der Specifikation in seiner ganzen Allgemeinheit und in allen seinen Anwendungen aufzu- suchen, daß man bey den übrigen Wesen des animali- schen Reiches, und bey den Pflanzen, andere Bestim- mungsgründe der Verschiedenheit und der Affinitäten in den Arten und Geschlechtern habe und gebrauchen müsse.
Wenn eine Verschiedenartigkeit vorhanden ist, so wird aus der Vermischung keine Frucht erzielet; die das Princip der Fortpflanzung vollständig in sich habe. Jnzwischen kann solches auf eine unvollkommene Weise vorhanden seyn.
Die Frucht kann sich nicht fruchtbar vermischen mit ihres Gleichen, aber doch mit Jndividuen, die zu der Art des Vaters oder der Mutter gehören. Dieß ist eine Stufe der Bastarten. Sie setzet in den zeugenden Aeltern eine Verschiedenheit an der Art vor-
aus,
XIV. Verſ. Ueber die Perfektibilitaͤt
gattungen auf der Erde. Weiße und Schwarze, Weiße und Rothe, haben allenthalben fruchtbare Nachkommen erzielet, die entweder ihr eigenes Geſchlecht als Mulat- ten und Kreolen fortgepflanzet, oder ſich wiederum in Eines von den erſten urſpruͤnglichen Geſchlechtern verlo- ren haben. Jndeſſen kann man aus dieſem Grunde Homes Meinung, von einer Verſchiedenheit an Abſtam- mung, nicht widerlegen. Dazu gehoͤret eine Unterſu- chung, die mit mehrern Schwierigkeiten verbunden iſt.
Wenn man die weitern Grade der Verſchiedenartig- keit beſtimmen will, muß man die Beyſpiele aus dem uͤbrigen Thierreiche vor Augen haben. Das Naͤmliche, was hier von dem Unterſchiede der Menſchen geſagt iſt, kann allgemeiner geſagt und auf das Thierreich uͤber- haupt, ſo weit als eine Fortpflanzung durch die Verbin- dung zweyer Geſchlechter vor ſich geht, und auch gewiſ- ſermaßen auf die Pflanzen, uͤbergetragen werden. Aber ich erinnere nur beylaͤufig, weil es meine Abſicht nicht iſt, das Princip der Specifikation in ſeiner ganzen Allgemeinheit und in allen ſeinen Anwendungen aufzu- ſuchen, daß man bey den uͤbrigen Weſen des animali- ſchen Reiches, und bey den Pflanzen, andere Beſtim- mungsgruͤnde der Verſchiedenheit und der Affinitaͤten in den Arten und Geſchlechtern habe und gebrauchen muͤſſe.
Wenn eine Verſchiedenartigkeit vorhanden iſt, ſo wird aus der Vermiſchung keine Frucht erzielet; die das Princip der Fortpflanzung vollſtaͤndig in ſich habe. Jnzwiſchen kann ſolches auf eine unvollkommene Weiſe vorhanden ſeyn.
Die Frucht kann ſich nicht fruchtbar vermiſchen mit ihres Gleichen, aber doch mit Jndividuen, die zu der Art des Vaters oder der Mutter gehoͤren. Dieß iſt eine Stufe der Baſtarten. Sie ſetzet in den zeugenden Aeltern eine Verſchiedenheit an der Art vor-
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XIV. Verſ. Ueber die Perfektibilitaͤt
gattungen auf der Erde. Weiße und Schwarze, Weiße
und Rothe, haben allenthalben fruchtbare Nachkommen
erzielet, die entweder ihr eigenes Geſchlecht als Mulat-
ten und Kreolen fortgepflanzet, oder ſich wiederum in
Eines von den erſten urſpruͤnglichen Geſchlechtern verlo-
ren haben. Jndeſſen kann man aus dieſem Grunde
Homes Meinung, von einer Verſchiedenheit an Abſtam-
mung, nicht widerlegen. Dazu gehoͤret eine Unterſu-
chung, die mit mehrern Schwierigkeiten verbunden iſt.
Wenn man die weitern Grade der Verſchiedenartig-
keit beſtimmen will, muß man die Beyſpiele aus dem
uͤbrigen Thierreiche vor Augen haben. Das Naͤmliche,
was hier von dem Unterſchiede der Menſchen geſagt iſt,
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haupt, ſo weit als eine Fortpflanzung durch die Verbin-
dung zweyer Geſchlechter vor ſich geht, und auch gewiſ-
ſermaßen auf die Pflanzen, uͤbergetragen werden. Aber
ich erinnere nur beylaͤufig, weil es meine Abſicht nicht
iſt, das Princip der Specifikation in ſeiner ganzen
Allgemeinheit und in allen ſeinen Anwendungen aufzu-
ſuchen, daß man bey den uͤbrigen Weſen des animali-
ſchen Reiches, und bey den Pflanzen, andere Beſtim-
mungsgruͤnde der Verſchiedenheit und der Affinitaͤten
in den Arten und Geſchlechtern habe und gebrauchen
muͤſſe.
Wenn eine Verſchiedenartigkeit vorhanden iſt,
ſo wird aus der Vermiſchung keine Frucht erzielet; die
das Princip der Fortpflanzung vollſtaͤndig in ſich
habe. Jnzwiſchen kann ſolches auf eine unvollkommene
Weiſe vorhanden ſeyn.
Die Frucht kann ſich nicht fruchtbar vermiſchen
mit ihres Gleichen, aber doch mit Jndividuen, die zu
der Art des Vaters oder der Mutter gehoͤren. Dieß
iſt eine Stufe der Baſtarten. Sie ſetzet in den
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Tetens, Johann Nicolas: Philosophische Versuche über die menschliche Natur und ihre Entwickelung. Bd. 2. Leipzig, 1777, S. 566. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tetens_versuche02_1777/596>, abgerufen am 22.11.2024.
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